Viele Christen würden keine Bewegung sehen, sagte Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Ich kann die Unruhe und Ungeduld vieler Menschen verstehen, die sagen: Wann kommen wir endlich substanziell weiter." Schneider warb zugleich darum, das Selbstverständnis der katholischen Partner zu respektieren. "Man kann Partner nicht dahin zerren, wohin man sie gern hätte, nämlich an den gemeinsamen Tisch des Herrn", sagte der Präses. Das Abendmahl sei eine Einladung, mit der man behutsam umgehen müsse, forderte er. Bei dem Christentreffen Mitte Mai steht kein gemeinsames Abendmahl von Protestanten und Katholiken auf dem Programm.
Der höchste Vertreter der deutschen Protestanten nannte als Aufgabe für den ökumenischen Dialog, "uns auf ein gemeinsames Bild und einen gemeinsamen Weg zu verständigen". Im Moment sehe er aber "ein Ziehen und Zerren in unterschiedliche Richtungen". Als Beispiel nannte er Bestrebungen in der katholischen Kirche, aus Sorge um die eigene Identität die Fortschritte des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) wieder rückgängig zu machen. Es gebe in der katholischen Kirche aber "immer noch sehr viele, deren Herzen ökumenisch brennen". Dies gelte für die Priesterschaft ebenso wie für die Bischöfe. Namentlich nannte Schneider den Mainzer Kardinal Karl Lehmann, den früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.
"Damit ihr Hoffnung habt"
Der 2. Ökumenische Kirchentag findet vom 12. bis 16. Mai in München statt. Die Veranstalter erwarten mehr als 100.000 Dauerteilnehmer. Der ÖKT wird gemeinsam vom Deutschen Evangelischen Kirchentag und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken veranstaltet. Vorgesehen sind unter dem Leitwort "Damit ihr Hoffnung habt" rund 3.000 Veranstaltungen. Auch Bundespräsident Horst Köhler, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie zahlreiche weitere Prominente werden zu dem Treffen erwartet. Der 1. Ökumenische Kirchentag wurde 2003 in Berlin gefeiert.