Chronisch nachrichtenmüde

Chronisch nachrichtenmüde
Bitte nicht einschlafen! Auch, wenn Ihnen gerade danach ist. Wir können das verstehen. Wir können es sogar erklären. Und wir haben ein Gegenmittel. Allerdings: Sie müssten es finden. Damit Sie uns bei der Suche nicht wegnicken, haben wir es sehr gut im Text versteckt.

Christian Stöcker stellt in seiner neuen Spiegel-Online-Kolumne gleich am Anfang eine Frage. 

„Mal ehrlich: Wie oft haben Sie sich in den vergangenen Wochen bei dem Gedanken ‚Ich will das gar nicht mehr wissen‘, ertappt? Bei dem heimlichen Wunsch, am liebsten gar keine Nachrichten mehr mitzubekommen, weil die ja doch immer irgendwie davon handeln, was Donald Trump jetzt schon wieder gemacht, gesagt oder getwittert hat? Weil jede neue Nachricht dieses ständige Gefühl von Sorge und Ohnmacht, ja womöglich Angst verstärkt?“

Und wenn ich ehrlich bin: Dieses Gefühl erlebe ich mindestens einmal in der Stunde. Es wird im Grunde nur unterbrochen von diesem anderen Gefühl, dass ich eine wichtige Information verpassen könnte, die mein und unser aller Leben für immer verändern wird. Und dieses Gefühl begleitet mit in der übrigen Zeit. 

Wie absurd das ist, fällt mir zum Beispiel auf, wenn ich wie heute Morgen um 5 Uhr die Augen aufschlage, nach links greife, mich in meinem Smartphone durch die Nachrichten blättere und dort zuallererst erfahre, dass der neue Bundespräsident ab Mitte März twittern wird.  

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Zunächst über diesen noch nicht ganz offiziellen Account, was ein bisschen den Eindruck hinterlässt, dass jemand aus dem Bundespräsidialamt gestern Nachmittag nach zwei Sekt ganz spontan auf die Idee kam. Aber immerhin heißt Steinmeier bei Twitter nicht @realfrankwalter. Und außerdem soll sich das mit dem Account bald ändern, wenn dann ein offizieller Zugang existiert. 

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Man fragt sich allerdings: Wissen die, wie das bei Twitter läuft? Sobald geklärt ist, dass wirklich das Bundespräsidialamt hinter diesen Tweets steckt, werden sie sich gegen das blaue Häkchen kaum noch wehren können. Und dann wird der Bundespräsident auf ewig als @BPrSteinmeier twittern müssen. 

Mittlerweile ist es 6 Uhr durch. Und Sie sehen: Wir sind noch immer kein Stück weiter. Das ist nämlich die Folge dieser ganzen Entwicklung. Man beschäftigt sich nur noch mit Nebensächlichkeiten. Da muss nicht mal Frank-Walter Steinmeier in den Meldungen vorzukommen, um gleich wieder müde zu werden. 

In seiner Kolumne nennt Christian Stöcker den Begriff „News Fatigue“ für dieses Phänomen: Nachrichten-Müdigkeit. Und es gibt zwei Faktoren, die alles immer schlimmer machen. 

„Nicht das Vorhandensein einer Überfülle von Nachrichten an sich ist das Problem, sondern deren Inhalt: Krieg in Syrien, autoritär agierende Politiker feiern Erfolge in vielen Teilen der Welt, Flüchtlinge - und jetzt auch noch Trump. Der zweite, vielleicht noch wichtigere Faktor sind die digitalen und sozialen Medien. Jede neue Schauernachricht ist eine Push-Meldung auf dem Sperrbildschirm. Und all die furchtbaren Dinge, die einem bei Facebook über den Weg laufen, haben, anders als die Tagesschau, immer Aufforderungscharakter: Sie wollen, dass man sich zu ihnen verhält. Teilen, liken, Wut-Emoji posten, kommentieren, was auch immer.“

