Murmeltiertag in Punxsutawney: Phil verheißt langen Winter

Murmeltiertag in Punxsutawney: Phil verheißt langen Winter
Millionen Amerikaner erwarten jedes Jahr mit Spannung den 2. Februar, denn dann - und nur dann, sagt ihnen Murmeltier Phil in Punxsutawney voraus, wie das Wetter in den nächsten sechs Wochen wird.

"Sechs Wochen weiterer Winter" - mit dieser Wetterprognose enttäuschte am Dienstag um kurz nach Sonnenaufgang das legendäre Murmeltier Phil tausende Amerikaner. Am "Ground Hog Day", dem jährlichen Murmeltiertag, verfolgten im kleinen Örtchen Punxsutawney im Bundesstaat Pennsylvania rund 17.000 Menschen unter tosendem Jubel, wie der Präsident des örtlichen Murmeltierclubs den Wetterfrosch im Pelz aus seinem Bau zog. Sieht Phil seinen eigenen Schatten, herrscht also klares, helles Wetter, dann ist die Nachricht der Legende nach klar: "Sechs weitere Wochen Winterwetter." Es war bereits das dritte Mal in Folge, dass Phil den Frühlingsfans diese schlechte Nachricht beschied.

Der Weckruf kommt kurz nach Sonnenaufgang. Dann schreiten 15 hohe Herrn des des örtlichen aber weltbekannten "Murmeltierclubs" zum Ritual. Jahr um Jahr bleibt es dasselbe - eine ernste Sache, wie die Mienen der in Frack und Zylinder gekleideten Herrn belegen. Nur der höchste Mann der Murmeltiergilde ist befugt zu tun, was dann geschieht: Mit einem Stock pocht Club-Präsident Bill Deeley an Phils Winterquartier, holt den Kleinen aus dem Tiefschlaf und schließlich aus dem Bau. Wenn dann der blinzelnde Phil seinen eigenen Schatten sieht, also klares, helles Wetter herrscht, dann ist die Nachricht klar: "Sechs weitere Wochen Winterwetter." Sieht der Nager aber nicht schwarz, liegt der Frühling fast schon in der Luft.

Vorhersage nicht an einen Ort gebunden

Dann bricht Jubel aus unter den Hunderttausenden Besuchern und Fernsehzuschauern, die das Nager-Orakel alljährlich mit Hochspannung verfolgen. Zum Glück besitzt Deeley, wie alle seine Vorgänger, die Gabe, ihnen Phils "murmeltierianische" Botschaft in Menschensprache zu übersetzen. Dass die Prognose "100 Prozent korrekt" ist, davon sind Deeley und seine Murmeltierianer überzeugt; womit sie auch irgendwie recht haben. Denn Phils Wettervorhersage ist nie an einen bestimmten Ort gebunden. Und irgendwo in den USA trifft seine Aussage mit Sicherheit zu.

Schließlich ist "Punxsutawney Phil" nicht irgendein Murmeltier, wie Kenner wissen. Sie beteuern, dass Phil schon mehrfach das übliche Murmeltierleben von sechs bis acht Jahren überrundet hat. Angeblich nimmt er dafür jeden Sommer einen kräftigen Schluck von einem magischen Punsch. Nur so erklärt sich, dass ein und derselbe Phil bereits seit 120 Jahren den Schattenmann spielt. Während der Zeit der Prohibition, des Alkoholverbots in den USA, soll er in den 1920er Jahren angedroht haben, 60 Wochen Winter zu prophezeien, sollte man ihm den Schluck aus der Flasche der Lebensgeister verwehren.

Tradition bis ins 19. Jahrhundert

Seine Dienste trugen dem Murmeltier schon hohe Ehren ein: 1986 empfing ihn sogar der damalige Präsident Ronald Reagan. Zurück geht die Tradition des "Groundhog Days" an Maria Lichtmess - in der Mitte zwischen dem kalendarischen Winter- und Frühlingsanfang - bis ins 19. Jahrhundert. Der Murmeltiertag soll seinen Ursprung in Legenden amerikanischer Ureinwohner und deutscher Siedler haben; die Legenden verschmolzen dann miteinander, wie Brauchtumsforscher annehmen.

Demnach glaubte ein in Punxsutawney ansässiger Indianerstamm, dass seine Vorfahren Murmeltiere waren. Die christlichen Siedler wiederum waren überzeugt, dass ein Murmeltier an Maria Lichtmess aus dem Winterschlaf erwacht; und sich für weitere sechs Wochen in seinen Bau zurückzieht, wenn es seinen Schatten sieht - da dann der Winter andauert.

dpa