"Die ägyptischen Christen wollen endlich gleichberechtigte Bürger sein", sagte der koptische Jugendbischof Moussa in einem epd-Gespräch in Kairo. In dem mehrheitlich muslimischen Land hätten die Kopten lange genug unter dem jetzigen Regime gelitten.
"Ägytische Behörden schikanieren Kopten"
Die Christen in dem bevölkerungsreichsten arabischen Land werden laut Moussa im Beruf, im Bildungswesen und in anderen gesellschaftlichen Bereichen oft als Menschen zweiter Klasse behandelt. Zudem schikanierten die Behörden die koptische Kirche. Die Kopten sehnten sich nach einem Ägypten ohne Korruption. Viele Politiker und Beamte des Regimes hätten sich schamlos bereichert.
Viele Kopten hätten sich an den Massenprotesten gegen das Regime von Präsident Hosni Mubarak beteiligt, betonte der Bischof. Mindestens zwei junge Kopten seien bei den Unruhen ums Leben gekommen. Auf die Frage, wer die Gewalt gegen die friedlichen Demonstranten angeordnet habe, sagte Moussa: "Wir brauchen eine Untersuchung, und die Drahtzieher müssen zur Rechenschaft gezogen werden."
Moussa verteidigte zugleich Präsident Mubarak, der sich trotz der Massenproteste an die Macht klammert. "Mubarak ist ein anständiger und fairer Mann. Ägypten braucht ihn noch, um einen ordentlichen Übergang zur Demokratie hinzubekommen", sagte der Bischof. Mubarak könne nicht persönlich für den Unterdrückungsapparat des Regimes verantwortlich gemacht werden.
Kopten leiden unter Diskriminierung in Ägypten
Die Kopten beklagen seit Jahren eine zunehmende Diskriminierung in Ägypten. In der Silvesternacht waren bei einem Anschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria mehr als 20 Menschen getötet worden, Dutzende wurden verletzt. In dem arabischen Land sind nach Schätzungen etwa zehn Prozent der rund 80 Millionen Einwohner Kopten. Seit dem ersten Jahrhundert nach Christus existiert die koptische-orthodoxe Kirche als eigenständige Kirche, sie ist somit eine der ältesten christlichen Kirchen weltweit.