Klimawandel macht die Städte heiß und feucht

Klimawandel macht die Städte heiß und feucht
Klimaforscher haben beim 5. Extremwetterkongress in Bremerhaven vor den Folgen des Klimawandels in Ballungsräumen gewarnt. Künftig müsse gerade in Mega-Cities mit mehr Hitze und stärkeren Niederschlägen gerechnet werden, sagte Mitveranstalter Frank Böttcher, Leiter des Hamburger Instituts für Wetter- und Klimakommunikation, am Donnerstag. Rund die Hälfte der Weltbevölkerung lebe bereits in Städten. Bei dem Kongress im Bremerhavener "Klimahaus" treffen sich bis Samstag mehr als 800 Wissenschaftler und interessierte Laien.

Die Leiterin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert, warb für längere Laufzeiten von Atomkraftwerken. Andernfalls müssten viele neue Kohlekraftwerke gebaut werden, "die viele klimagefährdende Treibhausgase produzieren", sagte sie. Generell sei ein intelligenter Energiemix nötig. Eine zentrale Aufgabe komme den Kommunen zu. Schon jetzt gebe es Städte und Gemeinden, die sich vollständig dezentral und klimaschonend mit Energie und Wärme versorgen.

Der Vorsitzende des "Bundesdeutschen Arbeitskreises für umweltbewusstes Management", Maximilian Gege, forderte, die vorhandene Energie sinnvoller zu nutzen. "Wenn wir alte Gebäude vernünftig dämmen und alte Kühlschränke und Heizungen austauschen, kann sehr schnell bis zu 30 Prozent an Energie eingespart werden." Dies könne auch dem Handwerk helfen: "Das ist der Weg zum grünen Wirtschaftswachstum."

Mehr Klima-Bildung statt Klima-Ideologie

Der Fernseh-Meteorologe Sven Plöger forderte "mehr Klima-Bildung und weniger Klima-Ideologie in der Wissenschaft und den Medien". Viele Menschen wüssten einfach nicht, wie sie den Klimawandel mit verursachten, etwa durch CO2. Wäre das unsichtbare und geruchlose Gas eine schwarze Wolke, würden die Menschen sehr viel schneller reagieren, sagte Plöger. Ein schonender und nachhaltiger Umgang mit den natürliche Ressourcen sei zwingend nötig: "Für unsere Form der Lebensgestaltung gibt es schlicht zu viele Menschen auf diesem Planeten."

Plöger unterscheid deutlich zwischen "Wetter" und "Klima". Wetter sei das aktuelle Geschehen vor Ort. Klima dagegen sei ein globales Phänomen: "Obwohl wir in Deutschland einen sehr kalten Winter hatten, war es weltweit der zweitwärmste Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1880."

Der kalte Winter selbst war für Wetterexperten eine Überraschung. "Ich hätte aufgrund der Entwicklung in den Vorjahren eher auf einen milden Winter getippt", sagte Jörg Rapp vom Deutschen Wetterdienst der Deutschen Presse-Agentur dpa. In diesem Winter sei der Wind jedoch außergewöhnlich oft aus Norden oder Osten gekommen und habe kalte Luft nach Deutschland gebracht, erklärte der Meteorologe am Rande des Kongresses.

Wie der Frühling wird, bestimmt der Zufall

"Es war deutschlandweit 1,5 Grad kälter als im langjährigen Mittel", sagte Rapp. Im Norden seien es sogar 2 bis 3 Grad weniger gewesen: "Deutschlandweit war es der kälteste Winter seit 13 Jahren." In Erinnerung werde aber vor allem der viele Schnee bleiben. Im Nordosten sei an manchen Stellen sogar mehr Schnee gefallen als im Rekordwinter 1978/79. Die Wetterstation in Greifswald habe zum Beispiel eine Schneehöhe von 63 Zentimetern gemessen.

Besonders sei auch gewesen, dass die weiße Pracht Deutschland mehr als zwei Monate durchgehend im Griff hatte. "In Norddeutschland gab es 60 bis 70 Tage mit Schneedecke, normal sind im Schnitt um die 30 Tage", erläuterte Rapp.

Ob sich die Deutschen nach dem eisigen Winter auf einen besonders schönen Sommer freuen können, konnte Rapp nicht sagen. "Der Zufall spielt eine Rolle. In der Meteorologie bleibt immer ein Teil unbestimmt." Es könne aber sein, dass es im Frühjahr einige kältere Tage gebe, weil Nord- und Ostsee sich etwas stärker abgekühlt hätten als in den Jahren zuvor. Dadurch sei die Luft, die darüber streiche, ebenfalls kälter: "Wenn aber ein dickes Hoch kommt, wird es auch ein schöner Frühling."
 

epd/dpa