Für Bellut stehen ARD und ZDF unter anderem vor der Herausforderung, in den eigenen Programmen noch das Thema Politik erfolgreich hochzuhängen. "Das Öffentlich-Rechtliche wird es sehr schwer haben, dem neuen Sehverhalten gerecht zu werden", sagte Bellut mit Blick auf die zunehmenden Gewohnheit des Publikums, sich Sendungen und Filme online selbst zusammenzustellen statt sich von etablierten Programmen mit einem durchmischten Programmschema führen zu lassen.
Die Chefin der deutschen Sender von NBC Universal, Katharina Behrends, rechnet damit, dass die Fernsehnutzung sogar noch zunehmen wird: "Mit dem hochauflösenden HD-Fernsehen, später auch mit 3D, wird das Fernsehen einen großen Boom erfahren - und das auch bei jungen Leuten." Behrends, die vor allem Spartenkanäle betreibt, erwartet außerdem, dass sich die TV-Landschaft "weiter fragmentieren wird, um auf mehr spezielle Angebote zu setzen".
Interaktive Möglichkeiten
Auch die Deutsche Telekom, die klassisches Fernsehen über das Internet verbreitet, will auf umfangreiche Spartenangebote setzen. Marketingchef Christian Illek erklärte dazu in Berlin, sein Unternehmen wolle dafür die interaktiven Möglichkeiten ausbauen, mit denen Zuschauer Einfluss auf das laufende Programm ausüben können.
Der langjährige ARD-Manager Struve, der heute freier Medienberater ist, glaubt dagegen im Wesentlichen an die Zukunft großer Sender. "Die Segmentierung der Fernsehlandschaft hat Deutschland noch nicht erreicht", sagte Struve. Spartensender lebten noch immer vielfach davon, "das recyceln zu können, was zuvor in einem der Hauptsender gelaufen ist".
epd