Herr Pfarrer Wittkopf, wie feiern Sie mit den deutschen Soldaten in Afghanistan in diesem Jahr Ostern?
Wittkopf: Am Karfreitag im letzten Jahr sind in Kundus, im Norden Afghanistans, drei deutsche Soldaten gefallen, nachdem sie in einen Hinterhalt der Taliban geraten waren. Knapp zwei Wochen später starben vier Soldaten bei Baghlan. Das ist bei der Truppe noch gut in Erinnerung. Ich werde an diesem Karfreitag einige Worte zum Gedenken an die Toten sagen.
Die Osterfeier beginnt für uns am Samstagabend. Wenn es der Befehlshaber im Camp in Kabul genehmigt, wird es ein Osterfeuer geben. Nach dem Totengedenken am Karfreitag wird die Osterbotschaft vom Sieg des Lebens dann anders gehört werden, denke ich. Hinzu kommt, dass wir manchmal nicht viel Positives sehen, wenn es um den Afghanistan-Einsatz geht. Es gibt Rückschläge, und man weiß schlicht nicht, ob das Ganze überhaupt Sinn macht und wohin das einmal alles führen wird. Ich finde es daher besonders wichtig, zu vermitteln: Am Ende siegt das Leben über die lebensfeindlichen und zerstörerischen Mächte dieser Welt.
Wird diese Oster-Botschaft denn auch so verstanden?
Wittkopf (Bild links, Foto: epd): Ob das eins zu eins so rüber kommt, weiß ich nicht. Meine Predigt wird unter der Überschrift stehen: "Ich habe es euch gesagt". Es ist ein Bezug auf das Engelswort vom auferstandenen Herrn (aus Matthäus 28, 1-10). Es ist ein Hinweis darauf, auf welch wackeligen Beinen der christliche Glaube steht. Die Worte wollen eben geglaubt sein, zu beweisen sind sie nicht. Wenn ich mich aber entscheide, dem "Ich habe es euch gesagt" Glauben zu schenken, öffnet sich für mich eine ganz andere Zukunft, lebe ich in einem anderen Horizont als zuvor.
Wie ist es eigentlich, so weit entfernt von daheim Ostern zu feiern? Fühlt man sich an solchen Tagen nicht ein wenig einsam?
Wittkopf: Im Rahmen der Gottesdienste verteilen wir auch Osterpakete, die uns aus ganz Deutschland zugeschickt wurden, als Zeichen für die Anerkennung unserer Mission hier. Klar, spiegelt das nicht die Meinung der Masse in Deutschland wider. Es ist aber ein - wenn auch kleines - Zeichen dafür, dass es auch in Deutschland Menschen gibt, die an "ihre" Soldaten im Einsatz denken.