EKD-Ratschef: Wir brauchen akademisch gebildeten Islam

EKD-Ratschef: Wir brauchen akademisch gebildeten Islam
Christliche Theologen und islamische Gelehrte sollten sich viel stärker wisenschaftlich austauschen, findet Präses Nikolaus Schneider. "Wir brauchen einen akademisch gebildeten Islam", so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Es genüge nicht, wenn Imame aus der Türkei nach Deutschland eingeflogen werden. "Der Islam muss sich hier einwurzeln und daraus wieder erwachsen", unterstrich der Geistliche. Zum Dialog der Religionen gibt es nach Ansicht von Schneider keine Alternative. "Das Ziel muss sein, dass sich die Religionen für das gesellschaftliche Leben in unserem Land mit verantwortlich fühlen und sich einbringen", sagte der evangelische Theologe. "Wir müssen die Friedenspotenziale stärken." Jede Religion berge auch die Gefahr des Fundamentalismus.

Kritik an "Erregungskultur"

Gleichzeitig verwies Schneider auf unterschiedliche Dialogkulturen zwischen Christen und Muslimen. So empfänden Muslime Sachkritik rasch als Kritik an der Person und somit als Beleidigung. "Es gibt auch eine Erregungskultur, mit der ich mich schwertue", führte der Ratsvorsitzende aus. Als Beispiel nannte er den Streit um die Mohammed-Karikaturen: "Dass wegen so etwas Häuser brennen und Nonnen umgebracht werden, geht nicht."

Schneider zog eine Bilanz der von der EKD getragenen Talkshow "Tacheles". Die Sendung aus der Marktkirche in Hannover hatte in den vergangenen anderthalb Jahren das Gespräch mit dem Islam als Schwerpunkt. Die nächste Staffel mit zehn Folgen widmet sich dem Thema "Deutschland 2020 - nach welchen Werten wollen wir leben?" Themen dabei sind unter anderem Gentests an Embryonen, Ökumene und Atomkraft. Die einstündige Talkshow ist sechs bis sieben Mal im Jahr auf "Phoenix" zu sehen.

epd