Rüdiger Safranski - der "Meisterbiograf" wird 65

Rüdiger Safranski - der "Meisterbiograf" wird 65
Wenn ein Wissenschaftler sein Fach für Laien öffnen will, sehen es die Kollegen oft mit Argwohn. Bei Rüdiger Safranski, Schriftsteller und Philosoph, ist das anders. Wer ihm Populärwissenschaft nachsagt, meint das meist anerkennend. "Er erzählt Geistesgeschichte und macht sie bestsellerfähig", schrieb etwa der "Spiegel". Anlass für das Lob war Safranskis Buch "Goethe und Schiller", das im August und damit noch rechtzeitig im 250. Geburtsjahr des Dichters Friedrich Schiller erschien. Kaum dass das Schiller-Jahr zu Ende ist, feiert Safranski selbst: Am Neujahrstag wird er 65 Jahre alt.
30.12.2009
Von Michael Kieffer

In literarischen Kreisen hat sich der "Meisterbiograf", wie ihn das Magazin "Cicero" adelte, vor allem mit Büchern über Schiller oder die Philosophen Friedrich Nietzsche und Martin Heidegger einen Namen gemacht. Doch man kennt Safranski auch aus dem Fernsehen. Seit bald genau acht Jahren moderiert er die ZDF-Sendung "Philosophisches Quartett", die erreichen soll, was Safranski nach Meinung vieler Kritiker auch mit seinen Büchern schafft: die philosophische Ader seines Publikums anzuregen, zu unterhalten - und immer auch der Sache gerecht zu werden.

Safranski spitzt zu, er provoziert - Gedanken zum Papst

Mit seinem Kollegen Peter Sloterdijk und wechselnden Gästen versucht Safranski sechs Mal im Jahr - stets mitten in der Nacht - den Spagat zwischen großen Fragen der Philosophie und der Analyse von Zeitgeistthemen. Zuletzt ging's dabei oft um die Wirtschaftskrise. In der jüngsten Sendung knöpfte sich das Quartett den Papst vor und fragte, ob Benedikt XVI. einen Kreuzzug gegen die Moderne führe. Im Kern des Vorwurfs stehe der Antimodernismus des Papstes, sagte Safranski. Die Haltung des Papstes sei zugleich ein Antidemokratismus und ein Antiliberalismus - und noch dazu antiwissenschaftlich.

Safranski scheut Zuspitzungen nicht, auch wenn es provozierend wirkt. Vor knapp vier Jahren bezog er denn auch Stellung zur Debatte um die Mohammed-Karikaturen. "Hier geht es um Mohammed, und Mohammed ist ein Prophet, und ein Prophet ist ein Mensch und er ist kein Gott." Also dürfe man der Empörung der Muslime über Mohammed- Karikaturen nicht nachgeben, meinte Safranski.

Mindestens so präsent wie in solchen Debatten ist Safranski auf Bestsellerlisten. Nach Angaben seines Verlags sind dessen Bücher bisher in 26 Sprachen übersetzt worden. Sein aktuelles Werk über Goethe und Schiller gehört seit Monaten zu den erfolgreichsten Sachbüchern. Safranski verfolgt kein minderes Ziel als dieses: die alten Klassiker zu entstauben. So zumindest heißt es in der Verlagsbeschreibung zu Safranskis Schiller-Biografie von 2004.

dpa