Hunderte Nachrichten, und man muss sich irgendwie zu ihnen verhalten. Tja, damit ist nicht nur das gesellschaftliche Phänomen der Nachrichtenmüdigkeit schön umrissen, sondern auch die Problematik dieser Kolumne. Und wie schwer es oft ist, sich irgendwie zu Nachrichten zu verhalten, macht die folgende Meldung sehr schön deutlich. Frank-Walter Steinmeier hat gestern Abend nur Minuten vor seiner eigenen Twitter-Geburt bei „Was nun, Herr Bundespräsident?“ im ZDF gesagt, es habe sich in den sozialen Medien

 „eine gewisse Maßlosigkeit in der Sprache breitgemacht, auf deren Basis keine vernünftige Kommunikation mehr zustande kommt":

Das berichtet turi2. Und es ist nicht ganz klar, ob das jetzt wieder nur das übliche Modul aus dem Baukasten „Öffentliche Grußworte für Politiker über 60“ ist - oder die volle Breitseite an den neuen Kollegen drüben in den Vereinigten Staaten. Wahrscheinlich müssen wir noch etwas warten, um das abschließend beurteilen zu können. Spätestens, wenn heute Mittag die Replik aus Washington kommt („New German Bundespresident has treated me and my daughter Ivanka so unfair. Sad!“), wissen wir dann mehr. 

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Den Namen des hier gemeinten Politikers wollen wir in der heutigen Kolumne ausnahmsweise mal nicht nennen. Aber Trump ist natürlich, Mist, nicht ganz unbeteiligt an der Nachrichten-Müdigkeit in all ihren Erscheinungsformen

Georg Seeßlen hat sich für Spiegel Online Gedanken darüber gemacht, wieso die Sprache in diesem Dauerfeuer aus Lügen so machtlos erscheint. Ganz nebenbei bemerkt: Wenn man bei irgendeinem Thema mal überhaupt keinen Durchblick hat, Georg Seeßlen googeln. Wenn er dazu etwas geschrieben hat, ist das Problem gelöst.

In diesem Fall erklärt Seeßlen die Tatsache, dass es Trump mit so großer Leichtigkeit gelingt, seinen Gegnern ihr Bajonett Sprache aus der Hand zu schlagen damit, dass er mit einer viel mächtigeren Waffe operiert. 

„Von der Diskurskultur unterscheidet sich die Popkultur weiter dadurch, dass die Autorität der ‚Nachricht‘ (des äußeren Bildes) weder durch Logik noch durch Erfahrung, sondern durch Effekt und durch Emotion gebildet wird.“

Und das bedeutet: 

„Die ‚alte‘, politisch-diskursive und, wenn man so will, ‚museale‘ Ordnung (…) entspricht einer sprachlichen Repräsentation. Alles ‚gilt‘, insofern es zum Text geworden ist. Im politischen Sinne bedeutet das in erster Linie: Programme, Gesetze, Verträge und Verordnungen. Die Populäre Kultur hingegen basiert vor allem auf Bildern - auch das Sprechen (…) dient nicht der Herstellung von Texten, sondern von Bildern. Es handelt sich bei dieser non-sprachlichen Repräsentation (um einen typisch linksliberal elitären Fachausdruck zu bemühen) um einen Sonderfall der Teleosemantik. Vom Teleogehalt einer Wahrnehmung (einer "Nachricht" zum Beispiel) spricht man dann, wenn ein (erzeugtes) Bild A exakt dem Gehirnzustand A' entspricht. Sinnvoll ist es, wenn das Bild eines Kuchens exakt meinem Appetit auf Kuchen entspricht.“

Man weiß nicht, ob man da vielleicht mal ein bisschen Verschwörungstheorie riskieren sollte. Also gut. 

„Riskieren wir ein bisschen Verschwörungstheorie; vielleicht ist es ja nur ein böser Traum. Möglicherweise ist selbst die Präsidentschaft für Donald Trump nur ein Übergangsstadium zu einer noch nachhaltigeren Herrschaft. Wer die Medien beherrscht, beherrscht das Land. Wer die Sprache beherrscht, beherrscht die Macht. Wer den Geschmack beherrscht, beherrscht die Gesellschaft. Zumindest ein Nebenziel der Trump-Präsidentschaft in all ihrem Durcheinander von Familie, Business, Politik und Narzissmus, dürfte die Errichtung eines Medienimperiums sein.“

Wenn das Ergebnis dieser Umfrage stimmt, wären die Voraussetzungen dafür schon jetzt ganz gut. 

