Missbrauchsskandal erschüttert Kirche und Schulen

Missbrauchsskandal erschüttert Kirche und Schulen
Der Skandal um sexuellen Missbrauch begann mit Informationen aus einer katholischen Schule - dem Berliner Canisius-Kolleg. Eine Chronologie der folgenden Ereignisse.

28. Januar 2010: Am Berliner Canisius-Kolleg der Jesuiten werden erste Verdachtsfälle bekannt. In den folgenden Wochen kommen in ganz Deutschland viele Missbrauchsfälle durch katholische Laien, Priester und Ordensleute ans Licht. Auch das oberbayerische Kloster Ettal und die Regensburger Domspatzen sind betroffen.

16. Februar: Der damalige Augsburger Bischof Walter Mixa führt den Missbrauch auch auf die zunehmende Sexualisierung des öffentlichen Lebens zurück, die "abnorme sexuelle Neigungen eher fördert".

22. Februar: Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) wirft der Kirche mangelnde Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden vor.

25. Februar: Der Trierer Bischof Stephan Ackermann übernimmt das neue Amt eines bundesweit zuständigen Beauftragten für Missbrauchsfälle.

5. März: Die Leitung der Odenwaldschule im hessischen Heppenheim gibt bekannt, dass es an der Reformschule sexuelle Übergriffe auf Schüler gegeben hat. Danach werden immer mehr Fälle publik.

20. März: Papst Benedikt XVI. bedauert in seinem Hirtenbrief an die irische Kirche den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen in der katholischen Kirche, äußert sich aber nicht zu Fällen in Deutschland.

24. März: Das Bundeskabinett beschließt einen Runden Tisch und setzt die frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) als Missbrauchsbeauftragte ein.

30. März: Die katholische Kirche schaltet für Missbrauchsopfer eine Telefon-Hotline und bietet Online-Beratung an.

2. April: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, räumt Fehler der katholischen Kirche im Umgang mit den Opfern ein. In den Wochen danach werden mehrere Priester beurlaubt oder in den Ruhestand versetzt, etwa in Würzburg und Köln.

21. April: Nach Misshandlungsvorwürfen ehemaliger Heimkinder und zunehmendem öffentlichen Druck bietet der Augsburger Bischof Walter Mixa dem Papst seinen Rücktritt an. Am 8. Mai nimmt der Papst Mixas Rücktrittsangebot an.

10. Mai: Kurz vor dem Ökumenischen Kirchentag in München belasten neue Fälle die katholische Kirche. Bald darauf werden auch lange verschwiegene Fälle aus der Evangelischen Kirche bekannt.

27. Mai: Die Jesuiten haben sexuelle und körperliche Gewalt gegen Kinder an den Schulen des Ordens über Jahrzehnte systematisch vertuscht. Das erklärt die Missbrauchs-Beauftragte der Jesuiten, Ursula Raue, bei der Vorlage ihres Abschlussberichts.

16. Juni: Bei einer Messe auf dem Petersplatz in Rom bittet Papst Benedikt XVI. die Opfer erstmals öffentlich um Vergebung.

15. Juli: Unter dem Eindruck des Skandals verschärft und erweitert der Vatikan seine Regeln für den Kampf gegen Pädophilie und ähnliche Verbrechen. Die neuen Strafnormen werden in Rom vorgestellt.

16. Juli: Die evangelische Hamburger Bischöfin Maria Jepsen erklärt ihren Rücktritt. Sie war im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pastor in Ahrensburg bei Hamburg massiv in die Kritik geraten.

23. August: Die katholischen Bischöfe verständigen sich in Würzburg auf neue Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch durch Geistliche.

dpa