Die Kurie sei bis heute wie eine Monarchie strukturiert, die Intrigen Vorschub leiste, berichtete die Forschungsgruppe "Religion und Politik" der Universität Münster. Die Mitteilung bezieht sich auf die Vortragsveranstaltung "Fünf Jahre Benedikt XVI. - nichts als Pannen?" vor einigen Tagen. Daran nahmen unter anderen der Berliner Politologe Otto Kallscheuer und der Münsteraner Sozialethiker Karl Gabriel teil. "In fünf Jahren hat Benedikt XVI. nie ein Machtwort gesprochen oder eine klare Entscheidung getroffen", wurde Kallscheuer zitiert.
Als Beispiele für Pannen nannte der Wissenschaftler den Umgang mit dem Holocaust-Leugner Richard Williamson von der Piusbruderschaft und Äußerungen des Papstes, Kondome seien keine Lösung für das Aidsproblem. Kallscheuer verwies zudem auf eine missverständliche Rede des Papstes in Auschwitz und die Islam-Vorlesung in Regensburg. Das führte zu vorhersehbaren Konflikten, an deren Ende der Papst stets die Medien beschuldigte, ihn missverstehen zu wollen.
"Kirche vergibt weltpolitische Chance"
Gabriel kritisierte die zentralistische Autoritätsstruktur des Vatikans. Eine solche Institution lasse sich nicht mehr von einer Person allein regieren. Er warf dem Papst außerdem vor, er ignoriere das Säkulare der modernen Welt. Er kommt nicht damit zurecht, dass die katholische Kirche nur noch eine von vielen Religionen im globalen Weltanschauungsmarkt darstellt. Beide Experten bedauerten, dass Benedikt XVI. durch die Pannen eine weltpolitische Chance vergebe. Die Kirche könne wie kaum eine andere Institution die Rolle eines moralischen Global Player übernehmen. Seit Beginn des Pontifikats scheint jedoch das Gegenteil der Fall zu sein.