"Nach unserer Schätzung gibt es rund 20 große Hersteller von Euro-Blüten, die professionell arbeiten", sagt Rainer Elm, Leiter des Nationalen Analysezentrums der Bundesbank. Doch wenn eine Quelle versiege, suchten sich die Vertreiber eine neue. "Es ist schwierig, die Fälscherwerkstätten zu eliminieren", sagt Elm. Denn selbst wenn die Polizei Fälscher festnehme, würden die organisierten Banden sofort neue Wege für ihr Geschäft finden.
Deutschland: Jede zweite Blüte ein "falscher Fünfziger"
Immerhin sorgte die Überführung des bulgarischen Vertriebsnetzes dafür, dass sich die Zahl der 200-Euro-Blüten in Deutschland im zweiten Halbjahr auf 820 halbierte. Denn die Bande war auf diese Noten spezialisiert, die sie vor allem in Geschäften absetzten, die Luxusartikel oder andere hochpreisige Ware verkaufen.
Die meisten anderen Kriminellen der Branche bevorzugten inzwischen 50- und 20-Euro-Noten. "Fälscher versuchen die höchste Note nachzumachen, die im Handel noch problemlos akzeptiert wird", erläutert Elm. In Deutschland war 2009 fast jede zweite Blüte ein "falscher Fünfziger", im gesamten Euro-Raum ist fast jeder zweite gefälschte Schein ein 20er.
Wirtschaftlicher Schaden durch Fälscher gering
Trotz einiger Erfolge der Polizei brachten Geldfälscher 2009 in Deutschland erneut deutlich mehr Blüten in Umlauf. Allerdings richteten sie auch weniger Schaden an. Die Zahl der Fälschungen ist mit 52 500 falsche Euro-Noten verschwindend gering, denn die Bundesbank bearbeitet rund 14 Milliarden Scheine pro Jahr. Ohnehin liegt das Aufkommen deutlich unter dem Spitzenwert von 80 000 Fälschungen im Jahr 2004.
Da der Anteil der in Deutschland entdeckten 100- und 200-Euro-Blüten deutlich sank, richteten die Fälscher aber nur noch einen wirtschaftlichen Schaden von 3,1 Millionen Euro an - im Vorjahr hatte er noch um 400 000 Euro höher gelegen. "Der Schaden durch Falschgeld hat den niedrigsten Stand nach dem Einführungsjahr der Euro-Banknoten erreicht", betont Helmut Rittgen, Leiter des Zentralbereichs Bargeld bei der Bundesbank.
Italiener mit 967 falschen Zwanzigern erwischt
Freilich liegt nicht alle Blüten auch kriminelle Energie zugrunde. In jedem fünften Fall geht die Notenbank von Scherzartikeln oder Schüler-Experimenten am heimischen Drucker aus. Besonders Fünf-Euro- Scheine seien leichter an den Mann zu bringen, sagt Rittgen. "Da sie oft nur sehr oberflächlich geprüft werden, fällt die Fälschung zwischen zwei echten Scheinen in der dunklen Disco kaum auf."
Aufmerksamer war ein Mandelverkäufer auf dem Münchner Oktoberfest. Er wurde stutzig, als ihm ein 33 Jahre alter Italiener eine falsche 20 Euro Note zur Bezahlung vorlegte. Als er den Kunden zur Rede stellte, flüchtete dieser. Doch die Festwiesnwache reagierte prompt und machte den Mann dingfest: Er hatte weitere 18 falsche 20 Euro Noten bei sich. Bei der Durchsuchung seines Hotelzimmers fand die Polizei weitere 967 falsche Zwanziger.