„The Trump administration is more trusted than the news media among voters, according to a new Emerson College poll.“

Und daran kann nicht mal die Trump-Regierung selbst etwas ändern. Im Wahlkampf waren es ja noch mazedonische Teenager oder andere dubiose Quellen, die Nachrichten mit einem absurd hohen Teleogehalt in die Welt setzten. Inzwischen hat das die Regierungsberaterin Kellyanne Conway übernommen. Und sogar, wenn sie sich später selbst korrigiert, verhindert das nicht, dass die Menschen ihre falsche Behauptung weiterhin für wahr halten. 

„(…) half of Trump voters do think the nonexistent massacre is a good justification for Trump’s executive order“, 

schreibt Peter Kafka. Und nein, wir machen hier keine Witze über Namen.

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Stattdessen schauen wir kurz rüber in ein anderes Land, das in seiner Entwicklung weg von der Demokratie schon etwas weiter ist als die USA: Ungarn. 

Auf der taz-Medienseite erinnert sich Gergely Márton, ehemaliger Redakteur der inzwischen geschlossenen unabhängigen Tageszeitung mit dem für deutsche Zungen unaussprechlichen Namen „Népszabadság“, an den aussichtslosen Überlebenskampf. 

„Orbán will keine bedeutenden freien Medien mehr dulden. Er denkt, mit Donald Trumps Sieg sei auch die letzte Stütze der ungarischen Presse und der Zivilgesellschaft gefallen: Washington. Brüssel oder Berlin fürchtet er schon lange nicht mehr.“

Die „Népszabadság“ war vor ihrer Schließung Marktführer. Es gab also keinen Grund anzunehmen, das Interesse wäre ganz plötzlich versickert. Daher versuchte die Redaktion, die Zeitung zu retten. 

„Nur einen Investor fanden wir nicht (…). In den Augen potenzieller Geldgeber waren wir die Redaktion, für deren Verstummen Orbán einen internationalen Skandal auf sich genommen hat. In den Augen vieler reicher Menschen und Medienschaffenden Ungarns käme es einer Kriegserklärung gleich, uns zu unterstützen. ‚Wer in Medien investieren will, sollte keine anderen Interessen in Ungarn verfolgen.‘ Das sagte Sándor Csányi, der reichste Ungar, im Herbst in einem Forbes-Interview. Wer auf freie Presse setzt, wird angegriffen.“

Zum Beispiel also Journalisten, die notwendigerweise auf die freie Presse setzen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, aber dabei nicht auch noch gebückt gehen wollen, denn die viele Sitzerei vor dem Bildschirm ist ja allein schon schlecht genug für den überbeanspruchten Rücken. 

„Ein Kollege sagte neulich bei einer Demonstration: ‚Tausende Menschen arbeiten für ungarische Medien; aber wundersamerweise betrifft die Medienkrise allein die 300 JournalistInnen, die der Regierung die Stirn bieten würden.‘“

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Um bedrohliche Nachrichten für Journalisten zu finden, muss man allerdings gar nicht nach Ungarn schauen. Da genügt schon ein Blick nach London, wo der "Daily Telegraph" in seiner Wochenausgabe schreibt:.

„Campaigners have expressed outrage at new proposals that could lead to journalists being jailed for up to 14 years for obtaining leaked official documents. The major overhaul of the Official Secrets Act – to be replaced by an updated Espionage Act – would give courts the power to increase jail terms against journalists receiving official material.“

Ja, das alles ist schlimm. Richtig ernst wird es aber, wenn gefeiert wird, es reichlich alkoholische Getränke gibt, aber aus irgendeinem Grund keine Journalisten kommen. Der Fall könnte in diesem Jahr beim Korrespondenten-Dinner in Washington eintreten, wie der Guardian berichtet

Man wird sich also auf ein Bild wie dieses einstellen müssen. 

