Zahl der Schülerbibelkreise steigt wieder

Schüler sitzen im Klassenraum und beten.
SMD
Nach dem Corona-Einbruch steigen die Zahlen der Schülerbibelkreise langsam wieder an.
Ein Gebet zum Pausenbrot
Zahl der Schülerbibelkreise steigt wieder
Mitten im Schulalltag Gottvertrauen und christliche Ethik leben - dazu ermutigen Schülerbibelkreise, beispielsweise an einem Gymnasium in Beilstein bei Heilbronn. Neben Gebeten werden auch Fragen diskutiert, die den Alltag in der Schule betreffen.

Mittwoch 9.55 Uhr. Die große Pause am Herzog-Christoph-Gymnasium in Beilstein bei Heilbronn beginnt. Deborah Schneider eilt aufs Sekretariat, um den Schlüssel für den SMV-Raum zu holen. Der wird vom Schülerbibelkreis (SBK) mitgenutzt. Weitere junge Christinnen und Christen kommen aus verschiedenen Klassenräumen dazu.

Deborah hat eine Andacht vorbereitet, die dazu einlädt, die eigene Gottesbeziehung zu reflektieren. "Auf einer Skala von 1 bis 10: Würdet ihr eher sagen, dass euer Glaube eher leistungsorientiert ist oder dass ihr das eher locker seht, weil Gott eh alles schon getan hat?", fragt die 15-Jährige. Ein Austausch entsteht anhand des biblischen Berichts von Maria und Martha, nebenbei wird in die Vesperdose gegriffen.

Den christlichen Glauben leben, die Nähe zu Gott pflegen - das ist die Essenz, zu der sich die Schülerinnen und Schüler, die unterschiedlichen Kirchengemeinden und Freikirchen angehören, gegenseitig ermutigen. Mehrere Teenager beteiligen sich am gemeinsamen freien Gebet, dann ist die Viertelstunde auch schon vorbei, und ab geht’s wieder in den Unterricht.

"Es ist uns wichtig, als Christen an der Schule zusammenzukommen, uns auszutauschen, im Glauben zu wachsen und uns gegenseitig zu ermutigen", sagt Deborah, die die Leitung des SBKs von ihrer Schwester Tabea nach deren Abitur übernommen hat. Salea aus der Oberstufe und Niklas, ebenfalls Zehntklässler, teilen mit ihr die Verantwortung. Auch Mitschülerinnen und Mitschüler, die bisher noch nicht viel mit christlichem Glauben zu tun hatten, lassen sich immer wieder zu den Treffen einladen. In der Mittwochspause liegt der Schwerpunkt bei der Andacht, freitags mehr bei unterschiedlichen Formen von Gebet, Stille und Lobpreis.

Auch mit den Lehrer:innen beten

Die Pause ist für die jeweils fünf bis zehn Teenager aus allen Klassenstufen Rückzugsort und Oase. Doch die jungen Christen wollen auch positiv in die Schulöffentlichkeit hineinwirken. So gestalte der Schülerbibelkreis zweimal im Jahr einen Schulgottesdienst, berichtet Deborah, die einer Freien evangelischen Gemeinde (FeG) angehört. Ideen hat das SBK-Team viele: ein Adventskalender mit Bibelversen solle das Schulhaus zieren, gemeinsam mit Lehrern wolle man sich einmal im Monat treffen, um für die Schule zu beten. "Wir wollen auch auf unserem Instagram-Account aktiver werden und zudem mit Plakaten einladen", sagt die fröhliche 15-Jährige.

Auch außerhalb der Schule pflegen die SBKler Gemeinschaft, Spiel und Spaß - etwa beim gemeinsamen Wochenende zu Schuljahresbeginn. An der Schule besteht die Aussicht auf einen Raum der Stille, der in Zukunft für Zusammenkünfte des SBKs genutzt werden könnte. "Die Schulleitung steht uns insgesamt positiv gegenüber, es gibt auch Lehrer, die hinter uns stehen. Klar, manchmal kommen auch blöde Bemerkungen von Schülern, aber das ist normal", findet Deborah.

Der neue Regionalreferent der Schüler-SMD Schülerbibelkreise in Württemberg heißt Jonathan Schilling. "Es ist ein Traumjob", sagt der promovierte Historiker. Er ist an jenem Mittwoch auf Einladung des SBKs des Herzog-Christoph-Gymnasiums als Zuhörer dabei und trifft sich nach der Schule mit Deborah, die dankbar ist für die Rückenstärkung.

Als einer von bundesweit acht Regionalreferenten stellt er den christlichen Schülergruppen eine Vielzahl von Materialien, beispielsweise Andachtsvorlagen, zur Verfügung, bietet persönliche Begleitung an und macht Vernetzungsangebote zwischen den Gruppen, die autonom sind. Die SMD ist ein Netzwerk von Christen in Schule, Hochschule und akademischer Berufswelt, das 1949 als "Studentenmission in Deutschland" gegründet wurde und heute ein freies Werk im Raum der Kirche ist.

"Schülerbibelkreise sind eine große Bereicherung für Jugendliche", betont Schilling. Allerdings habe die klassenübergreifende und überkonfessionelle Arbeit durch die Coronazeit sehr gelitten. Gab es in Württemberg vor der Pandemie etwa 180 SBKs, so seien es derzeit etwas mehr als 40. Deutschlandweit sei deren Zahl von etwa 600 auf rund 200 gesunken. Es gehe jetzt aber wieder bergauf. "Derzeit gibt es in ganz Deutschland eine Gründungsphase", freut sich der Regionalreferent.