In fünf Baracken aus Wellblech und Holz lebten bis zum Sonntagabend etwa zwanzig Personen. Eine der Unterkünfte fing Feuer - Ursache war vermutlich ein defekter Heizofen. Vier der insgesamt acht Kinder der Familie hielten sich zu diesem Zeitpunkt in der Baracke auf. Als die Feuerwehr den Brand mit Schaum löschte, waren die drei Jungen und ihre Schwester bereits tot. Das jüngste der Kinder war drei Jahre alt.
Roms rechtskonservativer Bürgermeister Gianni Alemanno und die zuständige Bezirksbürgermeisterin von der Linksopposition, Susi Fantino, lieferten sich noch während der Löscharbeiten einen Schlagabtausch über die politische Verantwortung. Alemanno sieht die Ursache für Sicherheitsmängel in den Siedlungen vor allem darin, dass der sogenannte Nomadenplan unzureichend umgesetzt werde. Der Plan sieht den Abriss von 200 illegalen Roma-Lagern vor und die Umsiedlung der Bewohner in sichere Unterkünfte.
Oppositionspolitikerin Fantino macht Alemanno direkt für den Tod der Kinder verantwortlich. "Wir haben die Stadtverwaltung zuletzt vor zwei Wochen auf diese Siedlung aufmerksam gemacht, aber keine Antwort erhalten", erklärte sie nach dem Unglück.
Berlusconi wies jugoslawische Roma aus
Aufgrund der katastrophalen Lebensverhältnisse - es fehlen unter anderem Strom, Wasser und Kanalisation - kommt es in italienischen Roma-Siedlungen immer wieder zu tödlichen Unglücksfällen. Zuletzt kam ein dreijähriger Junge im vergangenen Sommer bei einem Brand in der Hütte seiner Eltern in Rom ums Leben.
Die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi bemühte sich in der Vergangenheit, das Problem zu lösen, indem sie Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien auswies. Viele der Betroffenen verfügten aufgrund der veränderten politischen Verhältnisse in ihrem Herkunftsland jedoch nicht mehr über eine gültige Staatsangehörigkeit. Zudem sind etwa die Hälfte der rund 170.000 in Italien lebenden Sinti und Roma italienische Staatsbürger.
Alemanno hatte die Bürgermeisterwahlen vor knapp drei Jahren mit einer Kampagne gegen die Roma gewonnen. Kurz zuvor hatte der Fall einer Römerin, die von einem Roma vergewaltigt und getötet worden war, für Schlagzeilen gesorgt. Auf die Furcht von Anwohnern vor den Menschen in den Wohnwagensiedlungen reagierte das Stadtoberhaupt mit dem Nomadenplan: Dieser sah die Errichtung von zehn legalen Siedlungen für insgesamt 6.000 Bewohner vor.
Katholiken klagen: Keine Alternative für Roma
Unter dem Druck der Bevölkerung räumte die Stadtverwaltung seither immer wieder illegale Lager. "Den Bewohnern wurde aber keine Alternative geboten", klagt der Sprecher der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio, Mario Marazziti. Die Räumungen hätten damit nur zur Bildung weiterer illegaler Baracken-Dörfer geführt.
Sant'Egidio engagiert sich seit drei Jahrzehnten mit Sozialarbeit für die Roma in Rom. Die Gemeinschaft fordert sichere Unterkünfte, aber auch wirksame Bildungs-Maßnahmen für die überwiegend minderjährigen Angehörigen der Minderheit. Zudem müsse den Bewohnern der angrenzenden Stadtviertel die Angst genommen werden, in dem sie durch kulturelle Initiativen besser über das Leben der Roma informiert würden.