Der Wiederaufbau Haitis gestaltet sich Hilfswerken zufolge auch sechs Monate nach dem Erdbeben sehr schwierig. Grund dafür sei vor allem, dass die Regierung kaum handlungsfähig sei, sagte die Geschäftsführerin der "Aktion Deutschland Hilft", Manuela Roßbach, am Freitag in Berlin. So könnten die Behörden keine schnellen Entscheidungen zu Infrastruktur sowie Eigentums- und Landrechtsfragen treffen. Bei dem Erdbeben am 12. Januar waren über 230.000 Menschen ums Leben gekommen.
Gleichzeitig befinde sich die humanitäre Hilfe in der Zwickmühle, sagte Roßbach. Selbst die schlichteste Unterstützung könne wegen der extremen Armut der Menschen erhebliche Spannungen verursachen. Für die Ärmsten sei diese Hilfe mehr als sie jemals hatten. Gleichzeitig würden die, die früher sozial und wirtschaftlich besser standen, jetzt nicht wieder besser gestellt.
Nach Angaben des Bündnisses, dem CARE Deutschland-Luxemburg, die Johanniter-Unfall-Hilfe, die Arbeiterwohlfahrt und der Arbeiter-Samariter-Bund sowie weitere Organisationen angehören, hat das Erdbeben die Infrastruktur in Haiti stark verwüstet. Es seien etwa 105.000 Häuser, über 1.300 Schulen, mehr als 50 Krankenhäuser oder Gesundheitszentren und 20 Prozent der Verwaltung des Landes zerstört worden. Drei Millionen der insgesamt zehn Millionen Haitianer wurden durch die Katastrophe obdachlos.
Bisher 16 Millionen Euro Spenden aus Deutschland
Im Vergleich zu Haiti habe das viel stärkere Erdbeben einen Monat später in Chile gezeigt, dass Chile viel besser entwickelt ist und die Infrastruktur stabiler sei. In Chile starben rund 1.000 Menschen.
"Wichtigste Voraussetzung für eine Wende in der Geschichte Haitis ist die Entwicklung guten Regierungshandelns", erklärte der Vorsitzende von CARE Deutschland-Luxemburg, Heribert Scharrenbroich. Trotz aller Hilfe werde die Zahl der Armen in Haiti nicht geringer sein als vor dem Erdbeben, wenn sich die Regierungsführung innerhalb der kommenden sechs Monate nicht deutlich verbessere.
Nach Angaben des Bündnisses sind noch mehrere Hundert Hilfsorganisationen in Haiti. Zum 1. Juli habe "Aktion Deutschland Hilft" mehr als 16 Millionen Euro an Spenden erhalten, sagte Roßbach. Inzwischen seien in und um die Hauptstadt Port-au-Prince über 1.300 Camps aufgebaut worden.