Bemerkenswert sei aber, dass der Abstand zwischen Ost- und Westdeutschland nur noch 0,3 Punkte beträgt, sagte der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des Glücksatlas. Wesentliche Glücksfaktoren seien die Gesundheit, intakte Ehe oder Partnerschaft, Freunde, die Mentalität der Menschen, aber auch das Geld. Dabei komme es auf alle Faktoren gleichermaßen an.
Danach sind die Hamburger mit 7,38 Zufriedenheitspunkten am glücklichsten in Deutschland, wie bereits 2009. Raffelhüschen verwies auf den vergleichsweise guten Gesundheitszustand der Menschen in der Hansestadt, das höchste Pro-Kopf-Einkommen in der Bundesrepublik, das große Kulturangebot und die geringe Anzahl von Singlehaushalten.
Auch Niedersachsen und Bayern zufrieden
Auf den Plätzen zwei bis fünf des Glücksrankings liegen Niedersachsen/Nordsee (7,14), Bayern (7,10), Franken (7,09) und Schleswig-Holstein (7,04). Insgesamt hat die Studie Deutschland in 19 Regionen unterteilt. Schlusslichter sind Sachsen-Anhalt (6,57), Mecklenburg-Vorpommern (6,56), Brandenburg (6,56) und Thüringen (6,45).
Der Glücksatlas basiert auf den Daten des sozio-ökonomischen Panels, das seit 1984 rund 11.000 Haushalte befragt, und auf einer aktuellen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach. Raffelhüschen bezeichnete die Glücksstudie als einen "statistischen Annäherungsversuch" an etwas, was nicht gemessen werden kann.
So sind Männer und Frauen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr am glücklichsten. Am unzufriedensten seien die Deutschen im mittleren Alter zwischen 40 und 60 Jahren. In diesen Lebensabschnitt fallen oftmals die Erziehung heranwachsender Kinder und Probleme in der Arbeitswelt. Kinder allein machten deshalb nicht glücklich, zumindest nicht in diesem Lebensabschnitt, urteilte Raffelhüschen.
Ost-West-Unterschiede nur bei Älteren
Dies ändere sich im höheren Alter wieder. "Ab 60 wird das Niveau von 30-Jährigen wieder erreicht." Die unzufriedensten Ruheständler leben danach in Thüringen. Dagegen sind die Ost-West-Unterschiede bei den unter 30-Jährigen bereits weitgehend verschwunden.
Nach der Glücksstudie sind Frauen bis 65 Jahre etwas glücklicher als Männer, vor allem in Ostdeutschland. Eine intakte Partnerschaft erhöhe die Zufriedenheit um 0,4 Punkte gegenüber dem Status ohne Partner. Am unzufriedensten sind Geschiedene, die keinen neuen Partner finden. Dagegen haben Kinder keine messbaren Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit der Eltern. Die Sorgen und Aufwendungen für Kindern scheinen die Glückserlebnisse durch Kinder zu neutralisieren, heißt es in der Studie.
Freunde und soziale Kontakte spielen wiederum eine große Rolle für die Zufriedenheit: "Wer sich wöchentlich mit Freunden trifft, ist um mehr als 0,2 Punkte zufriedener als Menschen mit schwachen sozialen Beziehungen." Auch eine gute Gesundheit hebt das Niveau um 0,4 bis 0,7 Punkte. Wöchentlicher Sport schlägt mit 0,11 Punkten positiv zu Buche. Bei Menschen mit einem unteren Einkommen wirkt sich eine Gehaltsteigerung auch geringfügig in einer höheren Lebenszufriedenheit aus.
Ein "Glückshemmer" ist dagegen bei vielen die Arbeitslosigkeit. So habe die gegenwärtig gute Lage am Arbeitsmarkt wesentlich zum Anstieg der Lebenszufriedenheit von 6,8 Punkten im Jahr 2009 auf aktuell 7,0 Punkte beigetragen. Europaweit liegt Deutschland auf einer Skala zwischen eins und vier mit 3,03 Punkten im oberen Mittelfeld. Danach sind die Menschen in Dänemark mit 3,66 Punkten am glücklichsten in Europa.