Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: 28 Todesopfer

Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: 28 Todesopfer
Das ganze Ausmaß des Flüchtlingsdramas vor Tunesien erschließt sich nur langsam. Schlechtes Wetter beeinflusst weiter die Bergung der Leichen. Bisher wurden insgesamt 28 Tote gezählt.

Im Flüchtlingsdrama vor der tunesischen Küste sind nach der Wiederaufnahme der Suche am Sonntag 26 Leichen geborgen worden. Das gab ein Polizeisprecher der Küstenstadt Sfax bekannt. Damit erhöht sich die Zahl der geborgenen Toten einschließlich der bereits am Donnerstag aus dem Wasser geholten zwei Leichen auf 28. Die tunesischen Behörden hatten von 200 bis 270 Vermissten gesprochen, nachdem am Dienstag ein Flüchtlingsboot mit 850 Menschen an Bord nach einer Motorpanne vor den Kerkenna-Inseln gekentert war.

Rettungsaktion unterbrochen

Die Bergungsaktion war am frühen Donnerstag wegen schlechten Wetters ausgesetzt und erst Sonntagmorgen wieder aufgenommen worden. Am Abend musste sie erneut eingestellt werden. Unmittelbar nach der Havarie des Kutters waren 583 Passagiere gerettet und zwei Leichen geborgen worden.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf hatte unter Berufung auf die tunesische Hilfsorganisation Roter Halbmond zunächst von 150 geborgenen Leichen berichtet. Ein Militärsprecher in Tunis hatte die Angaben später aber dementiert. Der Rote Halbmond stand für eine Erklärung des Kommunikations-Wirrwarrs bis Sonntag nicht zur Verfügung. Das Boot hatte die großteils aus Schwarzafrika stammenden Flüchtlinge von Libyen zur italienischen Insel Lampedusa bringen sollen.

Traurige Statistik

Die toten und noch vermissten, vermutlich ertrunkenen Flüchtlinge reihen sich in eine traurige Statistik ein. Seit Beginn der Unruhewelle in Nordafrika verschwanden rund .1650 Menschen auf ihrer Flucht vor Armut und Krieg in den Fluten des Mittelmeers. Die Zahl übersteigt den bisherigen Rekord von 2008. Damals ertranken bei der letzten großen Flüchtlingswelle im Laufe des Jahres offiziell 1.274 Menschen in der Straße von Sizilien. Seit Januar wählten 42.000 Immigranten die als extrem gefährlich geltende Route, um Italien und damit Europa zu erreichen. Oft sind die Boote wenig seetauglich, fast immer überladen. Viele Afrikaner können zudem nicht schwimmen.

dpa