Der Teufel aus Texas: Vor 30 Jahren begann "Dallas"

Der Teufel aus Texas: Vor 30 Jahren begann "Dallas"
Keiner konnte so fies lachen wie er: Wenn der texanische Ölmillionär und Oberschuft J.R. Ewing wieder einmal einen Geschäftspartner über den Tisch gezogen, einen Politiker geschmiert oder eine Frau gedemütigt hatte, stimmte er sein charakteristisches Geißbockgemecker an, das zu seinem Markenzeichen wurde. Vor 30 Jahren war es erstmals im deutschen Fernsehen zu hören: Am 30. Juni 1981 startete die amerikanische Serie "Dallas" im Ersten und schrieb auch hierzulande Fernsehgeschichte.
29.06.2011
Von Martin Weber

Bis zu 18 Millionen Zuschauer schalteten immer dienstags ein, wenn der von Larry Hagman gespielte Fiesling J.R., seine schöne Frau Sue Ellen (Linda Gray), sein gutmütiger Bruder Bobby (Patrick Duffy) und die anderen Mitglieder des Ewing-Clans auf der berühmten Southfork Ranch bei Dallas die Fetzen fliegen ließen. Zehn Jahre lang unterhielt die intrigante Bande aus Texas auch die deutschen Zuschauer bestens und prägte – noch stärker als der zwei Jahre später gestartete "Denver-Clan" im ZDF – die achtziger Jahre im deutschen Fernsehen. 1991 war nach 349 Folgen Schluss, ein paar Episoden der weltweit erfolgreichen Serie waren damals nicht in der ARD zu sehen.

Mit "Dallas" eroberte Anfang der achtziger Jahren eine Seifenoper die Herzen der Zuschauer, die eine völlig neue Farbe in die deutsche Fernsehlandschaft brachte: War man bis dato an bieder-brave US-Serienclans wie die treuherzigen "Waltons" oder die rechtschaffenen Cartwrights aus "Bonanza" gewöhnt, so machte sich mit den Ewings eine moralisch verkommene Sippe von Millionären im Programm breit, die es in jeder Hinsicht krachen ließ. Fragwürdige Geschäfte, Seitensprünge, übler Verrat, skrupellose Intrigen und kriminelle Aktivitäten waren alltäglich auf der "Southfork Ranch".

Noch nie eine so böse Hauptfigur

Dabei war der charismatische Ölbaron J.R. an den meisten krummen Dingern direkt beteiligt – noch nie hatte es in einer Fernsehserie eine derart böse Hauptfigur gegeben, der geldgierige und machthungrige Mann mit dem Stetson war ein schlechter Mensch durch und durch, ein wahrer Teufel aus Texas. Zwar spielten auch sein jüngerer und anständiger Bruder Bobby oder seine gutmütige Mutter Miss Ellie (Barbara Bel Geddes) wichtige Rollen, im Mittelpunkt stand aber meist der Mann mit der fiesen Lache – kein Wunder, dass die US-Serie zumindest in den Anfangsjahren alles andere als unumstritten war.

Doch "Dallas" setzte nicht nur inhaltlich neue Maßstäbe, auch die Machart der 1978 in den USA gestarteten knallbunten Serie war für damalige Verhältnisse ungemein modern und änderte die Sehgewohnheiten der Fernsehzuschauer weltweit. So verwendeten die Macher erstmals systematisch Cliffhanger, mit denen die Zuschauer bei der Strange gehalten werden sollten – wer zum Beispiel wissen wollte, welche Figur am Ende der dritten Staffel auf J.R. schoss, musste monatelang warten, bis in den neuen Episoden die Täterin präsentiert wurde. Um sicher zu gehen, dass keiner der Beteiligten den Fortgang der Handlung verriet, wurden fünf verschiedene Versionen gedreht – und nicht einmal die Schauspieler wussten, welche davon letztlich gezeigt werden würde.

Verstorbener Bobby fröhlich unter der Dusche

Wie viele Serien-Dauerbrenner krankte aber auch "Dallas" im Lauf der Jahre an immer unrealistischeren und teilweise absurden Handlungssträngen. Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung war die wundersame Auferstehung Bobby Ewings von den Toten. Als Darsteller Patrick Duffy Mitte der achtziger Jahre aus der Serie ausstieg und Bobby deshalb bei einem Autounfall starb, gingen die Einschaltquoten dramatisch zurück. Nachdem Duffy zum Wiedereinstieg überredet worden war, entdeckte Bobbys Frau Pam (Victoria Principal) ihren Gatten eines morgens fröhlich unter der Dusche, was damit begründet wurde, dass sie Bobbys Tod und damit die komplette Handlung von fast 30 Episoden nur geträumt hatte – ein höchst umstrittener dramaturgischer Kniff.

Nachdem die Serie 1991 eingestellt wurde, kamen Jahre später noch zwei Filme über den Ölclan ins deutsche Fernsehen. Derzeit wird in den USA an einer Neuauflage von "Dallas" gebastelt, in der die texanische Familiensaga mit neuen Figuren und Schauspielern fortgesetzt wird und in der auch Larry Hagman und andere Stars von damals in ihren alten Rollen zu sehen sein sollen.


Martin Weber ist Medien- und Fernsehjournalist in Berlin.