Bischof Manzke hat "großen Respekt" vor Polizeiarbeit

Bischof Manzke hat "großen Respekt" vor Polizeiarbeit
Bischof Karl-Hinrich Manzke ist am Donnerstag als Beauftragter für die Evangelische Seelsorge in der Bundespolizei eingeführt worden. In einem Gottesdienst in der Berliner Französischen Friedrichstadtkirche führte der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Jochen Bohl, ihn in sein neues Amt ein. Manzke ist Nachfolger des früheren pommerschen Bischofs Eduard Berger (67), der von 1999 bis 2010 EKD-Beauftragter war.
23.06.2011
Von Michael Grau

Bohl sagte bei der Einführung, die Kirche habe eine "hohe Meinung" von dem Beruf des Polizisten. Sie sehe in der Polizei eine "friedensstiftende Gewalt", sie sei eine zivilisatorische Errungenschaft. Der 55-jährige Manzke ist im Hauptamt Bischof der Landeskirche Schaumburg-Lippe. Nebenamtlich ist er als Beauftragter des Rates der EKD zuständig für kirchliche Leitung der Seelsorge bei der Bundespolizei. Bundesweit gibt es derzeit elf haupt- und sechs nebenamtliche evangelische Seelsorger an den Standorten der Bundespolizei.

Laut Manzke suchen viele Polizisten das Gespräch mit einem Seelsorger, wenn sie Menschen aus Deutschland anbschieben müssen. Abschiebungen von Flüchtlingen sind nach den Worten von Bischof Manzke für Polizisten eine Belastung. "Sie müssen mit einer hohen Anfechtung leben", sagte Manzke am Mittwoch in Bückeburg in einem epd-Gespräch. Es berühre die Polizisten innerlich sehr stark, wenn sie etwa eine Familie eines abgelehnten Asylbewerbers mit kleinen Kindern nach Afrika abschieben müssen. "Das lässt keinen kalt." 

Auch Gorleben war für viele Polizisten schwer

Für die Polizisten sei bei Abschiebungen wichtig, dass sie im Auftrag des Rechtsstaates handelten und die Fälle sorgfältig geprüft seien. "Sie tun das in hoher Verantwortung angesichts abgeschlossener Verfahren." Seelsorge-Gespräche könnten dazu dienen, die widerstreitenden Gefühle in eine Balance zu bringen. Nach seinen ersten Besuchen habe er großen Respekt vor der Arbeit der Frauen und Männer in der Bundespolizei, betonte Manzke.

Als zweites beherrschendes Thema der Polizeiseelsorge speziell in der Direktion Hannover nannte er den Konflikt um das Atommüll-Lager Gorleben, in dem die persönliche Meinung der Polizisten durchaus in Spannung zu deren dienstlichem Auftrag stehen könne. Zudem sei zu diskutieren, ob Polizeiseelsorger sich künftig stärker an Auslandseinsätzen beteiligen sollten, etwa in Afghanistan. Dort bildet die Bundespolizei einheimische Kräfte aus.

Deutschlandweit arbeiten rund 40.000 Beamte bei der Bundespolizei, vor allem an Häfen, Flughäfen und Verkehrswegen. Sie sind für den Objektschutz besonderer Gebäude verantwortlich und in 73 Ländern für auswärtige Aufgaben engagiert. Bischof Manzke hält als neuer EKD-Beauftragter die Kontakte zum Bundesinnenministerium und zum Präsidium der Bundespolizei. Die evangelische Seelsorge bei der Bundespolizei und beim Bundesgrenzschutz besteht seit 1961 und wurde 1965 rechtlich verankert.

epd