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Mit den Stars sieht es wieder mal schlecht aus. Auch das ein fundamentaler Unterschied zur gegenwärtigen Situation in Deutschland. Kehren wir noch einmal zum Anfang zurück. Die Wahl zum Bundespräsidenten war ungefähr so gut besetzt wie eine Bambi-Verleihung. Zwischendurch sah man auch noch andere Sportstars, die allerdings nicht im Bundestag zugegen waren, was Joachim Huber im Tagesspiegel kritisch anmerkt.

„Das ZDF, ausgerechnet, zeigte ihn, als sich das Zweite nach einer Dreiviertelstunde aus der Bundesversammlung zugunsten des Wintersports verabschiedete. Gegen 14 Uhr war das Zweite wieder im Reichstag, noch vor der Nationalhymne drängte es wieder zum Wintersport. Sport ist Präsidentenmord. (…) Kann, darf ein öffentlich-rechtliches Programm sich diesem Ereignis entziehen, es portionieren und skalieren nach Maßgabe sportiver Unterhaltung? Die Entscheidung ist fragwürdig, die Bundesversammlung ist eine geschlossene Veranstaltung mit Anfang und Ende, was ein Best-of-Wahl-TV ausschließt.“

Aber vielleicht ist das eine Möglichkeit, etwas gegen die Nachrichten-Müdigkeit zu tun. Wenn die Leute zwischendurch wegnicken, weckt man sie immer wieder mit Sport auf.

Christian Stöcker hätte aber auch noch eine andere Idee

„Vielleicht kann man der Social-Media-verstärkten ‚News Fatigue‘ ja auch anders begegnen als mit Eskapismus. Indem man seinen Nachrichtenkonsum auf bestimmte Uhrzeiten beschränkt zum Beispiel. Nicht auf jeden Link klickt. Und sich dem Aufforderungscharakter des nächsten Trump-zentrischen Postings bei Facebook und anderswo einfach mal widersetzt, weder kommentiert noch Emojis postet.“

Falls Sie nun denken: Das probiere ich doch gleich mal aus, hätte ich allerdings noch eine kleine Bitte. Vielleicht können Sie den Link zu diesem Altpapier teilen. Am besten bei Facebook oder Twitter. Vielleicht mit einem netten Emoji. Und danach können Sie dann im Prinzip gleich loslegen.


Altpapierkorb

+++ Die Böhmermann-Entscheidung ist ja nun schon ein paar Tage alt. Die Kommentare gingen von „Jemand, der sich mit der Materie auskennt, hätte das im Fall des ‚Schmähkritik‘-Gedichts von Jan Böhmermann gewusst und ihm von der Probe aufs Exempel in dieser dumpfen, vor sexuellen Anzüglichkeiten strotzenden Form abgeraten“ (FAZ) bis hin zu „Unbefriedigend“ (DJV). Ganz interessant war aber doch der des Kabarettisten Werner Kozcwara, der es richtig findet, „dass man die künstlerische Freiheit nicht dahin biegen darf, wo sie Einem gerade gefällt. Sondern dass es gewisse Grenzen gibt, und die gelten für alle“ (epd, nicht online). „Kozcwara hat sich mit Programmen zu juristischen Themen einen Namen gemacht, er erhält dafür in diesem Jahr den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg. Seiner Ansicht nach sollten sich Satiriker verständlich machen, ohne dass andere ihnen an den Karren fahren könnten. Als Beispiel nannte er den Berliner Kabarettisten Werner Finck, der im Nationalsozialismus mit ‚Nadelstichen‘ unter den Augen der Gestapo Widerstand geleistet habe. ‚Die Leute in der Uniform, die konnten nichts dagegen machen, weil es halt so brillant formuliert war‘, sagte Kozcwara.“ Das Hamburger Landgericht hat das Gedicht netterweise noch mal ins Netz gestellt. Die verbotenen Passagen sind rot markiert. 

