Einchecken zum Auschecken: Hotelscheidung in Holland

Einchecken zum Auschecken: Hotelscheidung in Holland
Zwei Einzelzimmer für ein Ende ohne Schrecken: Freitagabend checken Ehepaare ein, Montagmorgen gehen sie frischgeschieden zur Arbeit. Schnellscheidungen im Hotel haben Zukunft, glaubt ihr Erfinder.
28.07.2011
Von Thomas Burmeister

"Eine Heirat geht ja furchtbar schnell", seufzte einst die Filmdiva Brigitte Bardot, "aber die Scheidung ist immer so zeitraubend". Das muss nicht sein, sagte sich der Holländer Jim Halfens (32). Im Frühjahr ging der Manager mit seiner Erfindung an den Start: Das "Echtscheidingshotel" (Ehescheidungshotel) bietet Trennungswilligen ein Rundum-Paket für die Auflösung ihrer Ehe an einem Wochenende. Inzwischen haben etwa zehn Paare den Dienst in Anspruch genommen, und das Interesse wachse, sagt er.

"Wir haben eine Möglichkeit geschaffen, Scheidungen nicht nur juristisch korrekt, sondern auch rasch, ohne Ausfall von Arbeitszeit und in würdiger Atmosphäre über die Bühne zu bringen", sagt Halfens. "Mancher wird sich gar gern daran zurückerinnern." Für den Fall, dass ein Abschiedsdrink gewünscht wird, liegt Champagner auf Eis.

Rundum-Paket für die saubere Trennung

Wichtiger ist freilich das Personal, das die Fixscheidung ermöglicht: Im Hotel stehen ein Notar, für jeden Partner ein Anwalt sowie Psychologen bereit. Jederzeit kann auch ein Makler hinzugezogen werden, der sich um die Auflösung des Hausstands und neue Wohnungen kümmert. Notfalls wird für das Trennungswochenende Kinderbetreuung durch Fachpersonal organisiert. Das Ganze für 2500 Euro - einschließlich Übernachtungen und Gebühren für die amtliche Bestätigung der Scheidung, die wenig später zugestellt wird.

"Natürlich ist das nichts bei komplizierten Streits um Erziehungsrechte oder Vermögen", räumt Halfens ein. Aber es ist auch längst nicht nur für Scheidungskünstler nach dem Vorbild der Hollywood-Legende Zsa Zsa Gabor gedacht, die achtmal heiratete und mit dem Spruch Furore machte, sie habe "niemals einen Mann so sehr gehasst, dass ich ihm seine Brillanten zurückgegeben hätte".

Geeignet sei das Scheidungshotel "für vernünftige Entschlossene, denen wir Laufereien abnehmen und damit Zeit sparen", sagt der studierte Kommunikationswirt, der sein Geld einst als PR-Mann in der Event-Branche verdiente. "Es geht meist um Menschen, die im Beruf stark gefordert sind, Ärzte oder Unternehmer zum Beispiel. Denen bieten wir eine seriöse Schnellscheidung, nicht etwa eine Kulisse für Rosenkriege samt Zerschlagung des Hotelporzellans."

Kein Wellness-Trip, sondern straff organisiert

Halfens ist Geschäftsführer des Unternehmens Juridische Snelweg (Juristische Schnellstraße), ein Zusammenschluss von Anwälten, die schnelle Erledigung von Rechtssachen zu fairen Preisen versprechen. "Im Bekanntenkreis haben wir alle erlebt, wie sogar Scheidungen, die einfach erscheinen, sich über Jahre hinwegschleppen können", sagt er. "In Holland geht jede dritte Ehe in die Brüche - oft quälend, weil die nötigen Dienstleistungen zu kompliziert sind. Da haben wir eine einfache Alternative entwickelt."

Mit einem Wellness-Trip ins Ehe-Aus hat die Hotelscheidung nichts gemein, eher mit einer straff organisierten Konferenz: Gleich nach dem 8.00-Uhr-Frühstück am Samstag beginnt die Abarbeitung des Programms, die sich mit nur kurzen Verschnaufpausen bis zum späten Sonntagabend hinziehen kann. Zunächst werden die organisatorischen und finanziellen Aspekte gründlich geklärt, am Ende bieten Psychologen eine mentale Einstimmung auf den neuen Lebensabschnitt.

Eine einzige feste Adresse hat das "Echtscheidingshotel" nicht. Schon deshalb nicht, weil Halfens und Partner Demonstrationen von Ehefanatikern der verschiedenen Konfessionen ebenso vermeiden wollen wie Belagerungen durch Paparazzi, die nach Scheidungsfotos von Promis gieren. "Wir klären im Vorgespräch, ob eine Hotelscheidung machbar und ratsam ist, und bieten dann gute Häuser in verschiedenen Städten an, mit denen wir Verträge haben."

Längst sei auch im Ausland das Interesse erwacht, berichtet Halfens. "Wir haben Anfragen aus den USA, Brasilien und vielen Ländern Europas. Leider können Ausländer bei uns nicht rechtsgültig geschieden werden, aber wir suchen inzwischen nach Partnern, zum Beispiel in Deutschland, um das Geschäftsmodell zu exportieren." Verheiratet ist der hochgewachsene sportliche Trennungsunternehmer nicht. Wer keine Ehe eingeht, weiß er, muss niemals nachdenken, wie er geschieden werden möchte.

dpa