"Es gibt keine großen Fortschritte mehr", sagte der katholische Theologe am Donnerstagabend in Berlin. Darin stimme er mit den Prognosen zahlreicher evangelischer Bischöfe überein. Kasper, der 2010 als "Ökumene-Minister" des Vatikans in den Ruhestand getreten war, nannte vor allem Unterschiede im Kirchen- und Amtsverständnis, bei der Sakramentslehre und der Heiligenverehrung. Neue Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Kirche über ethische und moralische Fragen seien in jüngster Zeit hinzugekommen, sagte der 78-Jährige.
Rückblickend auf das 20. Jahrhundert verwies er jedoch auf Erfolge in der Annäherung zwischen Katholiken und Protestanten. "Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten vieles erreicht", sagte der Theologe. "Man schätzt sich, man feiert gemeinsam Gottesdienst und liest gemeinsam die heilige Schrift." Dies sei die fruchtbarste Form der Ökumene.
"Wir müssen das Lutherjubiläum gemeinsam begehen"
Mit Blick auf das Lutherjubiläum, das die evangelische Kirche im Jahr 2017 feiert, sagte Kasper: "Wir müssen das gemeinsam begehen." Für katholische Christen sei der 500. Jahrestag von Martin Luthers Thesenanschlag zwar kein Jubiläum. Sie könnten die Feierlichkeiten aber als Gedenktag begehen. Der Thesenanschlag im Jahr 1517 gilt als der Beginn der Reformation.
Der deutsche Kurienkardinal, der während des Papstbesuches in Deutschland an dem Ökumene-Treffen in Erfurt teilgenommen hatte, würdigte die Person Martin Luthers. Die katholische Kirche habe die Schriftauslegung und die Lieder des Reformators schätzen gelernt. Heute werde allgemein anerkannt, dass es Luther um ein ökumenisches Anliegen gegangen sei. Auch der Papst habe in Erfurt festgestellt, "dass es Luther um Gott ging".
Zur Säkularisierung in Deutschland sagte der ehemalige Präsident des Einheitsrates: Beim Thema Mission müssten evangelische und katholische Kirche zusammenstehen. "Nur wenn wir Zusammenstehen haben wir Glaubwürdigkeit". Die heutige Zeit zwinge hier zu Zusammenarbeit.