Kirchentag bietet Einblicke in neue Gottesdienstformen

Kirchentag bietet Einblicke in neue Gottesdienstformen
Gerockt, geswingt, getanzt: Beim 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) Anfang Juni in Dresden werden Gotteshäuser auch mit Ungewohntem erfüllt. Die Gottesdienstwerkstatt bei evangelischen Kirchentagen gibt Einblick in den Ideenpool von Gemeinden und Verbänden. Bei einem Spektrum zwischen Zen und Rock gibt es in der Elbmetropole viel zu entdecken.
07.04.2011
Von Simona Block

"Es gibt Gottesdienste für Geschiedene, Alleinerziehende, verwaiste Eltern, Suchende, Gefangene, Soldaten, Polizisten, Biker, Pfadfinder, Handwerker oder Schwangere", erzählt Kirchentagspastor Joachim Lenz. Dabei werde der traditionelle Ablauf um ungewöhnliche Elemente ergänzt oder ersetzt. Die 30 Veranstaltungen der Gottesdienstwerkstatt wurden aus mehr als 70 Vorschlägen von Gemeinden und Verbänden bundesweit ausgewählt.

Pastor neben Zen-Meisterin

So gestalten zwei koreanische Auslandsgemeinden ebenso eine Glaubensfeier wie Gemeinden aus Ungarn oder Schweden. Ungewöhnlich sei ein deutsch-tschechischer Gottesdienst mit Abendmahl, sagt Lenz. Auch ein deutsch-brasilianischer Gottesdienst ist geplant. In einer Kirche agieren ein Pastor und eine Zen-Meisterin aus Taiwan, Leipzigs früherer Nikolaikirchenpfarrer Christian Führer und Benediktinerpater Anselm Grün gemeinsam. Ein rheinischer Superintendent meldete eine Feier für Kriegskinder und -enkel mit Zeitzeugen an. "Dresden steht für Krieg und Zerstörung, aber auch Versöhnung und Wiederaufbau", erklärt Lenz.

Daneben gibt es an spezielle Gruppen gerichtete Veranstaltungen wie eine Thomasmesse für Zweifler und Suchende unter dem Motto "Wenn ich einmal reich wär ...". Ebenso speziell sind ein Kino-Gottesdienst mit Ausschnitten aus dem Film "Mr. Hollands' Opus" oder die Herstellung eines Altarbildes durch eine Künstlerin. "Die klassische Gottesdienstform ist in der Regel etwas Frontales, hier spielt die Reaktion aus den Bänken eine Rolle."

Jugendliche sollten auf "18.18" achten

Auch musikalisch sei "immer auch was Schräges dabei". Das Spektrum reicht diesmal von der swingenden Gemeinde, einem Blues- und Betgottesdienst mit Band und besinnlich-meditativer und grooviger Gospelmesse bis zum Rock-Gottesdienst mit der Pfarrerband "Die Schwarzen Löcher" aus Sachsen. Die aus Jamaika stammende Sängerin Judy Bailey und Band bringen anglikanische Liturgie und karibisches Flair in die Eisarena. Bei einem Single-Gottesdienst gibt es "säkulare Rockmusik statt Orgel, Barhocker statt Kanzel, Strahler statt Kerzen und Kreuzverhör statt Liturgie".

Ein Modell könnten der Salbungsgottesdienst mit Vorschulkindern in einem Altersheim und der Gottesdienst im Gefängnis für Häftlinge und Gäste sein. "Bei einigen Geschichten wissen wir indes nicht, was herauskommt", sagt Lenz und verweist beispielsweise auf das Playback-Theater der Mysterienspielgruppe Köln. Junge Kirchentagsbesucher sollten indes auf das Label "18.18" achten. Der "krass andere Jugendgottesdienst" wird ohne Predigt gefeiert, dafür "mit Theater, Life-Mukke aus den Charts und super Stimmung".

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epd