Beckstein: Auch Protestanten vertuschten Missbrauch

Beckstein: Auch Protestanten vertuschten Missbrauch
Der EKD-Synodenvize und frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) kritisiert die evangelische Kirche wegen des Umgangs mit Opfern sexueller Gewalt. Nicht nur bei den Katholiken, auch bei den Protestanten sei nicht alles vorbildlich gelaufen, sagte er der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag).

"Auch bei uns wurde vertuscht. Wir sind nicht die Heiligen", sagte der CSU-Politiker, der seit 2009 im Präsidium des Kirchenparlaments der EKD mitarbeitet und Mitglied der Synode der bayerischen Landeskirche ist. Der Missbrauch von Kindern sei ein Verbrechen. Es sei ein Fehler gewesen, das "unter den Teppich zu kehren, um die Institution Kirche nicht zu beschädigen."

Christen wüssten, dass das "Bodenpersonal Gottes" fehlerhaft sei, erläuterte Beckstein. Bei den evangelischen Gläubigen sei das noch unmittelbarer als bei den Katholiken, da es bei ihnen keine Mittler zwischen Gott und den Menschen gebe. "Deswegen ist es ganz selbstverständlich, dass man einen Bischof kritisieren kann." Als Konsequenz aus dem durch den Missbrauch entstandenen Vertrauensverlust rät der Synodenvize der Kirche, sich eindeutig in den Dienst der Menschen zu stellen.

Dankbar für kirchliche Prägung

Entschieden bekannte sich der ehemalige Ministerpräsident zu seiner kirchlichen Prägung. "Für mich ist die Kirche der Rahmen des persönlichen Glaubens." Die Kirche sei die Gemeinschaft der Gläubigen, auch wenn man nicht jeden Tag in die Kirche gehe. "Als Christ allein zu sein und den Glauben nur in seinem stillen Kämmerlein zu erleben, wäre zu wenig", so Beckstein. Er sei "froh und dankbar", in der Kirche aufgewachsen zu sein.

Beckstein bilanzierte auch sein eigenes Handeln in der Politik. "Die eine oder andere Entscheidung war überzogen, vielleicht auch falsch", sagte er über seine jahrelang umstrittene Asylpolitik. Es habe Härten gegeben. Dennoch könne ein Politiker auch ein guter Mensch sein. "Ich wollte weder ein Heiliger sein noch ein Schwein", sagte Beckstein. "Die Menschen wollen keine Politiker, die herzlos und eiskalt sind. Sie wollen einen Politiker mit sozialen und emotionalen Fähigkeiten. Das gilt, auch wenn ich 2008 bei der Landtagswahl gescheitert bin."

Ärgerlich und belastend nannte es Beckstein, dass er als Verwaltungsratsmitglied der Bayerischen Landesbank Mitverantwortung trage für die großen Verluste der Bank: "Wir waren nicht leichtfertig, wir wollten die Landesbank für die Zukunft ertüchtigen und nicht 25 Prozent Rendite erzielen. Ich trage die Verantwortung für eine Menge von Problemen."

epd