Tief "Olivia": Schweres Unwetter fegt über Westeuropa

Tief "Olivia": Schweres Unwetter fegt über Westeuropa
Das Ende eines heißen Sommertags: Heftige Sturmböen und starke Gewitter sind am Mittwochabend über den Westen und Süden Deutschlands, Frankreich und die Beneluxländer hinweggefegt.

Mindestens drei Tote, viele Verletzte und Schäden in Millionenhöhe: Das ist die Bilanz von Sturmtief «Olivia», das am Mittwochabend über Europa hinwegfegte. Ein Jäger und zwei Urlauber kamen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden ums Leben. Viele Menschen wurden verletzt. "Olivia" entwurzelte zahlreiche Bäume und deckte Dächer ab. Der Verkehr auf Schienen, Straßen und in der Luft war vielerorts unterbrochen. In Belgien und Frankreich fiel für tausende Menschen der Strom aus. Am Samstag ziehen neue Gewitter heran.

Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main wurden Starts und Landungen vorübergehend ebenso gestoppt wie in Düsseldorf und Paris. In Hessen und Nordrhein-Westfalen waren etliche Bahnverbindungen unterbrochen, wie Bahnsprecher sagten. Der ICE- Verkehr von und nach Amsterdam wurde über Venlo umgeleitet. In München schlugen Blitze in die Gleise am Ostbahnhof ein, was vor allem den S-Bahnverkehr stark störte.

Frau verschlief Blitzeinschlag

In einem Wald bei Kassel erschlug ein umstürzender Baum einen Jäger. Das gleiche Schicksal ereilte einen 38-Jährigen auf einem Campingplatz bei Lyon in Frankreich. Bei Neuwied in Rheinland-Pfalz flog ein Zelt mit drei Frauen davon - eine 20-Jährige verletzte sich dabei schwer an Wirbelsäule und Kopf. In den Niederlanden starb eine Camperin, als eine Windhose über den Zeltplatz raste.

Acht andere Urlauber wurden auf dem Campingplatz 13 Kilometer nördlich von Emmrich am Rhein verletzt. Drei von ihnen wurden am Donnerstag noch auf einer Intensivstation behandelt. Ihr Zustand sei aber stabil, erklärten Ärzte. Der gewaltige Luftwirbel hatte etliche Zelte fortgefegt und fast 20 Wohnwagen durch die Gegend geschleudert, teilte die niederländische Polizei mit.

Glück im Unglück hatte eine 56 Jahre alte Frau in Löhne in Ostwestfalen: Sie verschlief einen Blitzeinschlag und ein Feuer in ihrem Haus. Ein Feuerwehrmann aus der Nachbarschaft sah vom Fenster aus das Gebäude brennen, rief die Kollegen und lief ins brennende Haus und begleitete die Frau aus dem Gebäude.

Stromausfall in Frankreich und Belgien

In der Schweiz tötete ein Blitz vier Kühe auf einer Weide bei Luzern. In Belgien wurden mindestens 16 Menschen verletzt. In Losheim im Saarland deckte der Sturm rund 30 Häuser ab. Bei Mainz stand ein Supermarkt plötzlich ohne Dach da. Im Osten Frankreichs waren 12.000 Menschen nach den Unwettern ohne elektrischen Strom, in Belgien am Donnerstag noch rund 7.500. Die Griechen litten unter einer Hitzewelle mit Temperaturen bis 39 Grad Celsius.

In anderen Gegenden der Welt rissen Taifune und Überschwemmungen noch viel mehr Menschen in den Tod. Auf den Philippinen stieg die Zahl der Toten nach einem starken Tropensturm auf 33. In China sind bei Überschwemmungen dieses Jahr nach Regierungsangaben bereits 600 Menschen ums Leben gekommen. 200 weitere würden vermisst. Staatliche Medien meldeten am Donnerstag, entlang des Jangtse-Flusses würden in den nächsten Wochen weitere massive Überflutungen befürchtet.

Auf Deutschland kommt nach einer kurzen Erfrischungspause neue Hitze mit Gewittern am Samstag zu. Möglicherweise werde es keine ausgeprägte Gewitterlinie geben wie am Mittwochabend, aber "sicher ist, es kommen Gewitter", sagte der Meteorologe Simon Trippler vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Am Mittwoch maß der DWD die deutschlandweit höchste Temperatur in Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) mit 37,1 Grad.

dpa