Kulturszene: Die nächsten Höhepunkte auf Theaterbühnen

Kulturszene: Die nächsten Höhepunkte auf Theaterbühnen
Vorhang auf für die zweite Runde: Mit Spannung werden die nächsten Premieren der wichtigsten Sprechbühnen im deutschsprachigen Raum erwartet. Seit Saisonbeginn im Herbst haben sieben neue Intendanten auf den Chefposten in Hamburg, Berlin, Hannover, Dresden, Frankfurt, Zürich und Wien Platz genommen. Mit neuen Leitungsteams und Ensembles haben sie die Kulturszene ihrer Städte neu aufgemischt. Andere setzten auf altbewährte Rezepte und Regisseure - nur an anderen Stellen.
05.01.2010
Von Carola Große-Wilde

Der neue Intendant des Hamburger Thalia Theaters, Joachim Lux, beginnt das Jahr mit einem neuen Theater-Festival: Statt der Autorentheatertage, die sein Vorgänger Ulrich Khuon mit ans Deutsche Theater Berlin genommen hat, gibt es erstmals Lessingtage (24. Januar bis zum 7. Februar). Eröffnet wird das Festival, zu dem nationale und internationale Gastspiele erwartet werden, von Schriftsteller Ilija Trojanow ("Der Weltensammler"). Der neue Hausregisseur Luk Perceval inszeniert nach "The truth about the Kennedys" im Herbst "Kinder der Sonne" von Maxim Gorki. Im Schauspielhaus gibt es ein Wiedersehen mit Julia Nachtmann und Aleksandar Radenkovic als Liebespaar - diesmal in "Romeo und Julia" (16. Januar) und "Punk Rock", das neue Stück des britischen Erfolgsautors Simon Stephens (18. März).

"Immer noch Sturm - Storm Still"

Am Deutschen Theater Berlin wird mit Spannung die Uraufführung von Dea Lohers neuem Stück "Diebe" in der Regie von Andreas Kriegenburg (15. Januar) erwartet, Stephan Kimmig setzt mit Schillers "Kabale und Liebe" ebenfalls auf die große Liebe (5. Februar). Dimiter Gotscheff inszeniert Tschechows "Krankenzimmer Nr. 6" (26. Februar), Michael Thalheimer bringt Hebbels "Die Nibelungen" auf die Bühne. An der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz inszeniert Intendant Frank Castorf "Die Soldaten" von Jakob Michael Reinhold Lenz, an der Schaubühne bringt Thomas Ostermeier "Dämonen" von Lars Norén auf die Bühne. "Kräftige und gut aussehende Männer" suchte das Berliner Ensemble (BE) für die Sophokles-Inszenierung "Ödipus auf Kolonos" in der Regie von Altmeister Peter Stein. In der Titelrolle wird Klaus Maria Brandauer zu sehen sein (Premiere 25. August).

BE-Intendant Claus Peymann geht unterdessen fremd. Er wird an seiner früheren Wirkungsstätte, dem Wiener Burgtheater, in der nächsten Saison William Shakespeares "Richard II." (9. Januar) und Peter Handkes neues Stück "Immer noch Sturm - Storm Still" inszenieren. Der Schriftsteller, selbst gebürtiger Kärntner, stellt in seinem Stück Menschen aus seiner Heimatregion in den Mittelpunkt, die organisiert Widerstand gegen die Nationalsozialisten geleistet haben. Ebenfalls von Handke stammt die Nachdichtung von Euripides "Helena" (Regie: Luc Bondy, Premiere im Juni). Bei den Salzburger Festspielen feiert am 25. Juli Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" Premiere (Regie: Christian Stückl).

Neue Theatereuphorie in Frankfurt

Mit der Uraufführung von "Bonnie und Clyde" (11. Februar) setzen die Münchner Kammerspiele den Trend fort, Filmstoffe auf die Bühne zu bringen. Am 16. Januar feiert "Endstation Sehnsucht" von Tennessee Williams in der Regie von Sebastian Nübling Premiere. Die Hauptrolle der "Blanche" spielt Wiebke Puls. Das Residenz Theater zeigt "Viel Lärm um Nichts" von William Shakespeare (Regie: Jan Philipp Gloger) und "Pelzig mit dem Staat im Hause" von Frank-Markus Barwasser. Gastregisseur Wolfgang Engel inszeniert am Deutschen Nationaltheater WEIMAR Schillers "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua" (29. Mai). Das Theater ERFURT, das sich mit Uraufführungen zeitgenössischer Opern einen Namen gemacht hat, zeigt die Oper "Nana" nach Emile Zola.

Am Schauspiel Frankfurt, wo der neue Intendant Oliver Reese bereits in drei Monaten eine neue Theatereuphorie entfachte, inszeniert Stephan Kimmig Frank Wedekinds "Lulu" (26. März). Ein weiterer Höhepunkt ist die Uraufführung von "Das blaue blaue Meer" aus der Feder eines der neuen Haussautoren, des erst 28-jährigen Nis- Momme Stockmann.

Zwischen Klassik und Moderne

Ein Highlight im Schauspielhaus Stuttgart ist "Der Kirschgarten" von Anton Tschechow in der Regie von Michael Thalheimer. Der Stuttgarter Intendant Hasko Weber bringt am 20. März "Hauptsache Arbeit!" von Sybille Berg auf die Bühne. Am 25. Juni steht die Inszenierung "Tanz auf dem Vulkan" von und mit Harald Schmidt auf dem Programm.

Die neue Intendantin des Schauspielhauses Zürich, Barbara Frey, setzt in ihrer ersten Spielzeit auf eine Mischung aus klassischen und neuen Stücken. Zu den Highlights 2010 dürfte eine neue Arbeit des Schweizer Dramatikers Lukas Bärfuss gehören, das der österreichische Theater- und Opernregisseur Martin Kusej im Mai auf die Bühne bringen will. Außerdem will die Berliner Choreographin und Tänzerin Sasha Waltz im Juni eine neue Arbeit erstmals in Zürich zeigen. Frey selbst will nach ihrer Inszenierung zur Saisoneröffnung von Schillers "Maria Stuart" im März bei Shakespeares "Was ihr wollt" Regie führen. Dabei handelt es sich um eine Koproduktion mit dem Wiener Burgtheater.

dpa