+++ Immerhin teilweise amüsant: das in der Kurzfassung von kress.de als „Strategiegespräch“ titulierte Interview, das Kress Pro mit Thomas Lindner, Vorsitzender der FAZ-Geschäftsführung und einst in verschiedenen leitenden Funktionen bei Gruner + Jahr tätig geführt hat. Er sagt unter anderem: „Ich bin geborener Frankfurter, ich lese die FAZ, seit ich sechs Jahre alt bin. Vorher habe ich mir die Bilder angeschaut.“ Die Bilder in der FAZ? Die Jahrzehnte lang einen optischen Purismus pflegende Zeitung, die erst 2007 ihr Bilderverbot für die Seite 1 abgeschafft hat, dürfte 1970, als Lindner fünf Jahre alt war, ein nur bedingt attraktives Medium für diese Altersgruppe gewesen sein. Und auf die Frage, was „der größte Unterschied zwischen Gruner + Jahr und FAZ“ sei, sagt er: „Hier schreiben noch mehr Leute mit dem Füller und tragen klaglos Krawatte.“ Zuerst habe ich mich gefragt, ob Lindner meint, sie schrieben ihre Artikel mit dem Füller, aber vielleicht meint er auch bloß, dass sie damit Lottoschein und Kreuzworträtsel ausfüllen.

+++ Mit der seit Jahren betriebenen Umdeuitung des Begriffs Tabu beschäftigt sich Franziska Schutzbach im Blog Geschichte der Gegenwart:Journalisten und Politiker konstruieren immer wieder die Vorherrschaft von angeblichen Rede-Tabus, um sich selbst als Befreier zu stilisieren (…) Die Rhetorik der Denkverbote und Tabus ist für die gegenwärtigen politischen Auseinandersetzungen zentral. Sie legt nahe, dass es eine ‚Befreiung‘ brauche: ein ‚Schweigen, das gebrochen‘, ein ‚Denken, das befreit‘, Verbote, die aufgehoben werden müssen. Natürlich durch jene, die das Tabu konstruieren (…) Abgesehen davon sind Tabubrüche, die in der breiten Öffentlichkeit möglich sind, schon im Sinne jeder möglichen Definition des Tabu-Begriffs gar keine Tabubrüche: Wer sich (…) mit sogenannten 'Tabubrüchen' breites Gehör verschafft, bricht kein Tabu, sondern schreibt sich ein in eine bereits allgemein anerkannte Sagbarkeit."

+++ „How The New York Times Is Clawing Its Way Into the Future“ - das dröselt Gabriel Snyder für die März-Ausgabe von Wired (US-Version) auf. Gewiss bemerkenswert: „The Times has had more success at building its digital subscriber base than any other publication. Its nearly $500 million in digital revenue not only dwarfs what any print publication has managed online, it also far exceeds leading digital-only publishers. At The Washington Post, which has invested heavily in digital growth since it was acquired by Amazon founder Jeff Bezos, digital revenue was reported in 2016 to be in the neighborhood of $60 million. In 2015, BuzzFeed brought in a reported $170 million, while the Huffington Post’s 2014 revenue, the most recent reported figure, was $146 million.“ Anderersseits, so Meredith Kopit Levien, „Chief Revenue Officer“ des Hauses: “Our digital subscriber number is a tiny fraction of Netflix’s or Spotify’s numbers, so it still has to be proven that it can be done around news. I think it can.

+++ Dass ein Beratergremium namens "The Law Commission“ der britischen Regierung zu Maßnahmen rät, die massive Folgen für Journalisten haben könnten, berichtet u.a. Spiegel Online. In Großbritannien solles es „künftig nicht mehr nur strafbar sein, wenn Regierungsmitarbeiter Geheiminformationen weitergeben. Auch wer sich solche Informationen beschafft, sie sammelt oder veröffentlicht solle dem Rat der ‚Law Commission’ zufolge strafrechtlich verfolgt werden können (…) Damit würden Medienvertretern die gleichen Strafe blühen wie Spionen, die Landesverrat begehen.Der Telegraph schreibt: „In theory a journalist leaked Brexit documents deemed harmful to the UK economy could be jailed as a consequence“, Der Guardian zitiert Michelle Stanistreet von der National Union of Journalists: “The scope for change is huge, wide-ranging and possibly detrimental. We are concerned at the ramifications for journalists and press freedom as a consequence. We have already faced many challenges and attacks on our right to report in the last few years. Could this be intended as another step taken to curtail the media in the UK?

