„Andere Länder, andere Sitten“, sagt ein altes Sprichwort. Das durfte ich vor zwei Wochen einmal mehr (mal wieder) auf sehr positive Weise erleben, als ich einen Gottesdienst der Calvary Chapel in Manila besuchte.
Der Gottesdienst begann um 9 Uhr morgens. In einem kleinen, schmalen Raum versammelten sich rund 50 Menschen, die mich sehr freundlich begrüßten. Auf den Hinweis einer Bekannten hin suchte ich mir den strategisch besten Platz aus: in Reichweite des Ventilators, der Raum hatte nämlich keine Fenster.
Die Frau des Pastors leitete die kleine Lobpreisband – eine Schlagzeugerin, zwei Gitarristen und zwei Sänger –, die ausschließlich englische Lieder spielte. Nach der Anbetungszeit predigte Pastor Joselito über einen Abschnitt aus Kolosser 2. Es ging darum, dass wir als Christen frei vom Gesetz sind und uns diese Freiheit nicht nehmen lassen sollen.
Nach dem Gottesdienst unterhielt ich mich draußen kurz mit einigen Mitgliedern der Gemeinde, bis mich eine junge Frau zu einem „Frauentreffen“ einlud. Alle Frauen der Gemeinde, egal ob jung oder alt, versammelten sich noch einmal im Gottesdienstraum. Dort nahmen wir uns noch einmal Zeit zum Gebet.
Interessant fand ich, dass es sich bei den zusammengetragenen Gebetsanliegen ausschließlich um Dankesanliegen handelte. Hier saßen Frauen, die dankbar für bestimmte Menschen in ihrem Leben waren oder für die Art und Weise, wie Gott in ihrem Leben wirkt.
Anschließend sprach die Frau des Pastors zu uns über Mut. Sie benutzte dafür das Beispiel von Josua, dem Gott immer wieder zugesagt hatte bei ihm zu sein. Gott kenne unsere täglichen kleinen und größeren Kämpfe, sagte sie. Wir bräuchten keine Angst zu haben, weil Gott uns mit allem ausstatte, was wir zum Kampf brauchen. Und vor allem: Gott stille alle unsere Bedürfnisse. Deswegen dürfen wir uns in ihm auch genügen lassen, sagte die Frau des Pastors. Abschließend betete sie noch mit uns.
Der Einladung zu einem leckeren kostenlosen Mittagessen folgte die Einladung zu einem kleinen Gemeindeausflug. Da ich außerhalb von Manila noch nichts gesehen hatte, nahm ich diese Einladung dankend an – ohne zu wissen, was dieser Ausflug alles beinhaltete.
Nach einer etwa zweistündigen Fahrt in einem Kleinbus kamen wir endlich unserem Ziel näher: dem Taal See, in dem sich der Taal Vulkan befindet. Um den riesigen See komplett sehen zu können fuhren wir auf eine Art Hügel. Doch oben angekommen sahen wir – aufgrund von dichtem Nebel – leider gar nichts und froren dazu auch noch, für mich ein Novum auf den Philippinen.
Für philippinische Verhältnisse war es dort wirklich äußerst kalt und windig (schätzungsweise 20 Grad – hier ist das im Vergleich zu sonst konstanten 30 Grad echt kalt!). Aufgrund der „Kälte“ saßen wir schon fünf Minuten später wieder im Kleinbus und machten uns auf den Rückweg – zumindest dachte ich das.
Nach ein paar Minuten hielten wir noch einmal an, um ein paar Fotos zu machen. Weiter unten konnte man den See und den Vulkan darin klar sehen. Alle machten fleißig Bilder, aber an den See selbst fuhren wir nicht.
Auch danach ging es noch nicht direkt zurück nach Manila. Stattdessen hielten wir an einem Haus, in dem eine befreundete oder verwandte Familie wohnte. Auf dem Hof dieser Familie befanden sich bereits etwa 20 Menschen, mit uns waren es schätzungsweise 35 Personen. Das Haus war also – typisch philippinisch – dicht bevölkert von kleinen Kindern bis alten Herren und die Hausherrin hatte alle Hände voll zu tun, um uns alle satt zu kriegen.
Mittlerweile war es schon dunkel. Nachdem wir uns gestärkt und einfach ein bisschen Zeit miteinander verbracht hatten, machten wir uns auf den langen Heimweg. Aber nicht, ohne noch einmal für ein paar Souvenirs am Straßenrand anzuhalten. Filipinos eben.
Meine Lektion dieses Tages: Filipinos essen gerne, reden gerne und sind extrem gastfreundlich. Ein Volk, bei dem man sich als Fremder schnell wohl fühlt.
Diese Gemeinde machte es mir wirklich nicht schwer mich dort willkommen zu fühlen. Gastfreundschaft ist leider nicht allen christlichen Gemeinden gemein. Doch diese kleine philippinische Gemeinde hat mich diesbezüglich wirklich sehr beeindruckt.