Herzschlag und neue Sprache: Synode diskutiert über Mission

Herzschlag und neue Sprache: Synode diskutiert über Mission
Wie können die Christen ihren Glauben so leben und über ihn sprechen, dass er auch für Fernstehende attraktiv wird? Das Thema Mission steht im Mittelpunkt der Magdeburger Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Dabei wurde vor allem eines deutlich: Nur wenn die Kirche von sich selbst überzeugt ist, kann sie auch andere überzeugen.
07.11.2011
Von Bernd Buchner

Jesu Auftrag ist unmissverständlich: "Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker. Taufet sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe". Den Missionsbefehl hat die Kirche über Jahrhunderte hinweg ernst genommen. Doch zu oft war die Weitergabe des Glaubens in Übersee mit Kolonisierung und Unterdrückung verbunden. Kreuz und Schwert gingen einher, die Bibeln folgten den Gewehren. So ist der Begriff "Mission" politisch und historisch belastet.

Wenn die evangelische Kirche heute über das Thema spricht, meint sie nicht mehr den Export der christlichen Botschaft in ferne Kontinente, sondern die Neuevangelisierung in den zunehmend säkularen Gesellschaften des Westens. Seit Jahren ist das Thema wieder aktuell, schon auf der Leipziger EKD-Synode 1999 wurde intensiv diskutiert, wie in Deutschland wieder mehr Menschen zum Glauben gebracht werden können. Das "Zentrum Mission in der Region" ist nur eine von zahllosen Initiativen, die in der Folgezeit entstanden.

"Was hindert's, dass ich Christ werde?"

Mission sei heute "unser Herzschlag", sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister zur Einführung ins Schwerpunktthema der diesjährigen Synodentagung in Magdeburg. Das Leitwort "Was hindert's, dass ich Christ werde?" wandelt ein Wort aus der Apostelgeschichte (Apg 8,36) ab. Ein Kirchenparlament, das nach Mission frage, so Meister, müsse zunächst über Gott und Christus sprechen. "Warum ist die Rede von Gott aus dem Wortschatz vieler Menschen herausgefallen?"

Vier Stimmen, wie sie unterschiedlicher nicht hätten klingen können, verdeutlichten in der Plenumsdiskussion die unterschiedlichen Facetten des Themas. Max Bank von "attac" ließ sich als 27-Jähriger taufen, weil er den Glauben in der christlich-abendländischen Gesellschaft wichtig findet. "Wäre ich in Asien aufgewachsen, wäre ich sicherlich Buddhist geworden." Die Sängerin und Schauspielerin Pascal von Wroblewsky machte dagegen deutlich, dass Glaube kein Teil ihres Denkens ist: "Religion wird niemals meine Muttersprache sein." Sie sei "unbekehrbar".

Als Suchender stellte sich Pavel Richter vor, Geschäftsführer von "Wikimedia" in Deutschland. Er sei zwar nicht getauft, aber deshalb kein Nicht-Christ. Gegenüber der Kirche sei er allerdings indifferent, die Kirchensteuer hält er für einen Fehler, "denn sie macht satt". Warum er nicht Mitglied sei? "Ich weiß es nicht. Ich brauche die Kirche für meinen Glauben, für mein Christsein nicht." Richter gab die Frage an die Delegierten zurück: "Wofür braucht denn die Kirche mich?"

Einen soziologischen Blick warf die Tübinger Theologin Birgit Weyel auf das Thema Kirchlichkeit und Entkirchlichung. Zwar habe sich das religiöse Leben individualisiert und pluralisiert, doch oft werde gar nicht mehr wahrgenommen, wie stark die westlichen Gesellschaften vom Christentum geprägt seien. Dass sich das nicht mehr notwendig in Kirchenzugehörigkeit widerspiegelt, steht auf einem anderen Blatt. Gleichwohl will die EKD "gegen den Trend wachsen". Jedes Jahr treten immerhin 60.000 Menschen neu in die Kirche ein oder kehren zurück.

Kirche hat Angst vor Veränderungen

Als wichtige Voraussetzung für eine gelingende Mission sieht EKD-Ratschef Nikolaus Schneider, "dass die Kirche selbst bei sich anfängt und sich neu zu ihrer Sache rufen lässt". Dieser Gedanke findet sich auch im Beschlussentwurf für die Synode, der zum Schluss der Diskussion von Landesbischof Meister eingebracht wurde. Darin ist ausführlich von innerkirchlichen Problemen die Rede, die der Weitergabe des Glaubens entgegenstehen: etwa Angst vor Veränderungen, Flucht in Geschäftigkeit, Verlust an Tiefe.

Wie also muss die Kirche auf die Menschen zugehen, um Jesu Missionsauftrag gerecht zu werden, welche Sprache ist angemessen? In einer erfrischend heiteren Bibelarbeit hatte der Vizepräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Peter Schmid, bereits zum Auftakt der Diskussion betont: "Erzählende laden ein, Lehrende argumentieren. Ich plädiere für diese Reihenfolge, erst das Erzählen und dann das Lehren!" Das erinnerte an einen Satz, der Mutter Teresa zugeschrieben wird: "Rede nicht ungefragt von deinem Glauben – aber lebe so, dass du gefragt wirst."

Den Entwurf der Kundgebung zum Thema Mission finden Sie hier.


Bernd Buchner ist Redakteur bei evangelisch.de und zuständig für das Ressort Kirche + Religion.