"Dr. Hope“, 19. März, 20.15 Uhr auf Arte
Kein Wunder, dass sich das ZDF für diesen Stoff begeistert hat. Eine Frau, die sich in einer Männerwelt durchsetzt, obwohl sie immer wieder wegen ihrer fast revolutionären Ansichten schikaniert wird, die so viel bewegt hat wie nur wenige andere und die trotzdem praktisch niemand kennt: Das schreit nach Verfilmung; und offenbar auch nach Heike Makatsch. Die ungelernte Schauspielerin, deren Fernsehschulen das "Learning by doing“ bei Viva und "Bravo TV“ waren, hat bereits mit ihrer Verkörperung der Kuscheltiererfinderin Margarete Steiff imponiert. Auch das war ein Kostümfilm, auch da ging es um eine starke Frau, die sich nicht unterkriegen lässt; oder, wie der Untertitel zu "Dr. Hope“ verspricht: "Eine Frau gibt nicht auf“.
Mit Heike Makatschs und Justus von Dohnányi
Tatsächlich spricht Heike Makatschs Verkörperung der Ärztin Hope Bridges nicht etwa gegen diesen Film. Wie schon bei "Margarete Steiff“ ist es gerade ihr Spiel, dass aus dem Werk mehr macht als bloß den üblichen Kostümfilm über eine historische Persönlichkeit. Gleiches gilt allerdings auch für ihre Mitstreiter: Justus von Dohnányi und Martin Feifel sind nicht minder sehenswert als die Männer an ihrer Seite. Natürlich ist auch die Geschichte von Hope Bridges faszinierend: Die gebürtige Engländerin ertrotzte sich in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts nicht nur den Besuch medizinischer Vorlesungen, sie durfte dank der Unterstützung durch Kaiserin Auguste auch als erste Frau überhaupt ein Examen ablegen; bloß praktizieren ließ man sie zunächst nicht.
ZU BEginn: EIne herzliche Feindschaft
Geschickt baut das Drehbuch (Katrin Tempel, Torsten Dewi, Christoph Callenberg) gleich zu Beginn eine herzliche Feindschaft auf, die sich durch den gesamten Film ziehen wird: Professor Ludwig von Anstetten, von August Zirner als personifizierter Besenstiel verkörpert, schikaniert sie fortan, wo er nur kann. Jahrzehnte später kreuzen sich ihre Wege erneut: Hope, längst eine national bekannte Koryphäe der Frauenheilkunde, will in München ein Frauenheim eröffnen. Missgünstige Hebammen denunzieren sie als "Engelmacherin“; als medizinischen Gutachter im entsprechenden Prozess bestellt das Gericht prompt ihren alten Leipziger Gegenspieler von Anstetten.
Freundschaft zu Clara Zektin
Die Lebensgeschichte der echten Hope Bridges war ungleich komplexer, als der Zweiteiler zu fassen vermochte. Sieben Jahre hat es von der ersten Idee bis zum fertigen Film gedauert. Mehr als nur beiläufig fließen auch immer wieder historische Elemente ein, zumal Hopes zweiter Gatte, Carl Lehmann (Feifel), engagierter Sozialist ist. Raum findet nur noch die enge Freundschaft zu Clara Zektin (Inka Friedrich); für nicht minder reizvolle Wegbegleiter wie August Bebel, Ludwig Thoma und sogar Lenin war kein Platz mehr.
Angesichts einer derartigen Biografie stapft der Film mitunter zwangsläufig mit Sieben-Meilen-Stiefeln durch die Zeitgeschichte. Trotzdem ist Regisseur Martin Enlen auch dank vortrefflicher Unterstützung durch die Musik von Dieter Schleip und die Bildgestaltung von Philipp Timme ein großes Werk gelungen. Arte zeigt heute beide Teile hintereinander, im ZDF läuft der Zweiteiler Montag und Mittwoch um 20.15 Uhr.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).