"Am Anfang war das Wort" - dieses Zitat aus Schöpfungsgeschichte und Johannesevangelium krönt künftig das bereits bekannte Plakat mit dem Porträt des Reformators, mit dem seit 2008 für die zehn Jahre der "Luther-Dekade" bis 2017 geworben wird. Die Information von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), dass der nächste Teilbetrag für die staatliche Unterstützung von insgesamt 35 Millionen Euro bis 2017 freigegeben sei, war die eigentliche Neuigkeit, die es zu verkünden galt.
Anschließend stellte Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) noch eine Büchertauschaktion vor, die dem im Internet beliebten Bookcrossing folgt. 500 Bände von Bibeln bis Diätratgebern lagen in hölzernen Regalen. Drei Statements von Neumann, Schneider und Dorgerloh vor einem Regal in Buchstabenform, anschließend Fototermin vor der markanten Bücherwand. Am Ende war das Bild. Keine Zeit für Fragen - die Herren mussten weiter.
Fünf Worte, 18 Buchstaben und 500 Bücher werden durch das Land geschickt
Die "Dachmarkenkampagne", von der Agentur Scholz and Friends entwickelt, soll das Reformationsjubiläum national und international bekannter machen, erläuterte Staatsminister Neumann. Die Bundesregierung sehe eine große Chance, dass sich Deutschland 2017 im In- und Ausland als Kulturnation präsentiert. Die ausgewählte Bibelstelle sei der "Claim" der Kampagne, berichtete Präses Schneider im besten Werber-Deutsch. Und er erläuterte die Bedeutung des Worts vom Anfang für das Buch der Bücher. "Es sind fünf Worte, 18 Buchstaben, 500 Bücher, die heute auf die Reise in das Bundesgebiet geschickt werden."
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Die verbindende Dachmarke und das Themenmanagement zu verabreden, sei für die Dekade ein bedeutender Schritt, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, der die Zusammenarbeit der verschiedenen Einrichtungen und Gremien hervorhob. "Am Anfang war das Wort" - das ist der gemeinsame Nenner für Kirche, Bund und Länder. Die gemeinsame Präsentation der Kampagne war nicht der Ort, an dem tiefer gehende Inhalte und programmatische Fragen zum Reformationsjubiläum besprochen werden konnten. Die Protestanten müssen das wohl unter sich klären. Ein Forum wird die Anfang November tagende EKD-Synode in Magdeburg bieten.
Trotz gemeinsamen Nenner für Kirche, Bund und Länder bleiben Fragen offen
Die Vorüberlegungen kirchlicher Planer werfen spannende Fragen auf: Ist mit der großen gottesdienstlichen Veranstaltung im späten Frühjahr 2017 in Wittenberg oder Umgebung gar ein Kirchentag gemeint, der üblicherweise in ungeraden Jahren um diese Zeit stattzufinden pflegt? Bisher liegen Einladungen an den Kirchentag aus Hannover und Westfalen vor, dem Vernehmen nach gibt es auch entsprechende Überlegungen in der Berliner und der mitteldeutschen Kirche. Und gibt es 2017 ein evangelisches oder ökumenisches Christentreffen?
Überhaupt ist die Frage, wie stark die Katholiken 2017 eingebunden werden, umstritten. Wichtige Stimmen wie Altbischof Wolfgang Huber sehen in dem Jubiläum eine Chance für die Ökumene. Doch die Enttäuschung nach dem Papstbesuch sitzt bei vielen Protestanten tief. "Am ehrlichsten wäre es, wenn wir nach dem Affront von Erfurt nun den Papst wieder ausladen würden", schrieb ein ostdeutscher Bischof im ersten Frust. Für 2017 hat sie noch viel zu diskutieren, die "Kirche des Wortes". Am Montag wird erst einmal das Themenjahr 2012 der Lutherdekade eröffnet. Das Jahresmotto verspricht statt Disputen mehr Harmonie: Es heißt "Reformation und Musik".