Bestürzung nach Mord an christlichem Minister in Pakistan

Bestürzung nach Mord an christlichem Minister in Pakistan
Die Ermordung des christlichen Ministers Shahbaz Bhatti in Pakistan hat am Mittwoch weltweit Bestürzung ausgelöst. Die UN fordern ein Aussetzen des Blasphemie-Gesetzes.

Die Bundesregierung und der Vatikan werteten die Tat als Anschlag auf die Religionsfreiheit. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, sprach von einer Tragödie. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erklärte: "Der religiöse Terror darf nicht das letzte Wort haben."

UN fordern Aussetzen des Blasphemie-Gesetzes

Bhatti war Minister für religiöse Minderheiten im islamischen Pakistan. Der 42-jährige Katholik gehörte als einziger Christ dem Regierungskabinett an. Er wurde am Morgen auf offener Straße in der Hauptstadt Islamabad erschossen. Zu der Tat bekannten sich Pakistans radikal-islamische Taliban. Bhatti hatte sich für eine Reform des umstrittenen Blasphemie-Gesetzes eingesetzt, das Gotteslästerung unter Todesstrafe stellt.

UN-Hochkommissarin Pillay forderte die Regierung auf, die Anwendung des Gesetzes auszusetzen. Die Regierung dürfe sich dem Druck von Extremisten nicht beugen, sondern müsse unabhängige Experten mit der Prüfung des Gesetzes beauftragen. Pillay: "Mörder sollten nicht damit belohnt werden, dass sie an Regierungspolitik bekommen, was sie wollen."

Kein Personenschutz trotz Todesdrohungen

Der Anschlag auf Bhatti ist bereits der zweite Mord an einem hochrangigen pakistanischen Politiker im Zusammenhang mit dem Blasphemie-Gesetz in diesem Jahr. Am 4. Januar war der Gouverneur der Punjab-Provinz, Salman Taseer, von seinem Leibwächter erschossen worden, weil er das Gesetz abschaffen wollte.

In Pakistan wird darüber spekuliert, ob Mitglieder der Sicherheitskräfte Bhatti seinen Mördern preisgegeben haben. Der Minister war am Mittwochmorgen ohne seine Sicherheitsleute unterwegs, die in seinem Büro auf ihn warteten. Warum er keinen Personenschutz hatte, ist unklar. Gewöhnlich werden hochrangige Politiker in Islamabad von einem ganzen Konvoi begleitet. Bhatti hatte seit Wochen Todesdrohungen erhalten.

Auch der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari und Premierminister Yusuf Raza Gillani verurteilten den Mord. Gillani kündigte eine Untersuchung an. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, Bhatti habe sich mit außergewöhnlichem Engagement und großem persönlichen Mut für die Rechte von Minderheiten in Pakistan eingesetzt. Sein Tod sei ein schwerer Verlust.

"Schwarzer Tag für die Christen in Pakistan"

Vatikansprecher Federico Lombardi würdigte Bhattis Einsatz für ein friedliches Zusammenleben der Religionen. Wegen der Gewalt und dem Hass auf Christen in Pakistan sei es absolut dringlich, die Christen vor Verfolgung zu schützen und sich für Religionsfreiheit einzusetzen. Von den 170 Millionen Pakistanern sind weniger als zwei Prozent Christen.

EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte rief die Regierung in Islamabad auf, Minderheiten besser zu schützen. "Es kann nicht sein, dass durch solche brutalen Gewalttaten ungehindert Angst und Schrecken verbreitet werden", sagte er in Hannover. Die EU und die Bundesregierung sollten sich noch entschiedener für die Menschenrechte in Pakistan einsetzen.

Die katholische Bischofskonferenz des südasiatischen Landes sprach von einem "schwarzen Tag für die Christen in Pakistan". Der protestantische Bischof Samuel Azariah kritisierte, die Regierung könne oder wolle die Fanatiker nicht stoppen.

epd