Toaster, Robbenbabys und Dialekte

Toaster, Robbenbabys und Dialekte
Zwei Toast springen aus einem Toaster
fotolia/Meliha Gojak
Lassen sich mit einem Toaster Algorithmen überlisten?
Bei der Veranstaltung "Maschinenbilder - Menschenbilder" geht es um sogenannte künstliche Intelligenz und ihre Grenzen. Und um die Angst vor ihr.

Es ist schwierig mit der künstlichen Intelligenz: Schon die Definition kann zu Streit führen. Die massenhafte Verarbeitung von Daten ist noch keine künstliche Intelligenz, auch wenn sie manchmal wie Zauberei wirkt, darauf besteht Anne Foerst, habilitierte Theologin aus St. Bonaventure/USA. Auch maschinelles Lernen hält Matthias Haun allenfalls für "konstruierte Intelligenz". Er muss es wissen, er ist Professor für Kognitive Kybernetik und Philosophie der Kognitionswissenschaften. Solange der Mensch noch dahinter steckt, so Haun, ist das keine künstliche Intelligenz. Die fängt da an, wo die Maschinen autonom werden, das heißt selbst lernen und selbst entscheiden. Und das ist durchaus schon möglich, zum Beispiel bei autonomen Fahrzeugen. In einem Tag, so Haun, könne so ein Fahrzeug mehr aus den zurückgelegten  Kilometern lernen, als ein Mensch in einem ganzen Jahr.

"Maschinenbilder – Menschenbilder", so lautet die Überschrift der Veranstaltung. Wo sind die Grenzen der Maschinen? Peter Mestel, Referent für Digitale Strategie, zeigt auf, wie heute schon User die Algorithmen hinter den Social Media Netzwerken nutzen, nachdem sie ihre Wirkungsweise durchschaut haben. Manchmal ist das manipulativ, manchmal auch absurd-entlarvend, wenn ein Instagram-Account genau deswegen so erfolgreich ist, weil es jeden Tag das exakt gleiche Bild von einem Toaster postet, aber 60.000 Follower hat. Genau deswegen verstärkt Instagram nämlich dann wiederum die weitere Verbreitung von Toaster-Pics. Und der Theologe und Journalist Jonas Bedford-Strohm hebt hervor, dass die lernende Technik nur so gut ist, wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird. Oft ist sie auch nicht auf deren Komplexität vorbereitet. Der bayerische Rundfunk, bei dem Bedford-Strohm arbeitet, scheiterte zum Beispiel an einer automatischen schriftlichen Archivierung von Radiobeiträgen via Speech-to-Text, schlicht, weil die zugrundeliegende Google-Maschine zwar Deutsch konnte, nicht aber oberpfälzisch, niederbayerisch oder fränkisch.

Mensch und KI im Wettstreit

Prinzipiell aber, so sind sich alle einig, sind technologisch eigentlich keine Grenzen gesetzt. Und deswegen sei es umso wichtiger, welche zu setzen. Warum zum Beispiel, so fragt Anne Foerst unter vehementer Zustimmung von Publikum und Podium, muss man tolle künstliche Robbenbabies für Demenzpatient*innen einsetzten, wenn sich doch eigentlich Menschen um Menschen kümmern könnten? Grenzen diskutieren und setzen: eine gesellschaftliche Aufgabe, so ist man sich einig – mithin auch eine für die Kirchen. Matthias Haun zum Beispiel möchte so etwas wie Sterbebegleitung nie einer künstlichen Intelligenz überlassen.

Was noch schwierig ist mit der künstlichen Intelligenz: Die Angst vor ihr. Das wird auch bei den Publikumsfragen klar, die – das ist ganz neu – zu einem großen Teil über die Plattform bzw. App "sli.do" gestellt werden, per Smartphone. "Worin ist der Mensch der KI noch überlegen?" ist da eine bange Frage. Das ist eine Frage, die sich aus christlicher Sicht verbietet, findet Anne Foerst. Denn mit der KI in einen Wettbewerb zu treten und daran den Wert des Menschen festzumachen, das sei eben nicht richtig. Schließlich sei es ur-evangelisch, die Gottesebenbildlichkeit zu betonen, ganz unabhängig von jeder Leistung, jedem Makel, jeder Unvollkommenheit: Jeder Mensch, ja der Mensch an sich ist wertvoll und geliebt, so, wie er ist. Auch wenn er keinen Schachcomputer mehr besiegen kann. Und Matthias Haun schließt mit seiner Überzeugung: Solange keine KI sagen kann "Ich bin, der ich bin" (2. Mose 3,14), habe er auch nicht allzu große Angst.

Ob es vor diesem Hintergrund nun tröstlich oder ärgerlich war, dass die Partizipation über den digitalen Weg vielfach am schlechten WLAN in Halle 2 des Kongresszentrums scheiterte – darüber kann man geteilter Meinung sein. Weniger Papier wurde auf jeden fall verbraucht.

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