Jugendschützer: Internet kaum noch zu kontrollieren

Jugendschützer: Internet kaum noch zu kontrollieren
Späte TV-Sendezeiten bringen im Internet-Zeitalter nicht mehr viel. Kinder und Jugendliche laden sich Gewaltvideos einfach im Netz herunter. Eine kaum zu kontrollierende Entwicklung, sagen Experten.
18.05.2011
Von Haiko Prengel

Brutale Gewaltvideos, frei zugängliche Porno-Clips: Jugendschützern bereitet die weite Welt des Internets große Sorge. "Auf welchen Seiten Kinder und Jugendliche surfen, ist immer weniger zu kontrollieren", sagte die Medienpädagogin Claudia Mikat am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Beim Fernsehen oder im Kino gebe es "strikte Regelungen", welche Inhalte Kinder zu sehen bekommen dürften. "Die selben Inhalte können im Internet oft problemlos heruntergeladen werden", kritisierte Mikat anlässlich einer bundesweiten Fachtagung zum Jugendmedienschutz in Potsdam.

Der zweitägige Kongress von Freiwilliger Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) und Freiwilliger Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) beginnt an diesem Mittwoch in der Hochschule für Film und Fernsehen. Mehr als 200 Experten kommen zusammen, um über die Herausforderungen des Jugendmedienschutzes im Zeitalter der digitalen Medien zu beraten.

Altersbeschränkungen für Internetangebote?

Ein zentrales Thema ist laut Mikat die sogenannte Medienkonvergenz: Film, Internet, Computerspiele. "Die Medien wachsen inhaltlich immer mehr zusammen", sagte die Expertin. Für einen Titel gebe es oft mehrere Vertriebswege und damit Doppel- und Dreifachprüfungen für die Jugendfreigabe. So könne ein Actionfilm beispielsweise ab 16 Jahren, das dazugehörige Spiel aber schon ab 12 Jahren freigegeben sein - mit möglicherweise bedenklichen Inhalten. "Das ist sehr kompliziert", betonte Mikat.

Die Jugendschützer drängen daher auf eine Novellierung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags. Die Freigabepraxis soll harmonisiert werden, zudem könnte es auch für Internetangebote künftig Altersbeschränkungen geben. Ein erster Anlauf für die Reform des Staatsvertrags zum Jugendmedienschutz war Ende 2010 gescheitert. Grund waren laut Mikat unter anderem Bedenken der "Netzgemeinde" gegenüber staatlichen Regulierungen im Internet.

dpa