Die Folgen des Erdbebens waren noch völlig unabsehbar. Es gebe zahllose Verletzte und Vermisste, meldete der japanische Radiosender NHK. Erste Messungen von geologischen Instituten registrierten eine Stärke von 8,9. Der Leiter des Goethe-Instituts in Tokio, Raimund Wördemann, sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Es bebt die ganze Zeit. Wir müssen hier erst einmal die Ruhe bewahren." Es gebe im Gebäude keinen absoluten sicheren Raum. "Es gibt nur eben die Aussage, das Gebäude selbst sei besonders sicher, so dass wir hier mit Helm auf dem Kopf und teilweise unter den Tischen kauernd im Moment noch ausharren."
10 Meter hoher Tsunami trifft Ostküste Japans
Ein zehn Meter hoher Tsunami hat den Hafen der japanischen Stadt Sendai an der Ostküste Japans getroffen. Das berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Die Landebahn des Flughafens von Sendai sei überschwemmt worden, berichtete die Flughafenbehörde. In Sendai an der Ostküste traten die Flüsse durch einströmendes Meerwasser über die Ufer. Wohngebiete seien überflutet, berichtete Kyodo. Zahlreiche Häuser stürzten ein und wurden ins Meer gespült.
Fernsehbilder zeigen die große Verzweiflung in den Gesichtern der Menschen an der japanischen Ostküste: Frauen schwingen große weiße Tücher aus den Fenstern ihrer Häuser, um Hilfe zu bekommen. Sie sind gefangen in den oberen Etagen der Häuser, die vollständig von Wasser umgeben sind.
Auf der zu den USA gehörenden Pazifikinsel Hawaii wurde eine Tsunami-Warnung ausgelöst. Dort könnte eine von dem Erdbeben verursachte Flutwelle frühestens um 02.59 Uhr Ortszeit (13.59 Uhr MEZ) eintreffen, wie der US-Fernsehsender Khon TV in seinem Internet-Portal berichtete. Der schwere Erdbeben löste auch Erdrutsche aus, die Menschen unter sich begruben, wie Kydo berichtete. Nachbeben erschütterten weiterhin das Katastrophengebiet, hieß es in Fernsehberichten.
Westerwelle: Deutschland wird Japan helfen
In Tokio kam das Kabinett unter Leitung von Ministerpräsident Naoto Kan zu einer Krisensitzung zusammen. Das Verteidigungsministerium ordnete den Start von acht Kampfflugzeugen an; Luftaufnahmen sollen einen ersten Überblick zu den Schäden ermöglichen. Ministerpräsident Naoto Kan rief die Bevölkerung zur Ruhe auf, wie Kyodo berichtete. Die japanischen Verteidigungsstreitkräfte werden für Rettungsarbeiten in die schwer betroffene Präfektur Miyagi geschickt.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat dem von einer Erdbeben-Katastrophe betroffenen Japan seine Anteilnahme ausgedrückt und Unterstützung zugesichert. "Wenn Hilfe erforderlich sein sollte, werden wir Deutschen natürlich unserem Partnerland Japan zu Hilfe kommen", sagte er am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Bisher seien allerdings noch keine Hilfsappelle eingegangen.
Zwar sei Japan auf solche Katastrophenfälle eingestellt, sagte Westerwelle. "Ein so schweres Erdbeben ist natürlich auch für Japan ein Schicksalsschlag."
Atomkraftwerke schalteten sich automatisch ab
In Tokio gerieten zahlreiche Hochhäuser ins Wanken. Einige Gebäude seien in Brand geraten, berichtete der Rundfunksender NHK. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden. Das Verteidigungsministerium ordnete nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo den Start von acht Kampfflugzeugen an; die Piloten sollen einen ersten Überblick zu den Schäden erstellen. Auch aus anderen Orten wurden schwere Schäden gemeldet. In Chiba geriet nach einer Meldung von Kyodo eine Stahlfabrik in Brand. Über Teilen der Stadt Yokohama stiegen schwarze Rauchwolken auf.
Fernsehbilder zeigten eine gewaltige Flutwelle, die auf die Ostküste traf. Boote wurden gegen die Küste geschleudert und Autos ins Meer gespült. Die Region war erst am Mittwoch von einem Erdbeben der Stärke 7,3 getroffen worden. Das Beben war allerdings glimpflich verlaufen.
In Iwate wurden Dutzende von Autos von den Wassermassen weggerissen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Für die Insel Hokkaido wurde ebenfalls Tsunami-Alarm ausgelöst. Der Flughafen Narita wurde geschlossen und evakuiert. Auch die U-Bahn von Tokio und der Schnellzugverkehr wurden eingestellt. Die Behörden ordneten die Entsendung von Sicherheitskräften in die Präfektur Miyaga an.
Es wird mit vielen Toten gerechnet
Bei dem katastrophalen Erdbeben in Japan sind mindestens 18 Menschen getötet worden. Das meldete der japanische Radiosender NHK. Außerdem gebe es viele Verletzte und Vermisste. Die Zahlen waren am Morgen aber unsicher, es wird mit deutlich mehr Toten und Verletzten gerechnet. Mehrere Kinder sollen ins Meer gespült worden sein. In Tokio brachen an acht Stellen im Stadtzentrum Brände aus. Es kam zu Stromausfällen. In einer Ölraffinerie in Chiba nördlich von Tokio brach ein großes Feuer aus, wie es in Fernsehberichten hieß.
Atomkraftwerke an der Pazifikküste in den Präfekturen Miyagi und Fukushima schalteten sich bei dem Erdbeben automatisch ab, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Mittlerweile wurde in den Atomkraftwerken in der Präfektur Fukushima an der schwer betroffenen nordostjapanischen Küste der Alarm "abnormaler Zustand" gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo.
Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Zuvor hatte der Ministerpräsident in Tokio gesagt, es gebe bislang keine Probleme mit den Atomreaktoren.