"Wir vermieten das Schiff nur mit biblischem Bezug", sagt Pastor Michael Bruhn (50) vom Nordelbischen Bibelzentrum in Schleswig. Wer das neun Meter lange und 2,30 Meter breite "Jesusboot" vom Bibelzentrum samt Pastor chartern will, lässt sich auf der Schlei auch auf die Bibel ein. Themen während der windigen Tour sind etwa "Bewahrung der Schöpfung" oder die "Sturmstillung" von Jesus. Übers Wasser gehen muss hier allerdings keiner.
Bei dem "Jesusboot" handelt es sich um den Nachbau eines historischen Boots, das Archäologen 1986 im See Genezareth in Israel fanden. Sie hatten den historischen Fund auf die Zeit zwischen 100 vor und 70 nach Christus datiert. Der Schleswiger Nachbau lief nach vier Monaten Bauzeit Anfang Mai vom Stapel. Getauft wurde er auf den Namen "Ichtys", das griechische Wort für "Fisch". Das Fischzeichen, das in frühen Zeiten das Geheimzeichen der oft verfolgten Christen war, prangt auf dem Segel. Die Baukosten in Höhe von 70.000 Euro wurden komplett gespendet.
Zwölf Jünger an Bord
Mit dem "Jesusboot" gelang der Nachbau eines Ruder- und Segelbootes, das auch richtig in See stechen darf. Zahlreiche andere Nachbauten stehen bislang lediglich in verschiedenen Museen. Wie in der Bibel beschrieben, soll das "Jesusboot" mit zwölf "Jüngern" auf der Schlei schippern. Zehn Gäste und die zweiköpfige Besatzung starten vom Schleswiger Bootshafen. Das Originalboot war aus Zedern- und Eichenholz gebaut. Die Bootsspannten des Nachbaus sind aus Eichenholz, sonst wurde Lärchenholz verarbeitet.
Erklärtes Ziel des Schleswiger Bibelzentrums im altehrwürdigen St. Johanniskloster ist es, das "Buch der Bücher" mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. So können Besucher an biblischen Gewürzen schnuppern, biblische Blumen und Kräuter entdecken, Bibeltexte drucken und die Bibel als Comic lesen. Nicht das trockene Textstudium, sondern das erlebnisreiche Entdecken der Bibel steht hier im Mittelpunkt. Vor allem Kinder und Jugendlichen sollen angesprochen werden. Rund 10.000 Besucher zählt das Bibelzentrum pro Jahr.
Pastoren beweisen Seetauglichkeit
Gemeinsam mit der Leiterin des Bibelzentrums, Pastorin Gisela Andresen, hatte Pastor Bruhn die Idee, ein "Jesusboot" bauen zu lassen und es für bibelorientierte Fahrten einzusetzen. Inzwischen steht fest, dass "Ichtys" seetauglich ist. Auch die beiden Pastoren haben ihre Seetauglichkeit bewiesen: Sie bestanden jüngst die Prüfung für den Sportbootführerschein und dürfen "Ichtys" jetzt ohne zusätzlichen Skipper segeln.
Derzeit werden die ersten Fahrten auf der Schlei organisiert. Eine Gruppe von Erzieherinnen aus Marne (Dithmarschen) wagt sich aufs Wasser. "Ihr werdet gleich etwas Rudern dürfen", ruft Bruhn ihnen zu und stellt den 27-PS-Motor aus. Auch das Segel wird eingeholt, damit die Erzieherinnen hautnah erleben dürfen, wie anstrengend die Fischerei zu Jesu Zeiten war. Dann geht es an die Riemen. Insbesondere bei Gegenwind und starker Strömung weiß bald jede an Bord: Zu Jesu Zeiten war Fischen Schwerstarbeit.