Maria Jepsen: Rücktritt war ein "konsequenter Schlusspunkt"

Maria Jepsen: Rücktritt war ein "konsequenter Schlusspunkt"
Vier Monate nach ihrem Rücktritt Mitte Juli findet Hamburgs ehemalige Bischöfin Maria Jepsen versöhnliche Worte. "Meine 18 Amtsjahre als Bischöfin waren gut, und der Rücktritt war ein konsequenter Schlusspunkt", sagte die 65-Jährige in einem epd-Gespräch in Husum. Am Freitag findet ein Abschiedsgottesdienst für Jepsen in der Hamburger St. Georgskirche am Hauptbahnhof statt.

Als ihr im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen in einer Gemeinde in Ahrensburg Untätigkeit unterstellt wurde, habe sie nicht anders handeln können: "Ich selbst hätte es vielleicht durchgestanden, aber ich wollte Schaden vom Bischofsamt und von der Kirche abwenden", sagte sie. Und die über Jahre traumatisierten Opfer hätten "ein deutliches, öffentlich sichtbares Zeichen gebraucht".

Mittlerweile wohnt die Altbischöfin mit ihrem Ehemann Peter in einer Siedlung am Stadtrand von Husum in Nordfriesland. Der Abschied aus Hamburg sei ihr schwergefallen: "Ich vermisse die vielen Begegnungen mit Menschen auf kurzen Wegen in der Stadt", sagte Jepsen, die in ihrer Amtszeit häufig zu Fuß unterwegs war.

Jepsen war die erste evangelisch-lutherische Bischöfin der Welt

Kirchlich aktiv bleiben will die Altbischöfin im ökumenischen Dialog mit St. Petersburg und der russisch-orthodoxen Kirche. "Diese langjährig gewachsenen Beziehungen müssen aufrecht erhalten werden", sagte Jepsen. Es gebe in ganz Nordelbien niemanden in kirchenleitender Ebene, der außer ihr dafür infrage komme: "Damit bin ich jetzt offiziell beauftragt."

Künftig möchte Maria Jepsen, die 1992 die erste evangelisch-lutherische Bischöfin der Welt wurde, wieder mehr theologische Studien betreiben. Sie will ihre Hebräisch-Kenntnisse vertiefen und "all die Bücher lesen, die ich zuletzt im Urlaub nicht geschafft habe". Davon gebe es genug.

Das Wort Langeweile sei ein Fremdwort für sie. "18 Jahre lang hatte ich einen prall gefüllten Terminkalender. Manche meinen, dass man danach eine Art Leere empfinden müsse - das kann ich nicht bestätigen." Eine Biografie schreiben will sie indes nicht.

Betroffener Pastor ist inzwischen zurückgetreten

Bischöfin Jepsen war im Juli 2010 zurückgetreten, nach ihr unterstellt wurde, den Missbrauchs-Vorwürfen gegen einen Ahrensburger Pastor nicht energisch genug nachgegangen zu sein. Der betroffene Pastor Dieter K., dem sexueller Missbrauch von Jugendlichen vorgeworfen wird, hat derweil seine Entlassung aus dem kirchlichen Dienst zum Jahresende beantragt. Damit verliere er seine Pensionsansprüche als Kirchenbeamter, teilte die Nordelbische Kirche am Mittwoch mit. Der Pastor werde stattdessen eine Rente von der gesetzlichen Rentenversicherung erhalten, deren Beiträge die Landeskirche nachzahlen muss.

Der Pastor kam mit diesem Schritt seiner Entlassung durch das Kirchenamt zuvor. Eine umfangreiche Zeugenanhörung hat nach Einschätzung des Kirchenamtes gravierende Verfehlungen belegt, die disziplinarisch nur durch eine Entfernung aus dem Dienst angemessen geahndet werden können.

Pastor K. soll von Ende der 70er bis Mitte der 80er Jahre mehrere Jugendliche sexuell missbraucht haben.  Strafrechtlich sind die Missbrauchstaten verjährt. Die damalige Pröpstin Heide Emse hatte Pastor K. unmittelbar nach Bekanntwerden erster Vorwürfe 1999 aus der Gemeinde versetzen lassen. Sie hatte allerdings keine Strafanzeige gestellt.

Ungeklärt ist noch die Frage, warum Pastor K. 1999 als Seelsorger in die Jugendstrafanstalt Schleswig versetzt wurde. Auch hat er noch weitere vier Jahre Religion am Ahrensburger Gymnasium unterrichtet. Mit der Recherche ist eine Kieler Anwaltskanzlei beauftragt, die demnächst ihren Bericht vorlegen will.

dpa