Geisendörfer-Preis für Marcus Vetter

Geisendörfer-Preis für Marcus Vetter
Mit dem Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), werden im Jahr 2011 sechs Produktionen ausgezeichnet. Der Preis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung geht unter anderen an Markus Vetter und Karin Steinberger für den SWR-Dokumentarfilm "Hunger".

Die Preisverleihung findet am 13. September in Baden-Baden in Kooperation mit dem SWR statt. Dabei begründen die beiden Jurys ihre Entscheidungen. Die ausgezeichneten Programme werden in Ausschnitten vorgeführt. Mit dem Robert-Geisendörfer-Preis werden jährlich in der Kategorie "Allgemeine Programme" zwei Fernseh- und zwei Hörfunkproduktionen ausgezeichnet. In der Kategorie "Kinderprogramme" werden ebenfalls zwei Preise vergeben. Der Kinderfernsehpreis wird von der Gerda und Wolfgang Mann Stiftung – Medien für Kinder gestiftet.

Der Robert-Geisendörfer-Preis wird seit 1983 alljährlich für herausragende publizistische Leistungen deutscher Hörfunk- und Fernsehsender verliehen. Er erinnert an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer (1910- 1976). Öffentlich-rechtliche und private Rundfunkveranstalter haben sich an dem Wettbewerb beteiligt. Ausgezeichnet werden Sendungen aus allen Programmsparten, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen.

Darüber hinaus vergibt die Jury "Allgemeine Programme" einen undotierten Sonderpreis für exemplarische publizistische oder künstlerische Leistungen. Die Jury "Allgemeine Programme" des Robert-Geisendörfer-Preises unter Leitung des Vorsitzenden, Landesbischof Ulrich Fischer, zeichnet folgende Produktionen aus:

Die Preisträger 2011

Hörfunk

An Charly Kowalczyk (Autor) für das Hörspiel "Angelika. Annäherung an ein Kinderleben"

Deutschlandradio Kultur 2010, Redaktion: Feature/Hörspiel, verantwortl. Redakteurin: Brigitte Kirilow, Koproduktion NDR; Begründung der Jury: Das Feature lotet auf beispielhafte Weise alle Schichten der komplizierten Beziehung zwischen einer Pflegetochter und ihren Pflegeeltern aus. Der Autor schaut mit einem zutiefst christlichen Blick auf die Menschen, von denen er erzählt, und lässt die Charaktere in all ihren Schattierungen deutlich werden.

An Margot Overath (Autorin) für das Hörspiel "Verbrannt in Polizeizelle Nr. 5. Der Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh in Desssau"

MDR 2010, Redaktion: Feature/Künstlerisches Wort, verantwortl. Redakteur: Ulf Köhler, Koproduktion: DLF/NDR; Begründung der Jury: Beklemmend und atmosphärisch dicht ist Margot Overaths akribische Recherche über den Verbrennungstod in einer Polizeizelle. Es ist der ebenso hartnäckige wie ernsthafte Versuch, die Wahrheit über den Tod eines Menschen herauszufinden und ihm damit wenigstens die Würde zurückzugeben.

Fernsehen

An Marcus Vetter (Buch und Regie) und Karin Steinberger (Buch) für den Dokumentarfilm "Hunger"

SWR 2010, Redaktion: FS Kultur, verantwortl. Redakteurin: Gudrun Hanke-El Ghomri,
Produktion: Eikon Südwest; Begründung der Jury: Der Dokumentarfilm hat ein schlichtes, aber eindrückliches Konzept: Die SZ-Journalistin und der Filmregisseur sind dem Hunger gefolgt, einmal rund um den Globus, und zeigen Menschen, die jeden Tag auf unterschiedliche Weise gegen den Hunger kämpfen müssen. Sie werden weder als elende Hungerleider noch als potenzielle Wirtschaftsflüchtlinge gezeigt, sondern als gleichberechtigte Nachbarn.

An Eric Friedler (Buch und Regie) für den Dokumentarfilm "Aghet – Ein Völkermord"

NDR 2010, Redaktion: Kultur und Dokumentation, verantwortl. Redakteur: Thomas Schreiber, Produktion: Katharina Trebitsch; Begründung der Jury: "Aghet" macht die Historie auf eine beklemmende Weise lebendig und straft alle die Lügen, die die Erinnerung an den hunderttausendfachen Mord am armenischen Volk aus dem Gedächtnis der Menschheit streichen wollen. Die dramaturgische und filmästhetische Entscheidung, den schriftlichen Quellen Gesicht und Stimme zu geben, verleiht der Dokumentation eine unvergessliche Eindringlichkeit.

Kinderfernsehpreis

Die Jury "Kinderprogramme" des Robert-Geisendörfer-Preises verleiht unter Leitung des Vorsitzenden, Pfarrer Bernd Merz, folgende Preise:

An Wolfgang Eißler (Regie) und Gabriele Kreis (Buch) für den Kinderfilm "Die kluge Bauerntochter"

MDR 2010, Redaktion: Kinder&Soziales; verantw. Redakteur: Ralf Fronz; Produktion: Studio.TV.Film; Begründung der Jury: Auch ohne Anna Maria Mühe wäre die Adaption des kaum bekannten Grimm-Märchens mehr als bloß sehenswert. Der Jury gefiel vor allem die zeitgemäße Modernisierung des Stoffes in einem bezaubernd schönen und pointiert erzählten Film, zumal starke Frauenfiguren bei den Gebrüdern Grimm eher die Ausnahme sind.

An Katja Engelhardt (Buch und Regie) und Ralph Caspers (Moderation) für den Kinderfilm "Die Sendung mit der Maus. Spezial: Südafrika"

WDR 2010, Redaktion: Kinder und Familie, verantwortl. Redakteur: Joachim Lachmuth, Produktion: tvision GmbH; Begründung der Jury: Dem WDR ist eine ebenso informative wie feinfühlige Dokumentation über das Leben von Kindern und ihren Familien in dem widersprüchlichen Land Südafrika gelungen. Dabei überzeugt besonders der Verzicht auf folkloristische Klischees und sozialkritische Überheblichkeit zugunsten von Offenheit gegenüber der realen Lebensbewältigung.

Sonderpreis der Jury 2011 für exemplarische publizistische oder künstlerische Leistungen

Joachim Kosack, Co-Geschäftsführer von SAT.1

Begründung der Jury: "Genre plus X" ist die Formel, nach der Joachim Kosack die Fernsehfilme von Sat.1 entwickeln lässt. Dass diese Unbekannte auch im gewinn- und damit unterhaltungsorientierten Privatfernsehen nicht allein mit populärem Eskapismus gefüllt werden muss, sondern durchaus auch Haltungsfragen (z.B. zur Kernenergie im Ökothriller "Restrisiko" oder zur Chancengleichheit in der Anwaltsserie "Danni Lowinski") beinhalten kann, beweist Kosack all jenen, die einen solchen Anspruch gerne den öffentlich-rechtlichen Sendern überlassen wollen. Die Jury versteht ihren Sonderpreis als Ermutigung, dieser Beweisführung auch in Zukunft treu zu bleiben.