Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, hat beim Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr eine alleinige Fixierung auf Militärfragen kritisiert. Wer den Frieden wolle, müsse ihn auch vorbereiten, sagte Brahms am Sonntag bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Villigst in Schwerte (Nordrhein-Westfalen). Die deutsche Politik sei bislang vor allem nach dem Grundsatz verfahren, sich möglichst wenig engagieren zu wollen, sagte Brahms, der auch Leitender Geistlicher der Bremischen Evangelischen Kirche ist.
Oberstleutnant Thomas Sohst kritisierte hingegen zu hohe Erwartungen an den Bundeswehreinsatz. "Soldaten können keinen Frieden bringen", erklärte der Vorsitzende des Landesverbandes West des Deutschen Bundeswehrverbandes. Sie könnten allenfalls die Bedingungen dafür schaffen, dass ehemals verfeindete Bevölkerungsgruppen wieder miteinander sprechen.
Der frühere verteidigungspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Winfried Nachtwei, äußerte sich zuversichtlich über das Engagement junger Menschen in Afghanistan, am Aufbau des Landes aktiv mitzuwirken. Zugleich forderte er die Bundesregierung auf, denjenigen Afghanen die Übersiedlung nach Deutschland zu ermöglichen, die den deutschen Truppen geholfen haben. Diese müssten nun befürchten, nach dem Abzug der Bundeswehr ins Visier von radikalen Kräften zu geraten. Zur Aufnahme dieser Menschen müsse Deutschland bereit sein.
"Die politische Führung macht es sich zu einfach"
Der Geschäftsführer des Hilfswerks medico international, Thomas Gebauer, verlangte, die eigenen Motive offen zulegen. Es gebe zweifellos legitime Sicherheitsinteressen Deutschlands und des Westens in Afghanistan. Aber die politische Führung mache es sich zu einfach, wenn sie fordere, dass auch die Hilfsorganisationen Teil dieser Sicherheitsstruktur bis zur Übergabe der Sicherverantwortung an die Afghanen im Jahr 2014 werden müssten.
Der verteidigungspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Linken, Paul Schäfer, forderte die Aufnahme von Verhandlungen über einen Waffenstillstand unter Einbeziehung auch der radikalen Taliban. Die ARD-Korrespondentin für Südostasien, Sabina Matthay, sprach hingegen den radikalen Taliban den Willen für Verhandlungen ab. Afghanistan benötige auch weiterhin der Hilfe des Westens. Allerdings müsste mehr für den Aufbau ziviler Strukturen getan werden.