Kein Zeitplan für Evaluierung des Freiwilligendienstes

Kein Zeitplan für Evaluierung des Freiwilligendienstes
Die Bundesregierung hat sich für eine Evaluierung des neuen Bundesfreiwilligendienstes (BFD) bislang keinen Zeitplan gesetzt. Die SPD wirft der Regierung einen Zickzackkurs vor.

Das Nebeneinander von BFD und Freiwilligem Sozialen Jahr (FSJ) biete Pluralität und die Möglichkeit, auf regionale Besonderheiten Rücksicht zu nehmen, sagte eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums am Montag in Berlin. Die SPD warf der Regierung einen Zickzackkurs vor.

BFD und FSJ könnten verschmelzen

Einem internen Vermerk des Ministeriums zufolge könnten BFD und FSJ mittelfristig verschmelzen, berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Hintergrund der Überlegungen sei das geringe Interesse am Bundesfreiwilligendienst, mit dem die Regierung den abgeschafften Zivildienst ersetzen will. Zum Start Anfang Juli waren nach Angaben der Trägerverbände von 35.000 geplanten Stellen erst 6.000 besetzt. Dagegen liegen rund 60.000 Anmeldungen für ein FSJ vor, das von den Bundesländern koordiniert wird. Die Wohlfahrtsverbände hatten ursprünglich dafür plädiert, nur einen Freiwilligendienst zu schaffen.

Von einer Doppelstruktur könne keine Rede sein, sagte die Ministeriumssprecherin. Beide Dienste würden vom Bund bezuschusst und vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben verwaltet. Für die Absolventen seien die Konditionen identisch. Der Bund stellt für den BFD jährlich rund 250 Millionen Euro, für FSJ und Freiwilliges Ökologisches Jahr (FSJ) 100 Millionen Euro zur Verfügung. FSJ und FÖJ liegen in Länderkompetenz. Die Länder hätten ihre Zuständigkeit nicht aufgeben wollen, hieß es aus dem Ministerium als eine Begründung für die Einführung von zwei Freiwilligendiensten.

Dem "Spiegel" zufolge sieht das Ministerium die Gefahr, dass die Finanzierung des Bundesfreiwilligendienstes über den Bundeshaushalt gefährdet ist, wenn es nicht gelingt, die Zahl der Stellen zu erhöhen. Mit den Wohlfahrtsverbänden hatte das Ministerium vereinbart, dass auf drei FSJ-Plätze zwei Plätze des neuen Freiwilligendienstes kommen müssen. Die Quote war in mehreren Bundesländern und Verbänden auf heftige Kritik gestoßen, weil sie zulasten des FSJ gehe.

Die familienpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Caren Marks, sprach von einem "Zickzackkurs statt einem Gesamtkonzept". Die niedrigen Bewerberzahlen im BFD seien keine Überraschung. Diesen Dienst habe die Bundesregierung hektisch als Lückenfüller für den wegfallenden Zivildienst konzipiert. Seine gesetzliche Grundlage sei mit der heißen Nadel gestrickt. Das sorge für Unsicherheit bei Trägern, Einsatzstellen und Freiwilligen.

Wohlfahrtsverbände und Kirchen sind zuversichtlich

Der Start des BFD verlaufe insgesamt positiv, sagte der Landesgeschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein, Michael Selck, in Kiel. Es gehe jetzt darum, weiter offen auf Freiwillige und Interessierte zuzugehen und sie nicht durch Debatten über Quotenregelungen und Finanzierungsfragen abzuschrecken.

Die Evangelische Kirche der Pfalz ist zuversichtlich, dass sich in den kommenden Monaten mehr Freiwillige für den Bundesfreiwilligendienst in landeskirchlichen Einsatzstellen bewerben. Acht Freiwillige hätten ihren Dienst bei der Landeskirche und in diakonischen Einrichtungen bereits angetreten, etwa in der Jugendarbeit und Seniorenhilfe, sagte Reiner Landua, Referent für den BFD bei der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der pfälzischen Landeskirche, in Speyer dem epd.

Die Caritas des Bistums Münster äußerte sich verhalten optimistisch. So sei die Hälfte der 400 Plätze des neuen Dienstes bereits besetzt, sagte der Caritasdirektor des Bistums, Heinz-Josef Kessmann, in Münster. Diese Zahl sei "nach einem Start mit Hindernissen erfreulich", sagte Kessmann. Zugleich kritisierte er eine überstürzte Einführung des neuen Dienstes. Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) in freier Trägerschaft dürfe nicht durch den staatlichen Bundesfreiwilligendienst vom Markt verdrängt werden, mahnte der Caritasdirektor.

epd