+++ Im SZ-Feuilleton heute: ein Interview mit der Kinder- und Jugendbuchautorin und Journalistin Sybil Gräfin Schönfeldt anlässlich ihres 90. Geburtstages. U.v.a. arbeitete Schönfeldt Ende der 1950er Jahre, Anfang der 60er als Leserbriefredakteurin im Bauer-Verlag: „Es war eine ungeheuer nützliche Schule, weil du merkst, was Leser bewegt, eine Zeitung zu kaufen. Wenn du von der Uni kommst, weißt du nicht, wer deine Leser sind. Die Millionen aus dem Osten, die damals alles andere als freundlich behandelt wurden, die wollten wissen, wie muss ich mich verhalten, damit ich mich so rasch wie möglich in die Gesellschaft einschmiegen kann. Diese Erfahrung hat den Universitätshochmut bei mir korrigiert.

+++ Auf der Medienseite der SZ empfiehlt Katharina Riehl des weiteren die um Mitternacht zu sehende halbstündige ZDF-Dokumentation „Falscher Verdacht - Unschuldig und doch bestraft“, die „zwar konventionell gemacht ist, aber trotzdem berührt“. Es geht um eine junge Erzieherin in einem katholischen Kindergarten, die zu Unrecht des Missbrauchs verdächtigt wurde.

+++ Über die neunte Episode des „Spreewaldkrimis“ im ZDF, die von einem Afghanistan-Rückkehrer erzählt, schreibt Axel Weidemann in der FAZ, Christian Görlitz habe „einen Film gedreht, der seinem Publikum nicht wenig Sinn fürs Theatralische abverlangt“. Das Fazit klingt dann aber doch versöhnlich: Der Film sei „eine poetisch erzählte Kriegsheimkehrer-Geschichte. Davon gibt es nicht viele im deutschen Fernsehen, wird doch überhaupt nur selten thematisiert, dass das Deutschland des einundzwanzigsten Jahrhunderts Kriegsheimkehrer hat, und zwar gar nicht so wenige“. „Spiel mit dem Tod“ sei „tagespolitisch die aktuellste Episode“, sagt Drehbuchautor Thomas Kirchner im Interview mit dem Tagesspiegel.

+++ „Leitmedien, die bisher Exportüberschuss-Propaganda betrieben, weisen nun auf die Gefahren hin“, heißt es im Vorspann zu einem Beitrag im Oxi-Blog, der zwar bereits fast eine Woche alt und dennoch aufgreifenswert ist, zumal angesichts dessen, dass die Wirtschaftsjournalismuskritik in dieser Kolumne gewiss nicht überrepräsentiert ist. Chefredakteur Wolfgang Storz schreibt: „Alle wichtigen WirtschaftsjournalistInnen und -medien von der Süddeutschen Zeitung über das Handelsblatt, Die Welt bis zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ bzw. eine „riesengroße Koalition“ habe der Bevölkerung „über viele Jahre hinweg (…) buchstäblich eingetrichtert: Exportüberschüsse sind der Beweis für die enorme deutsche Wettbewerbsfähigkeit. Und wenn wir wieder Exportweltmeister werden wie im vergangenen Jahr, ist das ein Grund, Hurra zu schreien. Gefahren und Nachteile wurden buchstäblich verdrängt.“ Nun aber, „unter dem Druck der neuen protektionistischen Politik von Donald Trump“ - also angesichts der Aussicht, dass es mit den Exportüberschüssen bald vorbei sein könnte - „wird gezwungenermaßen umgedacht und umgeschrieben“.

+++ Benachbarte Länder, andere Debatten: Das österreichische Magazin Profil greift Pläne der dortigen Regierung auf, die staatliche Presseförderung von jährlich 8 Millionen auf 17 Millionen Euro zu erhöhen. Neu ist, dass auch Gratiszeitungen wie Österreich und Heute „in den Genuss von Presseförderung“ kommen sollen. Profil zitiert Medien-Minister Thomas Drozda mit den Worten: „Es gibt ordentliche Journalisten bei allen Medien. Warum diese Jobs weniger förderungswürdig sind als andere, möchte ich nicht argumentieren.

Anmerkung: Abgesehen vom ersten Eintrag hat den Korb heute René Martens gefüllt. 

Neues Altpapier gibt es wieder am Dienstag.

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