Präses Schneider, welche Eindrücke haben Sie über den Stand der zivilen Aufbauprojekte bisher bei Ihrem Afghanistan-Besuch gewonnen?
Nikolaus Schneider: Es passiert im zivilen Bereich sehr viel mehr als in Deutschland wahrgenommen wird. Ich bedauere, dass sich die Wahrnehmung so stark auf das Militärische konzentriert. Wir haben eine altes, verfallenes Schulgebäude besichtigt, das nicht mehr in Betrieb war. Und uns dann die neugebaute Schule angeschaut, die die Hilfsorganisation errichtet hat - das war schon sehr beeindruckend zu sehen, was die da leisten. Vor der Schule habe ich dann ein Bäumchen gepflanzt.
Hat im deutschen Engagement die zivile Komponente einen ausreichenden Stellenwert?
Schneider: Es hat einen wachsenden Stellenwert, den ich sehr begrüße. Die Verdoppelung des Geldes für zivile Projekte wirkt sich schon aus. Das Problem ist zurzeit nicht, dass die Hilfsorganisationen zu wenig Geld haben. Sie müssen die Projekte jetzt umsetzen, sozusagen die Kraft des Motors auf die Straße bringen. Es braucht Zeit, die einzelnen Projekte zu planen, da sie eng mit der afghanischen Bevölkerung vor Ort abgestimmt werden - denn nur so sind sie nachhaltig. Unsere Forderung vom vergangenen Jahr in unserem "Evangelischen Wort zu Krieg und Frieden in Afghanistan", das Zivile aufzustocken, wurde also gehört. Es gibt hier einen geordneten Austausch zwischen Zivilem und Militärischem - die zivile Komponente wird sehr ernstgenommen.
Zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan hieß es vor einem Jahr: "Wir sehen gegenwärtig nicht, dass der Einsatz anhand der friedensethischen Kriterien eindeutig gebilligt oder abgelehnt werden könnte." Wie beurteilen Sie die Situation heute?
Schneider: Unverändert.