Kardinal Kasper nach Käßmanns Kritik am Papst enttäuscht

Kardinal Kasper nach Käßmanns Kritik am Papst enttäuscht
Selbstmarketing per Papstkritik? Diese Vermutung hat der katholische Ökumene-Kardinal Kasper mit Blick auf die EKD-Ratsvorsitzende geäußert. Käßmann hatte gesagt, in der Ökumene erwarte sie vom Papst nichts.

Die kritischen Äußerungen der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, über den Ökumene-Kurs von Papst Benedikt XVI. haben neue Irritationen zwischen Protestanten und Katholiken ausgelöst. Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Walter Kasper, nannte Käßmanns Papstkritik in einer am Freitag verbreiteten Erklärung "zutiefst unökumenisch". Die Bischöfin sagte dem Sender Radio Vatikan, sie wolle sich mit der katholischen Kirche nicht streiten: "Es verbindet uns mehr, als uns trennt."

"Oft und nachdrücklich für Einheit eingesetzt"

Bei einer Veranstaltung in Berlin hatte die Bischöfin am vergangenen Wochenende gesagt, in der Ökumene erwarte sie vom Papst nichts. Kasper hielt dagegen, Käßmanns Position zeuge von "ökumenischer Uninformiertheit". Kein anderer Kirchenführer habe sich so oft und so nachdrücklich für die Einheit der Christen eingesetzt, wie dies Benedikt XVI. seit seiner Wahl vor fast fünf Jahren tue. "Umso unverständlicher" seien Käßmanns Äußerung.

"Wenn etwas zu erwarten gewesen wäre, hätte sich das bis jetzt gezeigt", wurde Käßmann zitiert. "Ich war bisher der Meinung, dass solche pauschalen gegenseitigen Aburteilungen endgültig der Vergangenheit angehören", kommentierte der "Ökumene-Minister" des Vatikans die Äußerungen. Kasper fügte hinzu: "Ich habe mich getäuscht und bin enttäuscht."

Versöhnliche Töne Käßmanns

In dem Interview mit Radio Vatikan stimmte Käßmann versöhnliche Töne an. Katholiken seien ihr in jedem Fall "näher" als Menschen, die einer anderen Religion angehörten oder keinen Glauben hätten, betonte die Bischöfin. Sie erinnerte daran, dass ihr erster offizieller Besuch als EKD-Ratsvorsitzende dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, galt. Beide Seiten hätten im Dialog "viel erreicht". In den Gemeinden gebe es zudem "sehr viel lebendige Ökumene".

Allerdings bekräftigte Käßmann zugleich ihre Skepsis zum derzeitigen Stand der Ökumene. Nach großen Erfolgen befinde sich der katholisch-evangelische Dialog an einem Punkt, "wo ich keine Durchbrüche jetzt erwarte", sagte sie Radio Vatikan. Sie wies auf strittige Fragen des Kirchen- und Amtsverständnisses sowie infolgedessen auch der Abendmahlspraxis hin. Dies seien Fragen, "die wahrscheinlich nie eingeebnet werden". Bleibende Unterschiede seien jedoch auch ein Zeichen für "Vielfalt und Kreativität des Christentums".

"Man kann mit Papstkritik leicht Stimmung machen"

Kasper interpretierte Käßmanns Äußerung zu ihren Erwartungen an die ökumenischen Bemühungen des Papstes als Werbung für die eigene Person. "Man kann derzeit mit Papstkritik leicht Stimmung machen und Zustimmung erhalten." In dieser Form sei sie jedoch "unfair und ungerecht." Dies zeige, dass die ökumenische Diskussion in Deutschland "kaum wahrgenommen" werde.

epd