Die Proteste in der islamischen Welt gegen die Militäraktion vom Montag gingen weiter. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad sprach von einer Wahnsinnstat. Die Türkei kündigte an, sie werde ihre Beziehungen zu Israel begrenzen.
Der Frachter "Rachel Corrie" mit der nordirischen Nobelpreisträgerin Mairead Maguire (66) sowie rund 20 weiteren Aktivisten an Bord befand sich am Freitag rund 250 Kilometer vor der Küste Israels in internationalen Gewässern. Die pro-palästinensischen Aktivisten von Bord wollten nach eigenen Angaben unter keinen Umständen das Angebot Israels annehmen und die Hilfsgüter im Hafen von Aschdod löschen.
Israel kündigt Widerstand an
Eine israelische Armeesprecherin wies am Freitag Berichte zurück, wonach die Marine das Hilfsschiff bereits abgefangen habe. "Das stimmt im Augenblick nicht", sagte sie. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor angekündigt, dass Israel eine Verletzung der verhängten Seeblockade vor dem Gazastreifen nicht tolerieren werde. Bei der Erstürmung der Gaza-Solidaritätsflotte hatten israelische Soldaten am Montag neun Menschen getötet, die meisten davon Türken.
Die türkische Regierung will aus Protest gegen den Angriff ihre Kontakte mit Israel nun begrenzen. «Wir meinen es ernst. Es wird keine neuen Kooperationen geben. Die Kontakte werden reduziert», sagte Vizeregierungschef Bülent Arinc am Freitag in Ankara. In Ägypten, dem Jemen und im Irak gab es am Freitag vereinzelte Proteste gegen Israel.
Prediger kritisiert Organisatoren des Hilfskonvois
Der in der Türkei populäre islamische Prediger Fethullah Gülen übte dagegen Kritik an den Organisatoren des Hilfskonvois. Dem «Wall Street Journal» (Freitag) sagte Gülen, Hilfslieferungen ohne Zustimmung Israels seien «eine Herausforderung der Autorität, die keine Früchte tragen wird». Zu den Fernsehbildern, die nach israelischen Angaben zeigen, wie Aktivisten mit Eisenstangen auf die Soldaten einschlagen, sagte er: "Was ich sah, war nicht schön. Es war hässlich."
Der iranische Präsident Ahmadinedschad erklärte zu dem Angriff Israels, dies sei eine Folge von "Schwäche und Wahnsinn". Israel habe dabei "auch die letzte Spur von Vernunft verloren", sagte Ahmadinedschad.
1.200 Tonnen Ladung
Der irische Frachter, der jetzt Kurs auf Gaza nehmen will, hat rund 1.200 Tonnen Ladung an Bord, darunter auch 560 Tonnen Zement. Israel lässt bislang keinen Zement in den Gazastreifen passieren. Als Grund gibt die Regierung in Jerusalem an, dass die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas damit Bunker und Verteidigungsanlagen aufbauen könnte. Zementmangel ist nach Angaben von Hilfsorganisationen eines der größten Hindernisse beim Wiederaufbau des im Gaza-Krieg 2008/2009 zerstörten Gazastreifens.
dpa