Es ist jeden Morgen das gleiche: Die Straßen sind voll, doch in fast allen Autos sitzt nur der Fahrer - und er allein bezahlt den teuren Sprit. Hier setzt ein junges deutsches Unternehmen namens Flinc an: Mit Hilfe cleverer Technologie sollen Autobesitzer auf die Schnelle Mitfahrer finden und mit ihnen die Kosten teilen können. Und damit die Zusteiger wissen, auf wen sie sich einlassen, bauen die Gründer ein Soziales Netzwerk um ihre Mitfahrzentrale auf. Nach einer geschlossenen Testphase wurde das Projekt im Juli für alle gestartet.
Mitfahrzentrale - dieses Wort vermeiden die Unternehmer möglichst. Es erinnere an lange Fahrten von Stadt zu Stadt, sagt Geschäftsführer Klaus Dibbern. Die neue Plattform nimmt eher die kurzen Distanzen in den Blick. "80 Prozent aller gefahrenen Strecken sind weniger als 40 Kilometer lang", zitiert Dibbern Zahlen des Instituts für angewandte Sozialwissenschaften (infas).
Den Weg zum Zwischenstopp rechnet Flinc selbst aus
Flinc will die Vermittlung vereinfachen. "Die Technik muss auf einen Klick funktionieren", betont Dibbern. Fahrer geben nur Start und Ziel ein - Zwischenstopps, auf denen Mitfahrer aufgelesen werden könnten, errechnet die Software im Hintergrund. Auch die Vermittlung läuft automatisch, Mitfahr-Vorschläge werden per Push-Funktion automatisch aufs Handy übermittelt. Und da Nutzer den Kilometerpreis selbst festlegen, steht auch die Gebühr für den Mitfahrer fest.
Dafür hat das Unternehmen mit bislang zwölf Mitarbeitern eine übersichtliche Web-Oberfläche und eine iPhone-App entwickelt. Eine Anwendung für Android-Handys ist in Arbeit. Darüber hinaus ist Flinc in die Smartphone-App von Navigon eingebunden. Sie errechnet gleich den Weg zum Zwischenstopp.
Die Idee tüftelten fünf Studenten der Hochschule Darmstadt im Jahr 2008 bei einer Projektarbeit aus. Nach dem Diplom im Mai 2010, machten sich Michael Hübl und Benjamin Kirschner mit dem Konzept selbständig. Da stieß auch der erfahrene Manager Klaus Dibbern als Geschäftsführer hinzu, der 1999 die Unternehmensberatung DENC AG gegründet und bis 2005 geleitet hatte.
Alternative zu Fahrrad, Bus und Carsharing
Geld will Flinc vor allem mit Provisionen verdienen. Ab Ende des Jahres sollen Mitfahrer über ein virtuelles Konto bei der Plattform bezahlen können. Das Unternehmen behält dann einen kleinen Teil der Summe ein. Damit der Umsatz stimmt, muss Flinc also einen großen Nutzerstamm gewinnen. In der geschlossenen Testphase registrierten sich 5000 Nutzer.
Die Konkurrenz ist groß: Auf kurzen Strecken sind Bus und S-Bahn eine Alternative, sportliche Menschen setzen sich aufs Fahrrad. Wer nur ab und zu ein Auto braucht, ist in den Großstädten mit Carsharing gut bedient. Der Automobilkonzern Daimler erprobt in Ulm ebenfalls ein System, bei dem sich Fahrer und Mitfahrer per Smartphone und PC finden.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD), der sich für Carsharing stark macht, findet die Idee sinnvoll. Gerade an Randgebieten von Städten und im ländlichen Raum könnten mobile Anwendungen wie Flinc eine Lücke schließen, erklärte eine Sprecherin - denn hier seien das klassische Carsharing wie auch der öffentliche Nahverkehr oft nicht so gut ausgebaut.