Er hatte ein "Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirche". So nannte der Theologe Spener auch sein wichtigstes Buch. Bereits 150 Jahre nach der Reformation stellte Spener fest, dass die Glieder seiner lutherischen Kirche zu wenig Bibelkenntnis hatten, zu wenig Nächstenliebe übten und es auch sonst um ihre Frömmigkeit nicht weit her war. Anstatt sich aber nur in Schriften über diese Umstände zu beklagen, begann Spener auch, sich mit ausgewählten Freunden regelmäßig zu "Frömmigkeitsübungen" (exercitia pietatis) zu treffen, sozusagen der Urform des christlichen Hauskreises.
Spener will eine Kirche, die Ernst macht mit dem, was Luther begonnen hat. Das bedeutet für ihn auch, möglichst viele Menschen zum Protestantismus zu bekehren. Das geschieht aber nur dadurch, dass man ein gutes Vorbild ist. Spener ist einer der bekanntesten Vertreter des "Pietismus", also einer Reformbewegung innerhalb des Protestantismus, die die Frömmigkeit des einzelnen Menschen ins Zentrum rückt. Die kleinen Kreise (collegia pietatis), in denen man sich gemeinsam "erbaut", also die Bibel liest und betet, sind für ihn wie eigene "Kirchlein in der Kirche" (ecclesiola in ecclesia). Speners Einfluss auf die lutherische Kirche ist bis heute wirksam.
Philipp Jacob Spener steht für einen frommen Protestantismus, der deutlich macht, dass Glauben eben nicht nur eine innere Haltung ist, sondern auch zu bestimmten Handlungen führt.
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Aufsatz über die Theologie Speners