Es ist ihr Traumjob, obwohl sie auch die Härten dieses Berufes längst kennen gelernt hat. Die Hitze im Sommer und die Kälte im Winter, kennt sie von ihrem alten Arbeitsplatz in der Garten- und Landschaftspflege: „Das war nicht schlecht. Wir waren auch immer an der frischen Luft“, erklärt die 32-Jährige. Aber damals gab es keine Pferde und die sind ihre Leidenschaft seit Kindertagen.
Die ersten Voltigierstunden hatte sie in Detmold. Und nach dem Umzug ihrer Familie hat sie in Bünde reiten gelernt. Als sie in einem Wittekindshofer Wohnhaus für Menschen mit Behinderung gewohnt hat, hat sie sich um ein Pony gekümmert. Vor neun Jahren wurde das Therapeutische Reiten gegründet und Rebecca Thees war eine der ersten Teilnehmerinnen.
Sie hat einen sehr guten Draht zu den Pferden"
Als in den Wittekindshofer Werkstätten genau hier ein Arbeitsplatz ausgeschrieben war, hat sie sich sofort beworben. Reitpädagogin Sylvia Niemeier ist absolut zufrieden: „Rebecca ist zuverlässig, arbeitet selbständig und hat einen sehr guten Draht zu den Pferden.“
Hauptaufgaben von Rebecca Thees sind das Abäppeln der Boxen, des Winterpaddocks und der Weide im Sommer. Mit dem Reitanlagenbesitzer mistet sie aus und hilft beim Füttern. „Für’s Wochenende muss ich 35 Heuballen schleppen. Noch mehr Kraft brauche ich manchmal, um Schnallen zu öffnen.
Putzen der Trensen muss sein
Dann ist Trensenpflege angesagt, damit das Leder nicht noch härter wird“, erklärt Rebecca Thees und gibt zu, dass das Putzen der Trensen und Voltigiergurte nicht ihre Lieblingsarbeiten sind. „Das muss sein. Aber es gibt ja auch sehr angenehme Pflichten wie Pferde putzen, Hufe auskratzen und trocken reiten, wenn das die Teilnehmer der Therapieeinheiten nicht selbst machen können“, freut sich die Pferdeliebhaberin.
„Die Arbeit hat mich verändert und tut mir gut“, betont Rebecca Thees und fügt nicht ohne stolz an, dass das auch andere sagen. Zum Beispiel Doris Mühlbach, die sie im Ambulant Unterstützten Wohnen begleitet: „Früher war es oft anstrengend. Rebecca hat sehr oft angerufen, weil sie sich über etwas aufgeregt hat. Das ist heute ganz anders. Sie ist viel ausgeglichener.“
Sogar die anderen Pferde haben getrauert
Viel zu diesem Wandel beigetragen hat Alazahr, ihr Lieblingspferd. „Wenn ich Frust hatte, habe ihm alles erzählt oder war einfach in seiner Nähe. Das tat schon gut“, berichtet sie mit traurigen Augen: „Das geht ja jetzt nicht mehr!“ Vor wenigen Wochen musste sie die bisher schwerste Herausforderung ihres Berufslebens meistern. Für alle unerklärlich konnte der 15-jährige Wallach von einem auf den anderen Tag kaum noch laufen und musste wegen eines Beckenbruchs eingeschläfert werden. „Bei so etwas gibt es keine Hilfe. Das war schrecklich, sogar die anderen Pferde haben getrauert“, erinnert sich Rebecca Thees.
Der Schock saß bei allen tief. Mittlerweile ist der Alltag wieder eingekehrt. Digo, der 11-jährige Fuchswallach, hat nicht nur die Box von Alazahr, sondern auch das ganz besondere Vertrauen von Rebecca Thees geerbt. „Ihm kann ich auch alles erzählen. Wenn ich ihn in den Arm nehme, komme ich auf andere Gedanken“, erklärt die 32-Jährige, die immer noch traurig wird, wenn sie an Alazahr denkt: „Jeder muss mal sterben, aber es war zu früh.
Pferde müssen langsam an die Arbeit herangeführt werden
Gut, dass er nicht lange leiden musste.“ Jetzt hofft sie, dass bald ein neues Pferd gekauft werden kann: „Alazahr ist unersetzbar, aber ein neues Pferd muss seine Aufgaben in der Therapie übernehmen. Das geht nicht von heute auf Morgen. An die Arbeit bei uns, müssen die Pferde langsam herangeführt werden“, weiß die Rebecca Thees, denn sie hat sich auch schon um Pferde gekümmert, die für das Therapeutische Reiten ausgebildet wurden.
Weitere Informationen: www.wittekindshof.de/reiten