Dauerfrost tötet Obdachlose und stoppt den Schiffsverkehr

Dauerfrost tötet Obdachlose und stoppt den Schiffsverkehr
Der Winter ist kalt und tödlich: So viele Obdachlose wie schon seit 13 Jahren nicht mehr sind hierzulande bereits erfroren, und der Winter ist noch nicht vorbei. Auch im Ausland fordern die niedrigen Temperaturen Tote: In Rumänien erfroren in einer Nacht zehn Menschen, inzwischen meldet das Land 33 Kältetote.

In diesem Winter sind nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe in Deutschland mindestens 14 Obdachlose erfroren. So viele Kälteopfer habe es seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gegeben, erklärte die Bundesarbeitsgemeinschaft am Montag in Bielefeld. Eine höhere Zahl sei zuletzt im Winter 1996/1997 mit mindestens 25 Toten verzeichnet worden.

Während es in vielen Großstädten bedarfsgerechte Hilfen gebe und etwa durch Kältebusse die Versorgung besser geworden sei, sei das Angebot in Klein- und Mittelstädten immer noch unzureichend. Dass zuletzt vor allem in ländlichen Regionen Todesopfer zu beklagen waren, belege das häufige Fehlen von erfolgreichen Winternotprogrammen.

Nötig sind nach Auffassung des Bundesarbeitsgemeinschaft dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten für kleine Gruppen von Wohnungslosen. Außerdem mahnte der Verein großzügigere Öffnungszeiten der Unterkünfte an sowie die Öffnung von U-Bahnstationen und Bahnhöfen. Stadtverwaltungen sollten zudem telefonische Notrufe einrichten, um gefährdete Wohnungslose sofort zu melden. Rund 20.000 Menschen leben den Angaben zufolge auf der Straße. Die Gesamtzahl der wohnungslosen Menschen beträgt nach der letzten Schätzung des Vereins von 2008 rund 227.000.

Dauerfrost in Osteuropa fordert Tote

Der Dauerfrost in Rumänien hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Bukarest in den vergangenen sechs Tagen bereits 33 Menschenleben gekostet, zehn davon erfroren innerhalb eines Tages. Gerade die Nacht zum Montag war in Osteuropa kritisch: Nach Angaben des rumänischen Wetterdienstes herrschten Tiefsttemperaturen von minus 34,8 Grad bei Intorsura Buzaului in den Karpaten. Der Rekord liegt bei minus 36 Grad. In Polen erfroren in der bisher kältesten Nacht des Winters elf Menschen bei Temperaturen, die bis auf minus 32 Grad in der Nähe von Przemysl im Südosten des Landes sanken. Zudem waren tausende Haushalte im Süden des Landes ohne Strom, der zur Zeit schrittweise wieder hergestellt wird.

Im Nordosten Bulgariens wurde mit minus 29 Grad die tiefste Temperatur für diese Region seit 50 Jahren verzeichnet. In dem Balkanland forderte der Kälteeinbruch nach Medienberichten seit Samstag mindestens drei Todesopfer. Meteorologen warnten, sogar das Wasser in der Schwarzmeerbucht bei Warna könne erstmals seit dem Winter 1942/43 wieder gefrieren.

Deutschland bleibt weiterhin frostig

Der Winter setzt auch Deutschland weitherhin zu. Der Deutsche Wetterdienst erwartet bis zum Wochenende einen leichten Temperaturanstieg auf Höchsttemperaturen um null Grad mit Regen und Schnee, aber deutlichen Minusgraden in der Nacht. Zum Wochenende hin soll es dann wieder kälter werden, mit Temperaturen bis unter -10 Grad Celsius in der Nacht zum Samstag. Wegen des Dauerfrostes ist die Schifffahrt auf dem zugefrorenen Main-Donau-Kanal eingestellt. Der Mittellandkanal wird nur noch mit großer Mühe schiffbar gehalten: Sechs Eisbrecher waren im Einsatz, um die Wasserstraße von der westfälischen Grenze bis Wolfsburg befahrbar zu halten. Zwischen Wolfsburg und Magdeburg ist der Kanal bereits gesperrt, zehn Schiffe liegen im Eis fest.

Bis dahin ist verkehrte Welt: In Mecklenburg-Vorpommern und im Osten Brandenburgs wurden Temperaturen um minus 21 Grad gemessen, sechs Grad kälter als auf der Zugspitze, sagte Thomas Globig vom Wetterdienst Meteomedia. In Hamburg friert die Alster zu, so dass die Hamburger erstmals seit 1997 wieder auf das "Alstereisvergnügen" hoffen, ein Volksfest mit 150 Buden auf dem Eis. Voraussetzung dafür ist zwanzig Zentimeter dickes Kerneis auf der Außenalster an 50 verschiedenen Mess-Stellen.

Die Berliner wärmen sich derweil im Schwimmbad auf. Die Besucherzahlen erhöhten in diesem Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um zehn Prozent, sagte ein Sprecher der Bäderbetriebe: "Die Sehnsucht nach Wärme ist stark gestiegen." Auch die Energieversorger freuen sich. Rekordverdächtige Minustemperaturen kurbeln in Niedersachsen und Bremen den Gas- und Fernwärmeverbrauch an. "Wir gehen von einem deutlichen Mehrabsatz im zweistelligen Prozentsatz aus", sagte Christian Blömer vom Oldenburger Energieversorger EWE. Für die Verbraucher heißt das: Dieser Winter wird ein teurer Winter.

epd/dpa/han