Trauer um ermordete Mädchen in Krailling

Trauer um ermordete Mädchen in Krailling
Fassungslosigkeit und Entsetzen stehen den Menschen in Krailling immer noch ins Gesicht geschrieben. Ein unglaubliches Verbrechen hat den kleinen oberbayerischen Ort bei München erschüttert. Ein acht- und ein elfjähriges Mädchen waren vor knapp einer Woche in der Wohnung ihrer Mutter brutal ermordet worden. Von einem Tatverdächtigen fehlt bisher jede Spur.
30.03.2011
Von Christiane Ried

Am Dienstagabend luden die katholische und evangelische Kirche zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in die Sankt-Elisabethkirche in die Nachbargemeinde Planegg ein: "Ein Versuch, der Fassungslosigkeit Ausdruck zu verleihen", erklärt die evangelische Pfarrerin Katarina Freisleder kurz vor Beginn des Gottesdienstes.

Die Stimmung ist äußerst bedrückend, als die Kraillinger in die Kirche strömen, die mit mehr als 500 Trauergästen restlos überfüllt ist. Die Menschen umarmen sich, einige weinen, und immer wieder hört man ein ungläubiges "Furchtbar, ich kann es immer noch nicht glauben". Auch zahlreiche Kinder, die Chiara und Sharon von der Schule kannten, sind mit ihren Eltern zur Trauerfeier gekommen.

Angst - und der Wunsch nach Vergeltung

"Das Schlimme ist, dass der Täter immer noch nicht gefasst ist", sagt Freisleder. Ein Tag nach dem anderen verstreiche, und im Ort mache sich auch daher immer mehr Angst, Unsicherheit und der Wunsch nach Vergeltung breit. "Kindermord ist nun mal ein hochsensibles Thema", meint die junge Pfarrerin. Der Gesprächsbedarf der Menschen sei daher hoch, die Seelsorger stünden rund um die Uhr zur Verfügung. In den Schulen seien Trauerecken eingerichtet, und auch die Kriseninterventionsteams seien ständig vor Ort.

Zum Gedenkgottesdienst ist auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erschienen. Er sagt in einer kurzen Ansprache: "Ich verspreche Ihnen, dass die bayerische Polizei alles tun wird, den Täter seiner gerechten Strafe zuzuführen. Sharon und Chiara werden in unseren Gedanken weiterleben."

Die Kraillinger Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) bringt es schließlich auf den Punkt: "Nach diesem Verbrechen wird nichts mehr so sein, wie es war." Die Unbeschwertheit sei aus der Gemeinde verschwunden. Sie könne erst nach und nach wieder zurückkehren, wenn der Täter gefasst sei.

Es ist nichts mehr so, wie es war

Als Zeichen der Verbundenheit mit den Opfern und ihren Angehörigen ruft der katholische Pfarrer Anicet Mutonkole am Ende des Gottesdienstes die Trauergäste zu Geldspenden für die Beerdigung der ermordeten Kinder auf. "Wir wollen Solidarität mit den Mädchen zeigen - nicht nur im Gebet, sondern auch materiell." Die Spendenkörbe sind daraufhin schnell mit Scheinen gefüllt.

Nachdem die letzten Takte von Pachelbels Kanon verklungen sind und die beiden Pfarrer den Altar längst verlassen haben, bleiben die Besucher noch lange Momente regungslos sitzen. Keiner wagt aufzustehen und die Stille zu stören. Nur zögerlich wagen sich die Menschen aus der Kirche hinaus in den sonnigen Frühlingsabend. Eine Besucherin sagt mit den Tränen kämpfend auf dem Kirchenvorplatz: "Es klingt jetzt hart, aber wir müssen irgendwie lernen, mit dem Geschehen weiterzuleben."

epd