Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, nannte die Einladung zur Rede im Bundestag "nachvollziehbar, da der Papst auch ein Staatsoberhaupt ist". Im Ältestenrat hatten sich die Grünen am Donnerstag skeptisch zur Papst-Rede geäußert. Der Bundestag sei zu Recht zurückhaltend mit Einladungen an ausländische Staatsgäste, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Volker Beck. Zudem komme der Papst in erster Linie in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der katholischen Kirche nach Deutschland.
Die Bedenken der Grünen stießen in der CDU auf heftige Kritik. "Die Grünen sind einfach nur noch gegen alles und jeden", sagte CDU- Generalsekretär Hermann Gröhe dem Nachrichtenportal "Welt Online". "Man kann nur hoffen, dass diese Dagegen-Partei über Weihnachten etwas zur Besinnung kommt", fügte Gröhe hinzu: "Wenn der Papst im Bundestag redet, ist dies eine große Ehre für das Parlament."
Grüne: "Wir werden nicht fehlen"
Thierse betonte, der Papst sei ja nicht nur Oberhaupt des kleinen Vatikanstaats, sondern Oberhaupt einer Weltkirche. Es hätten auch in der Vergangenheit schon Staatsgäste im Bundestag geredet, deren Anichten die Deutschen zum Teil nicht geteilt hätten. Demgegenüber äußerte der SPD-Abgeordnete Rolf Schwanitz in der "Mitteldeutschen Zeitung" (Freitagsausgabe) "Vorbehalte" gegenüber dem Auftritt des Papstes im Bundestag. Schwanitz ist Mitbegründer der Gruppe "Laizisten in der SPD".
Die Sorge der Grünen gelte der Gleichbehandlung der Religionen durch den Bundestag, erklärte der Grünen-Sprecher Michael Schroeren. "Wir werden selbstverständlich nicht fehlen, wenn der Papst im Bundestag spricht." Demgegenüber kündigte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele in der "Mitteldeutschen Zeitung" an, den Plenarsaal bei einer Rede des Papstes zu verlassen.
Linkspartei verspricht "gebührende Achtung"
Die Linkspartei steht der Papstrede im Parlament aufgeschlossen gegenüber. "Wenn George Bush geredet hat, dann darf auch der Papst reden", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Dietmar Bartsch, der "Mitteldeutschen Zeitung". Seine Fraktion werde Papst Benedikt XVI. "die gebührende Achtung" zuteil werden lassen, es dabei aber "nicht übertreiben".
Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider begrüßte den Besuch des Papstes in Deutschland und äußerte die Erwartung, "dass er im Rahmen dieser Reise auch den Dialog mit den evangelischen Kirchen in Deutschland suchen wird". Benedikt XVI. wird vom 22. bis 25. September nächsten Jahres sein Heimatland besuchen. Bei seinem ersten Staatsbesuch in Deutschland wird das 83-jährige Oberhaupt der katholischen Kirche neben einer Visite in der Hauptstadt Berlin auch die Bistümer Freiburg und Erfurt besuchen.