Gerechtigkeit steht im Mittelpunkt bei "Tacheles"

Gerechtigkeit steht im Mittelpunkt bei "Tacheles"
Das Motto der derzeit laufenden "Tacheles"-Staffel lautet "Deutschland 2020 - nach welchen Werten wollen wir leben?". Am Dienstag ist es wieder so weit, dann wird in der hannoverschen Marktkirche diskutiert. "Streit um den Sozialstaat: Ist sich jeder selbst der Nächste?" – so lautet dieses Mal das Thema bei der evangelischen Fernsehsendung "Tacheles".
28.10.2011
Von Rosa Legatis

Eingeladen sind der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsen, Jochen Bohl, der ver.di-Gewerkschaftsvorsitzende Frank Bsirske, die Bundesvorsitzende der Jungen Unternehmer, Marie-Christine Ostermann und Lasse Becker, der Vorsitzende der Jungen Liberalen. Am kommenden Dienstag, 1. November, wird die Diskussion in der hannoverschen Marktkirche aufgezeichnet und am 6. November ist "Tacheles" dann bei Phoenix zu sehen.

Mehr als 4,6 Millionen Menschen beziehen in Deutschland derzeit Hartz IV-Leistungen. Andere haben Arbeit, verdienen aber so wenig, dass sie staatliche Zuschüsse benötigen, um über die Runden zu kommen. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die sich nur wenig Gedanken über ihre Kosten machen müssen. In dieser Entwicklung sieht der sächsische Bischof Jochen Bohl eine Gefahr für die Gerechtigkeit in Deutschland. Er warnt vor den wachsenden Gräben zwischen Arm und Reich. "Gerechtigkeit ist für mich einer der zentralen biblischen Begriffe“, sagt er. Deshalb müsse sich die Kirche einmischen. Auch die Politik sei gefragt. "Das Gescheiteste, das die Politik tun kann, ist den Menschen Bildung zu ermöglichen", meint der sächsische Landesbischof.

Mindestlohn ist umstritten

Die Unternehmerin Marie-Christine Ostermann hingegen ist der Meinung, dass Gerechtigkeit sich nicht vom Staat verordnen lasse. "Der Markt ist manchmal unbarmherzig, aber in der Regel auch gerecht", sagt sie und spricht sich gegen Mindestlöhne aus, diese zerstörten Arbeitsplätze. Marie-Christine Ostermann befürchtet außerdem eine Überlastung der sozialen Sicherungssysteme. Der Vorsitzende der Jungen Liberalen (Julis), Lasse Becker, fordert: "Die sozialen Sicherungssysteme müssten endlich zukunftsfähig gestaltet werden. " Der Markt sollte seiner Meinung nach möglichst wenig reguliert werden und auch er lehnt Mindestlöhne ab. Zusätzlich ist Becker wichtig, dass "die Freiheit zukünftiger Generationen nicht durch Schuldenberge beschnitten wird".

Den Gegenpart zu diesen beiden Positionen übernimmt der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske. Seine Forderungen: Mindestlohn, höhere Hartz 4-Sätze und strengere Regeln für die Wirtschaft. "Es ist Zeit, das Kasino zu schließen. " Der Gewerkschafter setzt sich für stärkere soziale Gerechtigkeit ein. „Alle leisten ihren Beitrag entsprechend ihren Möglichkeiten". Soziale Risiken könnten jeden treffen und müssten durch den Staat abgefedert werden, so Bsirske.

Die Moderation der "Tacheles"-Talkrunde zum Thema „Streit um den Sozialstaat: Ist sich jeder selbst der Nächste?“ hat Jan Dieckmann. Ausgestrahlt wird die Fernseh-Debatte dann am 6. November um 13 und 0 Uhr. Die Talkshow "Tacheles" wird getragen von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der hannoverschen Landeskirche und der Klosterkammer Hannover.


Rosa Legatis arbeitet und lebt als freie Journalistin in Hannover.