Nigerianer erhält Morddrohungen nach roter Karte

Nigerianer erhält Morddrohungen nach roter Karte
Der nigerianische Nationalspieler Sani Kaita muss nach seinem Platzverweis im WM-Vorrundenspiel gegen Griechenland um sein Leben fürchten. Er hat 1.000 Morddrohungen erhalten. Trost und Stärke findet er in dieser schwierigen Situation in seinem Glauben.

Aus der schönsten Nebensache der Welt ist tödlicher Ernst geworden: Sani Kaita muss nach seinem Platzverweis im WM-Vorrundenspiel gegen Griechenland um sein Leben fürchten. "Ja, ich habe Morddrohungen erhalten", bestätigte der Nigerianer der Nachrichtenagentur dpa in einem Telefoninterview. Inzwischen sind es sogar mehr als 1.000 Morddrohungen, erklärte am Sonntag Pressesprecher Idah Peterside: "Daher nehmen wir es nicht leicht". Die Nigeria Football Federation hat nun sogar den Fußball-Weltverband FIFA und die eigene Regierung eingeschaltet.

Team schaltet Fifa und Regierung ein

"Dass Menschen sein Leben bedrohen, ist erschreckend und enttäuschend", kommentierte Peterside. "Wir haben mit dem nigerianischen Sportminister gesprochen, um ihn über die Lage zu informieren. Und wir haben auch der FIFA geschrieben, um sie zu unterrichten." Der Weltverband hatte zuvor erklärt, er wisse von dem Vorfall nichts und könne ihn nicht kommentieren.

"Wir hoffen nur, dass die Regierung diese Drohungen als ernste Angelegenheit behandelt", sagte Peterside am Sonntagabend. Nigerias Sportminister Ibrahim Bio übernachte im Teamhotel bei der WM in Südafrika und sei wegen der Drohungen alarmiert worden. "Ich bin zuversichtlich, dass sie etwas unternehmen werden", meinte Peterside. "Der Minister hat uns mitgeteilt, dass diese Dinge passieren. Dies seien Aktionen von einigen übereifrigen Fans und wir dürften uns keine Sorgen machen."

Über Kaita sagte Peterside: "Er ist schockiert, aber bekommt von den Mitspieler und den Verbandsfunktionären Unterstützung." Der Spieler selber erklärte, dass er sich keine Sorgen mache: "Ich bin Moslem, und nur Gott entscheidet über Leben und Tod."

Kaita entschuldigte sich mehrfach

Bei seinem ganzen Land hat sich Sani Kaita bereits für seine Dummheit mehrfach entschuldigt. Doch das scheint nicht jedem zu reichen. Beschimpfungen wie "Idiot" oder "Geh zurück, Kühe hüten" gehören noch zu den harmloseren Beschimpfungen im Internet. Die Morddrohungen landeten zunächst im weltweiten Netz auf den Seiten nigerianischer Zeitungen - und schließlich beim 24-Jährigen persönlich.

Kaita wird beschimpft und bedroht, weil er bei einer 1:0-Führung von Nigeria in der 33. Minute wegen einer versuchten Tätlichkeit vom Platz gestellt worden war. Anschließend kippte die Partie und sein Team verlor 1:2 gegen Griechenland. "Ich kann mich bei allen Nigerianern nicht genug entschuldigen für meinen teuren Fehler", sagte er zu seinem Blackout.

Trotz der Drohungen habe er aber keine Angst, versicherte Kaita. Er schöpft Kraft aus einem Glauben. "Alles auf dieser Welt ist in Gottes Hand, ob es dein Leben ist oder etwas anderes. Solange Gott es will, hat keiner die Macht mich zu töten", sagte Kaita: "Nur Gott weiß, was morgen passiert. Er hält unser Schicksal in seinen Händen. Das ist das, was meine Religion mich lehrt."

Mord nach Eigentor

Kaita schreckt offenbar auch nicht, dass es bereits einen Mord nach einem WM-Spiel gab. Andres Escobar war elf Tage nach seinem Eigentor, das zu Kolumbiens Aus bei der WM 1994 geführt hatte, in Medellin ermordet worden. "Ich will meinen Fall nicht mit dem von Escobar vergleichen, weil jeder auf dieser Erde sein eigenes Schicksal hat", sagte Kaita.

Schon vor den Morddrohungen war die Zeit unmittelbar nach der Roten Karte am Donnerstag für Kaita ein Alptraum. "Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und habe darüber nachgedacht, was mein Handeln mein Land gekostet hat", sagte der Spieler vom russischen Verein Alania Wladikawkas. "Aber ich hoffe, dass wir durch Gottes Gnade unser nächstes Spiel gewinnen. Und danach verspreche ich alles dafür zu tun, dass wir sehr weit kommen."

Zumindest seine Mannschaftskollegen scheinen ihm die dumme Attacke im zweiten Gruppenspiel verziehen zu haben. "Sie haben meine Entschuldigung akzeptiert", berichtete Kaita: "Sie sind jetzt dazu verdammt, das nächste Spiel für mich zu gewinnen, damit wir in die nächste Runde kommen."

dpa