"Ich hatte schon immer einen Putzfimmel und habe während meines Studiums bei einem Gebäudereinigungsunternehmen gejobbt. Doch der Grund, dass ich jetzt ein Reinigungsunternehmen leite, ist mein Mann", gesteht die studierte Betriebswirtin. Ihr Mann Attila Karka hatte 2004 die Industriereinigungssparte der Lübecker Bockholdt- Gruppe übernommen und sich mit der Birfood GmbH auf Unternehmen der Lebensmittelindustrie spezialisiert.
"Daneben ist dann Kaboclean als Spezialist für die Büroreinigung entstanden und mein Mann fragte mich, ob ich nicht die Geschäftsleitung übernehmen wollte", erzählt die dunkelhaarige Frau mit dem sympathischen Lächeln. So hängte sie ihren Job in der Marketingabteilung eines großen Medizintechnikherstellers an den Nagel und wurde Unternehmerin.
"Under cover"-Besuche bei den Mitarbeitern
Seither kümmert sich Karka um die Finanzen des Unternehmens, um Kundenakquisition und Kundenpflege. "Unsere wichtigsten Kunden besuche ich regelmäßig einmal im Monat. Dieser Kontakt ist wichtig für die Kundenzufriedenheit, auch wenn das bedeutet, dass ich viel unterwegs sein muss", sagt sie. Kaboclean hat rund 50 Kunden in ganz Deutschland, in der Regel Industrieunternehmen, in denen Birfood die Produktionsanlagen reinigt. "Aber ich gehe auch "under cover" in unsere Objekte, um die Arbeit der Mitarbeiter zu begutachten", sagt sie. Dann zieht die Chefin sich die Firmenuniform - blaue Hose und hellgelbes Polohemd - an und greift auch mal selbst zum Wischmopp, um ihren Angestellten zu zeigen, wie man den Boden noch besser säubert.
"Mein allergrößter Putzfimmel ist allerdings vorbei, seit meine Tochter Tuana auf der Welt ist", sagt die Mutter und zeigt stolz das Foto der Kleinen, das im Silberrahmen auf ihrem Schreibtisch steht. Tagsüber wird die Eineinhalbjährige von der Großmutter betreut. "Aber Freitagmittag ist für mich Feierabend, der Nachmittag gehört mir und meiner Tochter", sagt Karka.
Paradebeispiel für gelungene Integration
Nicht zu letzt wegen ihren eigenen Erfahrungen als berufstätige Mutter bemüht sie sich in ihrem Betrieb um individuelle Teilzeitregelungen für Eltern. "Die Kindergartensituation in Lübeck ist noch immer recht schwierig. Ich finde, hier sollten Unternehmerinnen die Initiative ergreifen und mit einem privaten Träger kooperieren", sinniert sie und notiert diese Idee gleich auf einem Block.
Die junge Unternehmerin ist ein Paradebeispiel für gelungene Integration. Ihre Eltern kamen 1970 aus der Türkei nach Deutschland. Vater und Mutter arbeiteten hart, der Vater baute sich ein kleines Taxiunternehmen auf. "Meine Eltern haben Wert daraufgelegt, dass meine Schwestern und ich eine gute Schulausbildung bekamen, aber auch den Kontakt zur Türkei nicht verlieren", erzählt Karka, die jüngste von fünf Schwestern. Sie spricht fließend Türkisch, was ihr im Umgang mit ihren Angestellten mitunter Vorteile bringt. "Ich bin ein Familienmensch, betrachte aber mein Unternehmen als mein zweites Baby. Das möchte ich wachsen sehen", sagt sie. Auf die Frage, wer bei ihr zu Hause putzt, sagt sie fröhlich: "Ich selbst. Da lasse ich keinen Fremden ran."